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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Ich kann dich doch nicht wegschaffen?
    Zärtlich blickte Uba auf die junge Frau. "Ayla", begann sie zaghaft. "Darf ich ihn sehen? Ich habe dein Kind nie gesehen."
"Aber ja, Uba! Hier, du sollst ihn sehen", bedeutete Ayla. Die junge Frau legte ihr das Kind in den Schoß. Uba begann, es aus seiner Umhüllung zu schälen.
"Er sieht heil aus, Ayla. Er ist nicht so verkrüppelt wie Creb. Er ist ein bißchen dünn, aber anders ist nur sein Kopf. Und doch sieht er nicht so andersartig aus wie du. Keiner im Clan sieht so aus wie du."
"Das kommt, weil ich nicht im Clan geboren wurde", gab Ayla zurück. "Iza fand mich, als ich ein kleines Mädchen war. Von ihr weiß ich, dass ich den anderen geboren wurde. Aber jetzt gehöre ich zum Clan."
"Verlangt dein Herz nie nach deiner eigenen Mutter?" wollte Uba wissen.
Ayla strich sich die verklebten sonnenhellen Strähnen aus der Stirn und machte wieder die Kerbe in die Nasenwurzel.
"Ich kenne keine andere Mutter als Iza", gab sie zurück. "Ich weiß nichts von jenem Tag, als ich noch nicht zum Clan gehörte." Doch plötzlich erbleichte sie. "Uba, wohin soll ich denn gehen, wenn ich jetzt nicht mehr zurück kann? Mit wem soll ich leben? Iza und Creb werde ich wohl niemals wiedersehen. Und heute ist der letzte Tag, an dem du bei mir bist. Aber, glaube mir, ich wusste nicht, was ich hätte sonst tun sollen. Ich konnte doch mein Kind nicht sterben lassen."
Uba griff nach der Hand der jungen Frau und streichelte sie sacht.
"Ich weiß nicht, Ayla. Mutter sagt, Brun wird das Gesicht verlieren, wenn du ihn zwingst, deinen Sohn anzunehmen. Darum ist er so zornig. Wenn eine Frau einen Mann zwingt, etwas zu tun, was er nicht tun will oder nicht von sich aus zu tun bereit ist, dann achten die anderen Männer ihn nicht mehr. Selbst wenn er dich verflucht, verliert er das Gesicht, weil du ihn genötigt hast, dies gegen seinen Willen zu tun. Ich wollte nicht, dass du weggehst von uns, Ayla, aber wenn du zurückkehrst, mußt du sterben." Verstört starrte die junge Frau in das gequälte Gesicht des Mädchens. Als ob sie sich gleichzeitig trösten wollten, streckten beide weit die Arme aus, umfingen sich und hielten einander fest.
"Du mußt gehen, Uba", bedeutete Ayla schließlich. "Komm, mach dich wieder auf den Weg, sonst ziehst auch du den Zorn der Männer auf dich."
Das Mädchen gab den kleinen Säuger wieder der Mutter zurück und stand auf.
"Uba", rief Ayla, als diese schon den Haselstrauch auseinanderdrücken wollte. "Es hat mir sehr geholfen, dass du heraufgekommen bist. So habe ich dich wenigstens noch einmal sehen können. Laß Iza wissen, dass ich sie liebe." Ihre Augen begannen zu tränen. "Und Creb auch."
"Ja, Ayla." Das Mädchen nickte und schlüpfte hastig durch die Büsche.
Als Uba fort war, packte Ayla das Bündel mit dem Verzehr aus, das diese mitgebracht hatte. Viel war es nicht, doch zusammen mit dem Dörrfleisch würde es für ein paar Tage reichen.
Aber was dann? Sie konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Ihr war, als würde sie immer tiefer in den Schlund schwarzer Verzweiflung hineingezogen. Was sie vorgehabt hatte, war gescheitert. Nicht nur das Leben ihres Kindes, sondern auch ihr eigenes war aufs äußerste gefährdet. Sie kaute, ohne etwas zu schmecken, und trank von dem Gebräu, das Uba ihr gebracht hatte. Dann legte sie sich mit dem Kind in den Armen wieder nieder und glitt in einen hilfreichen Schlaf, der für eine Weile alles Schlimme vergessen machte.
Es war Nacht, als Ayla wieder die Augen aufschlug und den letzten Rest des Izaschen Tranks hinunterstürzte. Jetzt gleich, solange es finster war und keine Gefahr drohte, von den Männern aufgespürt zu werden, wollte sie gehen und sich frisches Wasser holen. Fuß um Fuß tappte sie in der Finsternis umher, bis sie die verästelten Umrisse der Haselnuß entdeckte, die sich schwarz von dem bläulichen Dunkel draußen im Freien abhob. Eilig huschte sie hinaus.
Ein schmales Mondgesicht, das sich immer wieder mürrisch hinter dahinjagenden Wolken verkroch, gab wenig Licht; doch nach einer Weile konnten Aylas Augen Bäume erkennen, die sich geisterhaft aus dem trüben Schimmer der Nacht heraushoben. Im Quellwasser, das, leise vor sich hin murmelnd, über Felsen und Gestein sprang, betrachtete sich das Mondgesicht, verzog sich dort jedoch zu einer breiten unruhigen Fratze. Ayla war immer noch schwach, aber ihr wurde nicht mehr schwindlig, wenn sie aufstand, und das Gehen bereitete nicht mehr so starke

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