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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Ayla auch alles richtig im Kopf hatte. Die Erkenntnisse der Medizinfrau kamen aus deren Gedächtnis und von den eigenen Erfahrungen, und sie war selbst erstaunt darüber, wie umfassend das Gewusste war. Nie hatte sie nachdenken müssen, um es sich gegenwärtig zu machen; immer war es einfach da gewesen, wenn sie es gebraucht hatte. Manchmal überkamen Iza beklemmende Zweifel, ob es ihr auch gelänge, Ayla alles zu vermitteln, was sie wusste. Doch Aylas Eifer, alles wissen zu wollen, erlahmte nie, und die Medizinfrau war fest entschlossen, dem Mädchen zu einem gesicherten Rang im Clan zu verhelfen. Täglich wurde unterwiesen, täglich wurde abgefragt, was hierfür und dafür geeignet sei, was wann und wo und wie zu machen wäre, und Aylas Wissen über heilige Kräuter und wie sie anzuwenden waren, vergrößerte sich ständig.
    Zur gleichen Zeit begann Ayla unter Izas wachen Augen und tätigen, kundigen Händen den Verzehr vorzurichten und zu bereiten. Auch für Creb. Sie gab sich große Mühe, die Körner für ihn besonders fein zu zerreiben, ehe sie gekocht wurden, damit er sie mit seinen abgenutzten Zähnen leichter kauen konnte. Auch Nüsse wurden fein gehackt, ehe sie der Mog- ur vorgesetzt bekam. Iza zeigte ihr, wie man schmerzlinderndes Getränk und Umschläge bereitete, die gegen seine Schmerzen in den Gliedern halfen. In diesem Winter ging Ayla zum erstenmal der Medizinfrau zur Hand; und der erste Kranke, den sie gemeinsam behandelten, war Creb.
    Mehrere Fuß hoch lag draußen der Schnee und versperrte den Eingang der Höhle. Zwar wurde durch die weiße Wand die Wärme der Feuer im Innern der Höhle gehalten, doch durch das große Loch oberhalb pfiff immer noch kalt und rau der Wind. Crebs Stimmung schwankte in jener Zeit. Bald war er stumm und zurückgezogen, bald mürrisch und gereizt, bald wieder ganz zerknirscht. Sein Verhalten verwirrte Ayla, doch Iza ahnte, wer es hervorbrachte. Zahnschmerzen waren es, ganz besonders grimmige Zahnschmerzen.
    "Creb, lass mich den Zahn doch mal sehen", drängte sie ihn. Creb presste die Lippen fest aufeinander und schüttelte den Kopf.
    "Es ist nichts. Nur ein kleiner Schmerz im Zahn. Glaubst du, ich kann dieses Schmerzlein nicht aushalten? Glaubst du, ich habe nicht schon früher und schlimmer gelitten?" gab Creb mit Unmut zurück.
    "Doch, Creb." Iza hielt den Kopf gesenkt. Er war sogleich voll Reue und legte bittend die Hand aufs Herz.
"Iza, ich weiß, du willst mir helfen."
"Wenn du ihn mich sehen lässt, den Zahn, kann ich dir vielleicht helfen. Aber wie kann ich wissen, was ich dir geben soll, wenn du mich den Zahn nicht sehen lässt?"
"Was gibt es da zu sehen?" fuhr der Mog-ur auf und deutete auf seinen welken Mund. "Ein schlechter Zahn sieht aus wie jeder andere. Mach mir einfach einen Trank aus Weidenrinde."
Mürrisch ließ Creb sich auf seinem Fell nieder und starrte die rissige Felswand an. Iza schüttelte den Kopf und ging ans Feuer, um den Trank zu bereiten.
"Frau!" brüllte Creb kurz darauf. "Wo ist der Trank?" forderte seine Hand ungeduldig. "Was treibst du denn so lange?
    Wie soll ich mich versenken können? Die Schmerzen lassen mich nicht los."
Mit einem beinernen Becher eilte Iza zu ihm und bedeutete Ayla ihr zu folgen.
"Hier, nimm. Ich wo llte ihn dir gerade bringen. Aber glaube nicht, dass die Weide dir viel helfen wird, Creb. Lass mich den Zahn doch endlich einmal sehen."
"Wie du willst, Iza. Dann sieh!"
Er öffnete den mäßig zahnbestandenen Mund und deutete weit hinein.
Iza winkte das Mädchen heran und zeigte auf den morschen Zahn.
"Siehst du, wie tief das schwarze Loch hinunterreicht, Ayla? Schon schwillt das Zahnfleisch an. Er ist verfault, der Zahn. Er muss heraus, Creb."
"Heraus! Du wolltest ihn doch nur betrachten."
"Ja, Creb. Hier ist der Trank."
"Aber du hast mir doch gesagt, dass der Trank nichts nützt", wies Creb den Becher zurück.
Iza stellte ihn beiseite und meinte: "Nichts hilft da. Du kannst eine Binsenwurzel kauen. Das lindert etwas. Aber lange nicht."
Creb schaute sie hilflos wütend an und wurde fuchtig.
"Und du willst eine Medizinfrau sein? Nicht einmal einen Zahn zu heilen ist dir möglich!"
"Ich kann versuchen, dir den Schmerz herauszubrennen", gab Iza ihm ruhig zu verstehen.
Creb zuckte zusammen und hielt mit der Hand seine Backe.
"Ich nehme die Wurzel."
Am folgenden Morgen war Crebs Gesicht angeschwollen, sein Auge war rot gerändert, ihm hatte der Schlaf gefehlt.
"Iza", stöhnte der Bruder. "Kannst du mir nicht

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