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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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zeigst dich widerspenstig, Ayla. Du bist zu bockig. Du weißt, dass du aufsässig bist. Das wirft ein schlechtes Licht auf Creb und mich. Creb fürchtet, dass er dich nicht gut gezogen hat, dass er dich zu ungestüm aufwachsen ließ. Mit Langmut hat er dich behandelt, und du glaubst nun, dass alle sich in Langmut mit dir üben müssten. Auch Bruns Blick hat sich schon verdunkelt, wenn er dich sieht. Du hüpfst und springst immer, Ayla. Das machen kleine Kinder, nicht aber Mädchen, die bald Frauen sind. Du machst diese Töne in deinem Hals. Du bewegst dich träge wie eine satte Schlange, wenn dir befohlen wird. Alle sehen dich mit Missfallen an, Ayla. Du hast Schmach und Schande über Creb gebracht."
"Ich wusste nicht, dass ich so schlecht bin, Iza", gab Ayla zurück. "Ich wollte auch nicht schlecht sein. Ich hab' nur nicht auf mich geachtet."
    "Das musst du aber! Du bist zu groß, als dass du wie ein Kind dich gehen lassen könntest!"
Aylas Hand setzte zaghaft dawider: "Aber Broud ist immer so hart gegen mich. Und er hat mich wieder geschlagen."
Traurig blickte Iza auf das Mädchen.
"Er darf so hart sein, wie er will, Ayla. Es steht ihm zu. Er ist ein Mann. Er darf dich schlagen, so oft er will. Und er wird Clan-Führer werden. Du musst gehorchen. Du musst tun, was er befiehlt. Du musst es."
Ratlos blickte die Medizinfrau in das kleine gequälte Gesicht und dachte: Warum macht sie es sich denn so schwer?
Ayla legte sich auf ihrem Fell nieder. Doch lange Zeit verging, ehe sie einschlief. Rastlos wälzte sie sich die ganze Nacht hin und her und erwachte sehr früh. Dann nahm sie Korb und Grabstock und brach noch vor dem morgendlichen Verzehr auf. Sie wollte allein sein. Eilig kletterte sie zu ihrer Wiese hinauf und holte ihre Schleuder aus der Höhle. Lustlos ließ sie das Leder durch ihre Finger gleiten. Broud allein ist schuld, ging es ihr durch den Kopf. Was habe ich ihm denn getan? Er hat mich immer zurückgestoßen. Warum sind die Männer etwas Besseres? Nur, weil sie Männer sind? Broud ist kein großer Mann. Mit der Schleuder ist er nicht einmal so gut wie Zoug. Ich könnte ebensogut sein wie er. Ich bin schon besser als Vorn. Er fehlt viel häufiger als ich. Und Broud sicher auch. Er hat sogar gefehlt, als er dem kleinen Vorn das Schleudern zeigen wollte.
Zornig griff sie nach einem Stein. Als sie ihn abschoss, flog er in ein Gebüsch und scheuchte ein verschlafenes Stachelschwein auf, das sich jetzt über die Wiese trollte. Von allen wurde Vorn in den Himmel gehoben, als er sein erstes Stacheltier bezwang, dachte Ayla. Könnte ich auch, wenn ich nur wollte. Verbittert legte sie einen Stein in ihre Schleuder, zielte und schoss den Kiesel ab. Getroffen!
Unter jubelndem Freudengeheul rannte sie hin. Aber als sie die Beute berührte, spürte Ayla, dass das Tier nicht tot war, sondern nur betäubt. Sie fühlte den raschen Schlag seines Herzens und sah das Blut aus der Kopfwunde rinnen. Plötzlich war sie gar nicht mehr so froh. Warum habe ich das getan? Ich wollte es doch nicht verletzen. Und ich kann es nicht einmal in die Höhle mitnehmen. Iza sähe sofort, dass es von einem Stein getroffen worden ist. Von meinem Stein.
Starr blickte das Kind auf das waidwunde Tier. Niemals werde ich jagen können, schoss es ihr durch den Kopf. Selbst wenn ich ein Tier töte, ich kann es doch nie in die Höhle bringen. Warum übe ich dann noch mit der Schleuder? Creb hat mich schon aus seinem Herzen gestoßen. Was würde er tun, wenn er wüsste, dass ich mich mit einer Waffe übte? Was würde Bruns Verhalten sein? Würde er mich fortschicken? Angst überkam Ayla. Wohin soll ich denn gehen? Ich kann doch Iza und Creb und Uba nicht verlassen. Ich will nicht fort. Ayla ballte die Hände. Ich war schlecht. Und Creb trägt mich nicht mehr in seinem Herzen. Er darf mich nicht hassen. Warum ist er nur so böse auf mich?
Tränen liefen ihr über das Gesicht. Ayla warf sich ins Gras, umfing es, als wäre es die Mutter Erde, und schluchzte ihre ganze bittere Not heraus. Als sie nur noch trocken zu schlucken vermochte, setzte sie sich auf und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Nie wollte sie wieder schlecht sein. Sie wollte alles tun, was Broud befehle. Und nie wieder würde sie eine Schleuder auch nur anfassen. Wie um ihren Entschluss zu bekräftigen, warf sie das lederne Band weit ins Gebüsch. Dann packte sie ihren Korb und hetzte den Hang hinunter. Iza hatte nach ihr Ausschau gehalten und sah sie kommen. "Wo warst du?

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