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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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helfen?"
"Hättest du mich dir den Zahn ziehen lassen, dann wäre der Schmerz jetzt fort", beschied ihn Iza und rührte ruhig in ihrer Schüssel weiter.
Creb fuhr auf.
"Frau! Hast du kein Herz? Ich habe die ganze Nacht wach gelegen."
"Ich weiß. Du hast meinen Schlaf gestört."
"Dann tu etwas!"
"Ja, Creb. Aber ich kann dir den Zahn erst ziehen, wenn die Backe nicht mehr so geschwollen ist."
"Weißt du nichts Besseres?"
    "Eines kann ich noch versuchen, Creb, aber denke nicht, dass der Zahn zu retten ist", gab ihm Iza mitfühlend zu verstehen und wandte sich zu dem Mädchen: "Ayla, bring mir das Bündel Splitter von dem Baum, den der Blitz getroffen hat." Und dann zu Creb: "Wir müssen das Zahnfleisch aufstechen, damit das Geschwollene verschwindet. Wir werden versuchen, den Schmerz herauszubrennen."
    Creb schüttelte sich, als er die Anweisung sah, die Iza dem Mädchen gab.
    Die Medizinfrau sah das Bündel verkohlte Holzspäne durch und wählte zwei davon aus und hielt ihrer Gehilfin eines hin.
"Ayla, mach die Spitze von diesem hier glühend. Das Ende muss wie Kohle sein, aber noch so kräftig, dass es nicht zerfällt. Aber erst sieh zu, wie ich das Zahnfleisch steche. Hier, fass an und halte Crebs Lippen offen."
Ayla tat, wie ihr befohlen. Sie starrte in Crebs großen offenen Mund und auf die beiden Reihen scharfer, plumper und abgenutzter Zähne.
"Schau, so steche ich mit diesem harten, spitzen Splitter unter dem Zahn in das Fleisch hinein, bis das Blut zu fließen beginnt", erklärte sie Ayla.
Crebs Hand war zur Faust geballt, an deren Knöcheln das Weiße erschien, doch nicht einen Laut gab er von sich.
Iza wies auf den kranken Zahn.
"Jetzt läuft das böse Blut heraus. Derweilen machst du mir den anderen Span heiß."
Eilig rannte Ayla zum Feuer und kehrte wenig später mit dem glühenden Holz zurück. Iza nahm es ihr aus der Hand, besah es prüfend und bedeutete dem Mädchen, Crebs Lippen wieder hochzuschieben. Dann stach die Medizinfrau mit der glühenden Spitze in das Loch des faulen Zahns. Ayla spürte, wie Creb hochfuhr, hörte ein Zischen und sah, wie aus der großen dunklen Höhlung in Crebs Zahn ein dünnes Wölkchen emporkam.
Iza schmiss den Span ins Feuer.
"Fertig. Jetzt ist zu warten, ob der Schmerz vorbeigeht. Wenn nicht, dann muss der Zahn heraus", bedeutete sie und betupfte die wunde Stelle mit einem Gemengsel aus zerstampften Geranien- und Nardenwurzeln.
Schließlich wandte sich die Medizinfrau wieder zu Ayla.
"Es ist ein Jammer, dass nichts mehr von dem Pilz da ist. Er ist besonders hilfreich. Manchmal tötet er den Lebensfaden des Zahns, oft treibt er ihn heraus. Wenn ich jetzt etwas davon hätte, dann müsste ich den Zahn vielleicht nicht ziehen. Am wohltätigsten ist er natürlich, wenn er frisch ist. Man muss ihn zur Reifezeit pflücken. Vielleicht finden wir bald ein paar davon, Ayla, dann zeige ich ihn dir."
Am nächsten Morgen kam Iza zu ihrem Bruder und erkundigte sich nach seinem Befinden.
"Es ist schon besser, Iza", gab Creb zur Antwort und strich über die noch immer geschwollene Backe.
"Tut er noch weh? Wenn der Schmerz noch nicht ganz weg ist, schwillt das Zahnfleisch wieder an, Creb", warnte Iza mit eindringlicher Gebärde. Creb sah sie an.
"Ja, er tut noch weh", gestand er mit widerwilliger Hand. "Aber nicht mehr so schlimm. Könntest du nicht noch warten? Ich habe über den Zahn einen mächtigen Zauber verhängt. Ich habe den Großen Bären angerufen, den bösen Geist zu vernichten, der den Schmerz hervorbringt."
"Hast du den Großen Bären nicht schon viele Male angerufen, dich von dem Schmerz zu befreien? Ich glaube, der Große Bär wünscht, dass du deinen Zahn opferst, ehe er dir den Schmerz nimmt, Mog-ur", gab Iza zurück, und ein Glitzern erschien in ihren Augen.
"Frau, wie kannst du es wagen, den Begehr des Großen Bären zu deuten?" gab Creb zornig zurück.
"Ich habe mir erlaubt, was mir nicht zusteht. Verborgen sind mir die Wege der Geister", entschuldigte sich Iza mit gesenktem Kopf. Dann aber blickte sie ihrem Bruder ins Gesicht. "Doch ich bin die Medizinfrau und vertraut mit der Kunst zu heilen. Und ich sage dir: Dieser Schmerz wird nicht weichen, ehe der Zahn gezogen ist", erklärte sie entschieden.
Creb kehrte ihr den Rücken zu und humpelte davon. Lange hockte er mit geschlossenem Auge auf seinem Fell. "Iza", rief er dann. "Ja, Creb?"
"Du hast recht gedeutet. Der Große Bär wünscht, dass ich ihm den Zahn zum Opfer gebe. Tu es. Zieh ihn heraus." Iza ging zu ihm

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