Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
seine Gefährtin als um das Kind. Er wünschte aus tiefstem Herzen, er könnte etwas tun. Es machte ihm die Brust eng, Ovra leiden zu sehen, zumal auf einen glücklichen Ausgang kaum zu hoffen war. Und Ovra wünschte sich das Kind; denn bisher hatte sie keines bekommen und sich im Clan wie eine Außenseiterin gefühlt. Selbst Iza, die Medizinfrau, hatte noch ein Kind geboren, so alt wie sie war! Und Ovra hatte sich vor Freude kaum noch fassen können, als sie dann endlich merkte, wie sie die blutenden Tage verließen und mählich ihr Bauch zu schwellen begann.
Droog schien sich besser als jeder andere in des jungen Mannes Herz hineinfühlen zu können. Er hatte ähnlich empfunden, als Goovs Mutter sterben musste, wenn er auch froh war, dass sie Goov geboren hatte, und sich in seiner neuen Familie allmählich wohlzufühlen begann. Er hegte sogar die unbestimmte Hoffnung, dass Vorn mit der Zeit Gefallen daran fände, so gut wie er aus Steinen Werkzeuge zu schlagen. Ona, die jetzt der Brust entwöhnt war, hatte sich längst in sein Herz gelacht. Droog hatte nie ein Mädchen an seinem Feuer gehabt, und Ona war noch so klein gewesen, als Aga ihm zur Gefährtin gegeben wurde, dass ihm manchmal schien, als wäre ihm das Kind geboren worden.
Ebra und Uka hockten mit verspannten und bleichen Gesichtern bei Ovra, während Iza einen Kräutertrank bereitete. Auch Uka hatte sich auf das Kind ihrer Tochter gefreut und hielt jetzt fest deren Hand, um ihr Ermutigung zu geben. Oga war aufgestanden und gegangen, um den abendlichen Verzehr für Brun und Broud anzurichten. Auch Grod und Goov sollten an diesem Abend an Brouds Feuer essen. Ika bot sich an, Oga bei der Arbeit zu helfen; doch sie schlug das Angebot aus, als Goov ihr zu verstehen gab, dass er nicht mitessen wollte. Der Jäger hatte ein Gefühl, als wäre ihm der Magen zugeschnürt.
Oga war zerstreut und voller Unruhe. Sie wünschte jetzt, sie hätte Ikas Angebot der Hilfe nicht gänzlich abgelehnt. Sie wusste nicht, wie es geschah, doch als sie just den Männern heiße Brühe bringen wollte, kam sie ins Stolpern, und die Flüssigkeit ergoss sich über Bruns Schulter und Arm. Der brüllte auf, schoss hoch und sprang wie rasend um das Feuer. Die Zähne knirschten vor Schmerz. Alle sahen hin.
"Oga!" schrie Broud außer sich. "Du dummes, tolpatschiges Tier!" schimpfte er wütend und schämte sich, dass seine Gefährtin dies verschuldet hatte.
"Ayla, geh hin und hilf ihm", bedeutete Iza dem Mädchen.
"Ich kann jetzt nicht weg." Mit geballten Fäusten wollte Broud sich auf Oga stürzen, um sie zu bestrafen.
"Nein, Broud!" wehrte Brun ab, streckte seinen Arm aus und hielt den jungen Mann zurück. Das heiße Fett der Brühe glänzte auf seiner Haut und zischte leise. Und es kostete ihn Mühe, den Schmerz nicht zu zeigen. "Sie kann nichts dafür", wehrte er ab.
Zitternd vor Furcht kauerte Oga demütig zu Brouds Füßen.
Ayla war beklommen zumute. Den Clan-Führer hatte sie noch nie behandelt. Immer noch flößte er ihr heftige Furcht ein. Hastig stürzte sie zu Crebs Feuer, packte eine hölzerne Schüssel, rannte zum Ausgang der Höhle und füllte etwas Schnee in das Gefäß. Dann eilte sie zu Brouds Wohnkreis und sank vor Brun zu Boden.
"Iza schickt mich", bedeutete sie ihm. "Sie kann Ova jetzt nicht alleine lassen. Erlaubt mir der Clan-Führer, ihm zu helfen?"
Mit karger Gebärde gab ihr Brun zu verstehen, dass er einverstanden war. Zwar zweifelte er an Aylas Fähigkeit zur Medizinfrau, aber so, wie es stand, war sie die einzige, die ihm helfen konnte. Mit bebenden Fingern legte sie den kühlenden Schnee auf die rote, aufgeplatzte, blasige Haut und spürte, wie Bruns Muskeln sich lockerten, als der Schmerz etwas nachließ. Sie rannte zu Crebs Wohnkreis zurück, suchte die getrocknete Minze heraus und goss heißes Wasser auf die Blätter. Sobald sie aufgeweicht waren, gab sie kalten Schnee dazu, um den Aufguss abzukühlen, und kehrte zu Brun zurück. Mit sicherer Hand trug sie das lindernde Mittel auf und fühlte, wie die Anspannung aus Bruns Körper wich; der atmete auf. Es schmerzte noch, aber es war erträglich. Beifällig neigte der Clan-Führer den Kopf.
Man könnte meinen, dass sie Izas Zauber bald beherrschte, ging Brun durch den Kopf. Und sie versteht es jetzt, dem ClanBrauch nach sich zu betragen. Man könnte meinen, dass sie eine gute Clan-Frau würde. Wenn Iza etwas zustößt, ehe Uba erwachsen ist, sind wir ohne Medizinfrau. Es war weitblickend von Iza, sie darin zu
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