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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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zornig wird", bedeutete Ayla nachdenklich, als sie davongingen.
Uba war nicht die einzige gewesen, die erstaunt war über Aylas Unerschrockenheit. Viele hatten den Vorfall beobachtet. Die meisten Neuankömmlinge scheuten zumindest zu Anfang vor dem Bären zurück. Die kleineren Jungen machten sich ein Vergnügen daraus, blitzschnell zum Pfahlverhau hinzustürzen, den Arm zwischen den Pfählen hindurchzustrecken und den Bären kurz zu berühren. Damit wollten sie ihren Mut zeigen. Die Männer waren zu stolz, um Furcht sehen zu lassen, gleich, ob sie welche verspürten oder nicht. Aber nur wenige Frauen, abgesehen von jenen des gastgebenden Clans, wagten sich jemals nahe an den Käfig heran, und noch nie war es vorgekommen, dass eine den Mut gezeigt hatte, den Arm durch das Gitter zu strecken und den Bären zu kraulen, und das gleich bei der ersten Begegnung. Zwar konnte dieses Geschehnis die Ablehnung der Leute gegen Ayla nicht auslöschen, aber nun sahen sie die fremde Frau doch mit etwas anderen Augen.
Jetzt, wo alle Gelegenheit gehabt hatten, Ayla gründlich in Augenschein zu nehmen, gingen sie auseinander. Immer noch aber spürte Ayla hier und dort verstohlene Blicke. Das offene Staunen der Kinder traf sie längst nicht so sehr. Es entsprang der Neugier der Jungen für alles, was ungewöhnlich war, und enthielt keinen Schimmer von Mißtrauen oder Mißfallen.
Ayla und Uba gingen auf eine schattige Stelle unter einem Felsvorsprung zu, der sich am äußeren Rand des großen freien Platzes vor der Höhle befand. Von dort aus konnten sie das Treiben der Leute beobachten, ohne gegen den Anstand zu verstoßen.
Ayla und Uba waren sich immer besonders nah gewesen. Doch seit Uba begonnen hatte, ernsthaft zu lernen, und seit dem Tag, an dem sie Ayla in die kleine Höhle hinauf gefolgt war, hatte sich ihre Beziehung gewandelt; sie war ausgewogener geworden. Sie waren sich gleich und jetzt enge Freundinnen. Uba hatte den sechsten Sommer hinter sich und das erste Mal etwas für Jungen übrig.
Im kühlen Felsschatten setzten sie sich nieder, das Tragfell mit Durc zwischen sich. Der Kleine lag auf dem Bauch und strampelte und hob immer wieder den Kopf, um sich neugierig umzusehen. Irgendwann auf der langen Wanderung hatte er angefangen, zu krabbeln und zu gurren und Laute von sich zu geben, was keines der kleinen Clan-Kinder konnte. Es beunruhigte Ayla und freute sie zugleich.
Uba beäugte die älteren Jungen und jungen Männer und tat mit kurzen Gesten kund, wie sie ihr gefielen. Sie waren beide froh, dass sie den langen Fußweg hinter sich hatten und unterhielten sich lebhaft darüber, wie wohl das Fest des Bären werden würde, als eine junge Frau sich ihnen näherte und scheu anfragte, ob sie sich zu ihnen setzen könnte.
Sie hießen sie mit Freude willkommen; war es doch das erste Zeichen von Freundlichkeit, das ihnen hier zuteil wurde. Sie sahen, dass die Frau einen Säugling in ihrem Tragfell hielt; doch das Kind schlief, und die Frau tat nichts, es zu stören.
"Mein Name ist Oda", zeigte sie an, als sie sich niedergelassen hatte und hob fragend die Hand, weil sie beider Namen wissen wollte.
"Ich heiße Uba", erwiderte Uba. "Diese Frau ist Ayla."
"Aay... Aycha?... Ich kenne den Namen nicht." Odas Gebärden waren ein wenig zerhackt, aber man verstand sie. "Es ist kein Name des Clans", bedeutete ihr Ayla. Oda hob die Hände, als wollte sie etwas sagen, ließ sie dann aber wieder sinken. Sie schien unschlüssig. Schließlich wies sie auf Durc.
"Ich sehe, du hast ein Kleines", begann sie mit zögernder Gebärde. "Ist es ein Mädchen oder ein Junge?"
"Ein Junge. Sein Name ist Durc. Wie der Durc aus der Geschichte. Kennst du sie?" fragte Ayla.
Ein seltsamer Ausdruck der Erleichterung trat in Odas Augen.
"Die Geschichte ist mir vertraut. Der Name kommt in unserem Clan nicht vor."
"Auch in unserem Clan ist er nicht üblich. Aber der Kleine ist nun mal etwas Besonderes. Und der Name paßt zu ihm", tat Ayla fast trotzig kund.
"Auch ich habe ein Kleines. Ein Mädchen. Ihr Name ist Ura", gab Oda zurück.
Noch immer schien sie unschlüssig und voller Unbehagen. Eine Zeitlang saßen die drei Frauen reglos beieinander. Keine schien recht zu wissen, was sie tun sollte.
"Schläft die Kleine?" erkundigte sich Ayla schließlich mit fragender Gebärde. "Ich würde mir Ura gern ansehen, wenn du gestattest."
Oda tat eine Weile gar nichts. Es war, als müßte sie sich die Frage durch den Kopf gehen lassen. Dann, als hätte sie ihren Entschluß

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