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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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schwelen anfing.
Denn Droog und Crug hatten zur Bergwiese hinaufgefunden, während sie und das Kind schliefen. Sie hätten den Rauch gerochen und sie gefunden. So aber gingen die Jäger ahnungslos an der Höhle vorüber. Hätte das Kind auch nur im Schlaf gewimmert, ihre Ohren hätten es gehört. Doch alles war still, und der Einschlupf auch nicht für das schärfste Auge zu sehen.
Und noch einmal stand ihr das Glück zur Seite. Der milde Nieselregen, der beständig aus einem düsteren Himmel herabfiel und die Wiese in einen schmatzenden Sumpf verwandelt hatte, löschte alle Spuren aus. Die Augen der Jäger waren so geübt, dass sie den Fußabdruck eines jeden vom Clan erkennen konnten, und sofort hätten sie abgebrochene Äste entdeckt oder frisch aufgestocherte Erde, aus der Knollen oder Wurzeln geborgen worden waren. Doch Ayla war zu schwach gewesen, um solche zu sammeln.
Als Ayla später hinausging, um zu trinken, und in der Nähe der Quelle, wo die Männer angehalten hatten, die Fußspuren sah, stockte ihr der Atem. Und von da an wollte sie fast nicht mehr aus der Höhle gehen. Bei jedem Windstoß, der das Gebüsch vor dem Einschlupf schüttelte, fuhr sie zusammen und gefror vor Angst.
Der Verzehr, den sie mitgebracht hatte, war zur Neige gegangen. Sie durchwühlte die Körbe, die noch vom Winter her in der Ecke standen; nichts außer Nüssen und Hörnchenkot.
Dann aber kam ihr der Steinbau in den Kopf, unter dem sie im hintersten Winkel - damals das gedörrte Fleisch gelagert hatte. So schnell es ging, lief sie nach hinten und nahm die Steine weg. Das Fleisch in der Grube war noch unberührt und gut. Erleichtert seufzte Ayla auf. Doch plötzlich knackten die Zweige am Einschlupf. Wie sie erschreckt den Kopf in diese Richtung wandte, sah Ayla, dass das Gesträuch sich auseinandertat.
"Uba!" rief sie entgeistert, als das Mädchen sich in die Höhle zwängte. "Wie hast du mich gefunden?" fragte sie bestürzt.
"Ich bin dir gefolgt an dem Tag, an dem du fortgingst, Ayla. Ich hatte Angst, dir würde etwas zustoßen. Ich habe Nährendes mit heraufgebracht."
"Weiß Iza, wo ich bin?"
"Nein. Aber sie ahnt, dass ich es weiß. Sie will es nicht wissen, weil sie es dann Brun offenbaren muß. Ach, Ayla, Brun ist voller Zorn gegen dich. Jeden Tag haben die Männer nach dir gesucht."
"Ich sah ihre Spur an der Quelle, aber sie haben die Höhle nicht gefunden", antwortete Ayla.
"Broud stolziert umher und verkündet allen, er hätte immer gewußt, wie schlecht du bist. Creb habe ich kaum zu Gesicht bekommen, seit du uns verlassen hast. Er hockt den ganzen Tag über in der Zauberhöhle, und Mutter zittert vor Angst und Sorge um dich. Sie rät dir, nicht zurückzukommen", berichtete Uba mit lebharter Gebärde.
"Wie kannst du wissen, dass sie mir rät, nicht zurückzukommen, wenn sie dir nichts gedeutet hat?" wollte Ayla wissen.
"Sie hat schon gestern abend und auch heute früh mehr Nahrung zubereitet als sonst. Nicht zuviel - ich glaube, sie hatte Angst, Creb würde ahnen, dass es für dich ist -, aber sie hat ihren Teil nicht gegessen. Später hat sie einen Trank bereitet, und dann begann sie mit den Händen zu klagen, als spräche sie mit sich selbst. Aber sie hat mich dabei angesehen. Ayla darf nicht zurückkommen, klagte sie. Niemals. Das arme Kind, sie hat nichts Nährendes, sie ist so schwach und ohne Kraft. Sie muß ihr Kind versorgen. So machte sie, und dann ging sie fort. Ich dachte mir, dass sie wollte, dass ich es dir brächte."
Uba schaute sich aufmerksam in der Höhle um. Dann fuhr sie fort: "Iza muß gesehen haben, dass ich dir folgte. Es hat mich verwundert, dass sie mich nicht schalt für mein spätes Heimkommen. Brun und Creb zürnen ihr, weil sie ihnen nicht mitgeteilt hat, dass du dich verstecken wolltest. Wenn sie ahnten, dass Mutter einen Weg zu dir kennt - ich weiß nicht, was sie tun würden. Aber keiner hat mich gefragt. Keiner achtet auf ein Kind. Ayla, ich weiß, dass ich Creb offenbaren müßte, wo du bist, aber ich will nicht, dass Brun dich verflucht, ich will nicht, dass du sterben mußt."
    Ayla spürte den angstvo llen Schlag ihres Herzens. Was habe ich denn getan? Als sie gedroht hatte, den Clan zu verlassen, hatte sie sich nicht klargemacht, wie schwach sie noch war, wie schwierig es sein würde, allein mit einem Kind zu überleben. Sie hatte sich darauf verlassen, am Tag der Benamsung zurückkehren zu können. Was soll ich denn jetzt tun? Sie hob ihr Kind von der Erde auf und drückte es an sich.

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