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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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mich ruhig schlagen, aber mich nicht dauernd hetzen, dass ich kaum mehr zu Atem komme.
    Ihre Finger drückten einen Stein in die Kuhle der Schleuder. Als sie sich umblickte, entdeckte sie ein letztes welkes Blatt, das verloren am kahlen Ast eines Busches hing. Sie zielte, schleuderte, schoss und traf. Herrlich! Rasch sammelte sie noch ein paar Kieselsteine und ging mitten auf die Wiese. Ich kann es noch, dachte sie befriedigt. Doch dann kamen zwei Falten auf ihre Stirn. Kann ich es denn auch gebrauchen? Auch habe ich noch nie versucht, etwas zu treffen, was sich schnell bewegt. Ob ich das könnte, weiß ich nicht. Wenn ich lernte, auf bewegte Ziele Jagd zu machen, was nützte es? Ich könnte die Beute niemals in die Höhle bringen. Und nur dem Wolf, dem Vielfraß oder einer Hyäne würde das Fressen leicht gemacht.
    Ständig mussten die Jäger des Clans vor den reißenden Tieren auf der Hut sein, die ihnen die Beute streitig machen wollten. Nicht nur Katzenartige, auch Wölfe und Hyänen schnappten den Jägern ein Tier weg; gemein lauernde Hyänen oder hinterhältige Vielfraße trieben sich unablässig an den Stellen herum, wo Fleisch gedörrt wurde, oder aber versuchten, etwas von den Vorräten zu erbeuten. Und diesen Gegnern wollte Ayla nicht erlauben, durch ihre Hand sich leichter Beute zu erfreuen.
    Brun hatte auch nicht erlaubt, dass ich den jungen Wolf mit in die Höhle brachte; und oft töteten die Jäger die räuberischen Tiere, auch wenn man nicht einmal die Felle brauchte. Die fleischfressenden Tiere sind uns immer eine Plage. Aber, schoss es ihr da durch den Kopf, man könnte sie auch mit der Schleuder erlegen. Nur die ganz großen nicht. Zoug hatte es Vorn er klärt und ihm bedeutet, dass es manchmal besser sei, eine Schleuder zu nehmen, weil dann der Jäger nicht so nahe an das Tier herangehen müsse. Aylas Wangen röteten sich.
    Noch lebhaft erinnerte sie sich des Tages, an dem Zoug gelobt hatte, wie vielseitig eine Schleuder zu verwenden sei. Gewiss, eine Schleuder schuf Abstand zur Beute, und ein damit Jagender war sicher vor den scharfen Zähnen und den gefährlichen Pranken. Doch Zoug war nicht darauf eingegangen, dass man dann, wenn das Tier nicht getroffen war, schutzlos und alleine seine Rache zu erwarten hatte.
    Und wenn ich nur fleischfressende Tiere jage? Wir essen sie nie; und es wäre nicht verschwendet, wenn ich sie den Aastieren übriglasse, so wie die Jäger.
    Ayla schüttelte heftig den Kopf, um die unclanmäßigen Vorstellungen zu vertreiben. Ich bin ein Mädchen, sagte sie sich. Ich darf nicht jagen, nicht einmal eine Waffe berühren. Aber ich kann schleudern, auch wenn ich es nicht darf. Ich würde gern den Jägern helfen. Wenn ich einen Vielfraß oder einen Fuchs erlegte, dann könnten sie uns nicht ständig befehlen. Und eine Hyäne! Dieses hässliche Tier, wie gern würde ich eines mit meiner Schleuder erlegen. Ayla sah sich schon listig an die verschlagenen Räuber heranpirschen.
    Den ganzen Sommer über hatte sie mit der Schleuder geübt. Es war vergnüglich gewesen und ohne äußeren Grund. Doch jetzt war ihr klar, dass eine Waffe nur einem Zweck diente dem Jagen. Was Ayla nur ahnte, war, dass der Reiz, einen Pfosten oder ein Blatt zu treffen, bald verblassen würde, wenn ihr Geschick nicht neu herausgefordert würde.
    Dem Mädchen hatte es Freude gemacht, sich zu erproben, sich im Zusammenspiel von Hand und Auge zu üben, und Ayla war stolz darauf, das Schleudern aus eigener Kraft erlernt zu haben. Jetzt war sie bereit zu Größerem. Sie war bereit zu jagen.
    Von Anfang an, als alles noch zufällig und vergnüglich gewesen war, hatte sie sich schon als Jägerin gesehen, sich vorgestellt, wie sie mit ihrer Schleuder auszog, wilde Tiere zu erlegen. Ayla hatte sich die ungläubigen und entgeisterten Gesichter der Clan-Leute vor Augen gehalten, wenn sie mit der Beute zur Höhle zurückkehren würde. Doch als sie das Stachelschwein getroffen hatte, war ihr klargeworden, dass dieses alles eingebildet war. Denn niemals konnte sie ein Beutetier zur Höhle bringen und sich für ihre Kühnheit feiern lassen. Eine Frau hatte nicht zu jagen. Als ihr der Einfall wieder kam, nur räuberische Tiere zu erlegen, regte sich in ihrer Brust eine leise Hoffnung, dass vielleicht auf diese Weise ihre Fertigkeit gewürdigt würde, auch wenn sie ein Geheimnis bleiben musste.
    Je länger sie diesen Gedanken von allen Seiten im Kopf bewegte, desto sicherer wurde sie, dass dies der Ausweg war. Und dennoch

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