Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
und schleuderte sie wieder zu Boden. Dem Ausdruck der Bestürzung auf ihren Zügen folgte augenblicklich Zorn. Wütend blickte sie sich um und sah, dass Brun herüberschaute; doch kein Muskel in seinem Gesicht hatte sich verzogen. Und als sie Brouds Augen spürte, kalt und beherrscht, doch abgrundtief böse, zerfiel ihr Zorn und wurde Furcht.
Eilig kroch Ayla davon, damit der nächste Schlag sie nicht träfe. Dann rannte sie zur Höhle, um das Behältnis zu holen. Broud blickte ihr nach, mit geballten Fäusten abwartend, und kämpfte die Wut hinunter. Er drehte den Kopf und blickte zu den anderen Jägern hinüber und sah Bruns unbewegtes Gesicht, das sich einer Regung enthielt. Dann verfolgten seine Augen Ayla, die wie gehetzt zum Teich hinunterlief, den Behälter füllte und die schwere Blase auf den Rücken schwang. Broud war es nicht entgangen, wie eilig sie sich aufgerappelt hatte, als sie erkannte, dass er nochmals schlagen würde. Er stieß den Atem durch die Zähne und merkte, wie die Wut entwich.
Als Ayla, von der Last gebeugt, an dem jungen Jäger vorüberkam, versetzte dieser ihr einen ruhig geführten und gezielten Stoß, der sie beinah nochmals zu Boden geworfen hätte. Zorn flammte in des Mädchens Wangen. Es richtete sich auf, schoss einen haßerfüllten Blick auf ihn ab und lief langsamer. Und wieder schlug der Jäger zu. Ayla duckte sich, so dass sie schmerzhaft an der Schulter getroffen wurde. Jetzt waren die Augen aller Jäger auf das Geschehen gerichtet. Hilfesuchend blickte das Mädchen zu den Männern. Doch Bruns Blick trieb sie schärfer zur Eile an als Brouds Fäuste; sie rannte das letzte Stück zu den Männern hinüber, kniete nieder und begann mit gesenktem Kopf, das Wasser in einen Becher zu gießen. Broud kam ihr mit langsamen Schritten nach.
"Crug hat die Herde nach Sonnenuntergang ziehen sehen, Broud", bedeutete ihm Brun mit ruhiger Hand, als der junge Jäger sich wieder in den Kreis setzte.
Also war der Clan-Führer nicht unmutig über sein Verhalten! Er hatte ja auch nur clanmäßig gehandelt. Eine widerspenstige Frau hatte gebührende Strafe verdient. Broud war erleichtert und wusste, dass er sich ab heute würde beherrschen können.
Als die Männer getrunken hatten, kehrte Ayla niedergeschlagen zur Höhle zurück. Die meisten der Clan-Leute waren wieder mit ihren Verrichtungen beschäftigt; Creb aber stand noch immer am Eingang, das Auge starr auf sie gerichtet.
"Creb! Broud hat mich wieder geschlagen", beschwerte sich Ayla und lief zu ihm hin.
Als sie zu dem alten Mann aufblickte, erkannte sie auf seinem Gesicht einen Ausdruck, den sie dort noch nie gesehen hatte, der ihr aber das Herz zusammenzog.
"Du hast bekommen, was du verlangt hast", gab ihr der Mog ur mit grimmiger Miene zu verstehen. Er kehrte ihr den Rücken und humpelte zu seinem Feuer zurück.
Erst am Abend näherte sich Ayla wieder dem alten Zauberer und streckte die Arme aus, sie ihm um den Hals zu legen, hatte dies doch stets sein Herz gerührt. Doch diesmal blieb er unbewegt; nicht einmal ihre Arme schüttelte er ab. Reglos saß der Mog-ur da, kalt und verschlossen und unnahbar. Ayla zuckte zurück, als hätte sie einen Eisklotz umarmt. Tief grollte der Mog- ur und schwer war seine Gebärde, als er ihr seinen Unmut dartat.
"Störe mich nicht. Geh und suche dir eine Arbeit. Der Mog-ur hat nichts übrig für eine aufsässige Frau."
Ayla schoss das Wasser in die Augen. Dass er sie ablehnte, tat ihr weh, und plötzlich kroch eine Furcht in ihr hoch, eine Furcht, die ausging von dem alten Zauberer. Das war nicht der Creb, der ihr vertraut war. Das war der Mog-ur. Zum ersten Mal, seit sie unter den Clan-Leuten lebte, war Ayla klar geworden, warum die anderen es nicht wagten, sich diesem fürchterlichen Mann zu nähern, sondern ihm stets mit einer gewissen Furcht begegneten: Er hatte sich von ihnen - und jetzt von ihr - zurückgezogen. Mit seinem harten, schroffen Blick, der drohend abweisenden Gebärde und seiner tiefen fernen Stimme hatte er dem Mädchen kundgetan, dass ihm sein Tun missfallen hatte, und in Ayla ein Gefühl der Zurückweisung ausgelöst, wie sie es bitterer noch nie empfunden hatte. Sie war aus seinem Herzen gestoßen. Tief getroffen trottete sie zu Iza hinüber.
"Warum ist Creb böse auf mich?" fragte sie bekümmert. "Du weißt es, Ayla. Du musst tun, was Broud dir gebietet. Er ist der Mann. Ihm steht es zu, dir zu befehlen", bedeutete ihr die Medizinfrau.
"Aber ich tue doch alles, was er will."
"Du
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