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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Tragkörbe durchsucht und festgestellt hatte, daß sie ihre Kapuze aus Vielfraßfell vergessen hatte, zog sie sich einen Zipfel des Schlaffells über den Kopf und hockte sich über den schwarzen Resten ihres Feuers.
    Ein heller Blitz zuckte auf und tauchte die östliche Ebene bis zum Horizont in grelles Licht. Kurz darauf ließ sich warnend grollender Donner vernehmen. Als hätten sie auf dieses Zeichen gewartet, öffneten sich die Schleusen des Himmels über ihr. Ayla nahm auch das bereits durchnäßte Fell ihres Zeltes auf und zog es über sich.
    Ganz allmählich traten im fahlen Morgenlicht die Umrisse der Landschaft deutlicher hervor. Ein grauer Schleier lag über der zu neuem Leben erwachenden Steppe; es war, als hätte der Regen alle Farben fortgeschwemmt. Selbst der Himmel war von einer unbestimmten Farblosigkeit, weder blau oder grau noch weiß.
    Wasser sammelte sich in Pfützen, nachdem die dünne durchlässige Schicht über dem unterirdischen Dauerfrost sich vollgesogen hatte. Immer noch sehr dicht unter der obersten Erdschicht bildete der gefrorene Boden darunter eine genauso undurchdringliche Schicht wie die Eiswände im Norden. Sobald das wärmere Wetter den Boden weiter auftauen ließ, senkte sich der Eispegel in der Erde, doch blieb die Dauerfrostschicht auch weiterhin undurchdringlich. Das Wasser konnte nicht versickern. Unter bestimmten Bedingungen konnte der wassergesättigte Boden sich in tückische Sümpfe verwandeln, von denen selbst ausgewachsene Mammuts verschluckt worden waren. Geschah das nahe der sich unberechenbar verschiebenden Gletschergrenze, konnte es geschehen, daß plötzlich einsetzender Frost diese Mammuts für Jahrtausende konservierte.
    Der bleifarbene Himmel schickte dicke Tropfen in die schwarze Pfütze hinunter, die noch gestern eine Feuerstelle gewesen war. Ayla verfolgte, wie die schweren Tropfen kleine Krater und winzige Wasserausbrüche entstehen ließen, woraufhin sich nach allen Seiten kreisförmige Wellen ausbreiteten. Wäre sie doch in ihrer behaglichen Höhle im Tal! Obwohl sie ihre Füßlinge eingefettet und mit Riedgras ausgestopft hatte, wurden ihre Füße ganz gefühllos. Daß sich der Boden in einen Morast verwandelte, dämpfte ihre Jagdlust erheblich.
    Als die überfließenden Pfützen Rinnsale aus schlammigem Wasser entstehen ließen, die zum Fluß hinunterrannen, der Zweige, Gras und Laub vom vorigen Jahr mitführte, suchte sie einen höher gelegenen Erdbuckel auf. Warum kehre ich nicht einfach um, dachte sie, als sie ihre Tragkörbe den Buckel hinaufschleppte. Sie warf einen Blick unter die Deckel; da die geflochtenen Schilfblätter das Wasser abwiesen, war der Inhalt noch trocken. Doch was nützt mir das? Ich sollte Winnie beladen und umkehren. Ich werde nie ein Ren bekommen. Schließlich springt nicht eines von ihnen in meine Grube hinein, bloß weil ich mir das wünsche! Vielleicht kann ich später einen von den alten Nachzüglern erlegen. Aber deren Fleisch ist zäh, und ihr Fell weist viele Narben auf.
    Ayla stieß einen Seufzer aus und zog Schlaffell und Zeltbahn enger um sich. Jetzt habe ich solange geplant und mich abgerackert; soll ich mich da vom Regen abhalten lassen, den Plan zu verwirklichen? Vielleicht bekomme ich kein Ren; es wäre nicht das erstemal, daß ein Jäger mit leeren Händen von der Jagd heimkehrt. Soviel steht fest – wenn ich nicht einmal einen Versuch mache, bekomme ich nie eines.
    Als das Oberflächenwasser den Erdbuckel auszuwaschen drohte, kletterte sie auf einen Findling, verengte die Augen und versuchte festzustellen, ob der Regen nicht allmählich nachließ. Die flache Steppe bot nirgends einen Schutz; es gab keine Bäume, die über irgendwelche Klippen hinausgingen. Geduldig wie das zottige und triefende Pferd stand Ayla mitten im dichten Regen und versuchte, sein Ende abzuwarten. Sie hoffte, daß auch die Rentiere abwarteten. Sie war noch nicht bereit für sie. Als der Vormittag weiter fortschritt, wurde sie in ihrem Entschluß zum Ausharren wieder wankend, nur hatte sie einfach keine Lust, sich zu bewegen.
    Wie es im launischen Frühling des öfteren geschieht, riß die Wolkendecke gegen Mittag auf, und ein kräftiger Wind vertrieb sie. Am Nachmittag war von Wolken keine Spur mehr zu sehen, und im strahlenden Frühlingssonnenschein leuchteten die Farben wie frisch gewaschen. Der Boden dampfte in seiner Begeisterung, die Feuchtigkeit wieder an die Luft abgeben zu können. Gierig saugte der trockene Wind, der die Wolken

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