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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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gegen sie nichts auszurichten. Sie konnte einen Luchs töten, aber Großkatzen waren etwas anders, zumal draußen in der freien Wildbahn. Doch in der Nähe ihrer Höhle, wo sie eine Wand im Rücken hatte, konnte sie es schaffen, sie zu vertreiben. Wenn auch ein mit großer Macht geschleuderter Stein sich nicht tödlich auswirkte – immerhin schmerzte er empfindlich. Wenn Winnie es fertigbrachte, das Ren aus der Grube herauszuziehen, warum dann nicht auch den ganzen Weg zurück in ihr Tal?
    Doch zunächst einmal mußte sie aus Winnie ein Zugpferd machen. Ayla dachte, sie brauchte bloß eine Möglichkeit zu ersinnen, das tote Ren mittels Schnüren oder Riemen mit dem Pferd zu verbinden. Es kam ihr niemals in den Sinn, daß die junge Stute sich störrisch zeigen könnte. Das Reitenlernen war ein so unbewußter Vorgang gewesen, daß sie nicht darüber nachdachte, daß man Winnie erst einmal dazu bewegen müssen, eine Last hinter sich herzuziehen. Doch beim Anprobieren des Zuggeschirrs fand sie das heraus. Erst nach mehreren Versuchen, einer vollständigen Umkrempelung ihres Konzepts und etlichen Anpassungen begann das Pferd sich mit der Vorstellung abzufinden und Ayla meinte, es könne gehen.
    Als die junge Frau die Jungstute den Baumstamm hinter sich herziehen sah, mußte sie unwillkürlich an den Clan denken und schüttelte den Kopf. Die Leute hätten es schon für sonderbar gehalten, daß ich mit einem Pferd zusammenlebe; was die Männer wohl jetzt erst sagen würden? Ihrer aber waren viele, und außerdem hatten sie auch noch die Frauen, die die Aufgabe des Fleischtrocknens und -zurücktragens übernahmen. Keiner von ihnen war je gezwungen gewesen, das allein zu versuchen.
    Spontan schlang Ayla dem Pferd die Arme um den Hals und barg den Kopf an seinem Hals. Welch große Hilfe du mir bist! Ich weiß nicht, was ich ohne dich täte, Winnie. Was, wenn die Anderen so sind wie Broud? Ich kann nicht zulassen, daß sie dir etwas antun. Wenn ich nur wüßte, was ich machen soll!
    Tränen stiegen ihr in die Augen; doch dann wischte sie sie fort und nahm ihrem Pferd das Zuggeschirr ab. »Im Augenblick weiß ich jedenfalls, was ich zu tun habe. Ich muß nach der Herde junger Hirsche Ausschau halten.«
    Die Herde mit den männlichen Rentieren kam nur wenige Tage nach den Kühen. Gemächlich zogen die Hirsche dahin. Nachdem Ayla sie erst einmal entdeckt hatte, war es für sie nicht schwierig, ihre Bewegungen zu beobachten und festzustellen, daß sie in der Tat der Spur der Kühe folgten, woraufhin sie ihre Ausrüstung zusammenholte und ihnen mit Winnie weit vorausritt. Ein wenig flußabwärts von der Furt, die die Kühe benutzt hatten, um ans andere Ufer zu gelangen, schlug sie ihr Lager auf. Dann machte sie sich mit ihrem Grabstock zum Lockern des Erdreichs, dem geschärften Hüftknochen zum Schaufeln und dem Zeltfell zum Fortschaffen der Erde ans Werk.
    Durch das Gestrüpp führten zwei Haupt- und zwei Nebenstränge des Herdenwegs. Sie wählte einen der Hauptstränge aus, um ihre Fallgrube zu graben, und zwar in so großer Nähe des Flusses, daß die Rentiere hier bereits eines hinter dem anderen hergehen mußten, wiederum aber auch weit genug von diesem entfernt, damit das Loch tief genug werden konnte, ehe das Wasser hereinsickerte. Als sie fertig war, stand die Sonne unmittelbar über dem Rand der Erde. Ayla pfiff ihr Pferd heran und ritt zurück, um festzustellen, wie weit die Herde gekommen sei, und um abzuschätzen, wann sie den Fluß am nächsten Tag erreichen würde.
    Als sie wieder zurück war am Fluß, war die Dämmerung bereits fortgeschritten, die Grube im Boden jedoch immer noch auffällig sichtbar. In diese Fallgrube fällt kein einziges Rentier hinein. Sie werden sie sehen und sie umgehen, dachte sie. Aller Mut sank ihr. Nun, heute abend ist es zu spät, noch etwas zu tun. Vielleicht fällt mir morgen früh etwas ein.
    Aber auch am Morgen kam ihr kein erhellender Gedanke. Der Himmel hatte sich über Nacht bezogen. Sie wachte davon auf, daß ihr heftiger Regen aufs Gesicht prasselte. Fahles Licht kroch herauf. Sie hatte sich am Abend zuvor nicht erst die Mühe gemacht, ihr altes Zelt aufzustellen, denn der Himmel war klar gewesen und ihr Fell war feucht und voller Schlamm. Zwar hatte sie es in der Nähe zum Trocknen ausgebreitet, doch jetzt wurde es noch nasser. Der Regenschauer, der sie geweckt hatte, war nur der erste von mehreren, die noch kamen. Sie wickelte sich in ihr Schlaffell, und nachdem sie ihre

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