Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
Ayla noch einmal das, Löwenjunge und stieg dann auf Winnies Rücken. Als sie in Richtung Tal loszogen, konnte Ayla sich kaum fassen vor Freude darüber, welche Verbesserung dieses neue Transportmittel darstellte. Da nur die Speerenden über den Boden schleiften und ihre Last nicht dauernd an irgendwelchen Hindernissen festsaß, konnte das Pferd die Last viel müheloser ziehen. Allerdings wagte Ayla kaum einen unbefangenen Atemzug zu tun, bis sie das Tal und ihre Höhle erreicht hatten.
Sie sorgte dafür, daß Winnie sich ausruhen und saufen konnte. Dann kümmerte sie sich wieder um das Löwenjunge. Es atmete immer noch, doch war sie sich nicht sicher, ob es überleben würde. Warum ist es mir in den Weg gelegt worden, sann sie. Im selben Augenblick, da sie das Löwenjunge gesehen, hatte sie an ihr Totem denken müssen – hatte der Geist des Höhlenlöwen gewollt, daß sie sich seiner annahm?
Dann kam ihr noch ein Gedanke. Hätte sie nicht beschlossen, das Löwenjunge mitzunehmen, wäre sie nie auf das neue Transportmittel gekommen. Hatte ihr Totem diesen Weg gewählt, um es ihr zu zeigen? Handelte es sich um ein Geschenk? Was es auch war, Ayla war überzeugt, daß man sie aus gutem Grund auf das Löwenjunge hatte stoßen lassen. Sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um es zu retten.
11
»Jondalar, du brauchst nicht hierzubleiben, nur weil ich es tue.« »Wieso kommst du darauf, daß ich lediglich deinetwegen
hierbleibe?« sagte der ältere der beiden Brüder verwirrter, als er
hatte zugeben wollen. Er hatte sich in dieser Sache nicht
empfindlich zeigen wollen, doch beruhte Thonolans Bemerkung
mehr auf Wahrheit, als er zugeben mochte.
Er merkte, daß er das erwartet hatte. Er hatte nur nicht
glauben wollen, daß sein Bruder tatsächlich bleiben und Jetamio
zur Gefährtin nehmen würde. Was ihn jetzt jedoch selbst
überraschte, war, daß auch er augenblicklich bereit war, bei den
Sharamudoi zu bleiben. Er wollte einfach nicht allein
zurückkehren. Ohne Thonolan wäre das ein sehr sehr langer
Weg; und dann war da auch noch etwas anderes, etwas, das
tiefer saß: jenes innere Bereitsein, das ihn ursprünglich
veranlaßt hatte, sofort der gemeinsamen Reise mit seinem
Bruder zuzustimmen.
»Du hättest nicht mitkommen sollen.«
Einen Moment fragte Jondalar sich, woher sein Bruder seine
Gedanken kannte.
»Ich hatte so ein Gefühl, daß ich nie wieder zurückkehren
würde. Nicht, daß ich erwartet hätte, die einzige Frau zu finden,
die ich je lieben könnte; aber ich hatte so das Gefühl, ich würde
einfach immer weiterziehen, bis ich einen Grund fände zu
bleiben. Die Sharamudoi sind gute Leute – vermutlich sind das
die meisten Menschen, wenn man sie erst einmal richtig
kennengelernt hat. Jedenfalls habe ich nichts dagegen, mich hier
niederzulassen und einer von ihnen zu werden. Du bist ein Zelandonii, Jondalar. Wo immer du bist, du wirst immer ein Zelandonii sein, wirst dich nie woanders ganz zu Hause fühlen. Geh zurück Bruder! Mach eine der Frauen glücklich, die hinter dir her gewesen sind. Werde seßhaft, gründe eine große Familie und erzähle den Kindern deines Herdfeuers von unserer langen Reise und von dem Bruder, der irgendwo hängengeblieben ist. Wer weiß? Vielleicht kommt eines Tages eines von deinen oder von meinen Kindern auf den Gedanken, zu einer langen Reise
aufzubrechen, um seine Verwandten zu finden.«
»Warum bin ich mehr Zelandonii als du? Wie kommst du auf
den Gedanken, ich könnte hier nicht genauso glücklich werden
wie du?«
»Zum einen bist du nicht verliebt. Aber selbst wenn du es
wärest, würdest du auf Mittel und Wege sinnen, sie mit dir
zurückzunehmen, aber nicht, hier bei ihr zu bleiben.« »Warum nimmst du Jetamio nicht mit zurück zu uns? Sie ist
tüchtig, weiß, was sie will und kann sehr wohl auf sich selbst
aufpassen. Sie würde eine gute Zelandonii-Frau abgeben. Sie
kann mindestens ebenso gut jagen wie die besten von ihnen –
sie würde prächtig mit ihnen auskommen.«
»Ich will mir einfach nicht die Zeit nehmen und ein ganzes
Jahr vertun, bloß um zurückzukehren. Ich habe die Frau
gefunden, mit der ich leben will. Ich möchte mich hier bei ihr
niederlassen und ihr Gelegenheit geben, für Nachwuchs zu
sorgen.«
»Und was ist mit meinem Bruder geschehen, der sich
vorgenommen hatte, dem Lauf der Großen Mutter bis zum
Ende zu folgen?«
»Irgendwann komme ich schon noch hin. Nur keine Eile. Du
weißt doch, so weit ist es von hier aus gar nicht. Vielleicht begleite ich
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