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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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einen Besuch abstatten wollt, wendet euch nach der Flußüberquerung gen Norden.«
»Wie weit ist es bis zum Strudel?« erkundigte Jondalar sich.
»Ich werde es euch aufzeichnen«, sagte Laduni und nahm sein Feuersteinmesser zur Hand. »Lanalia, gib mir das Stück Rinde. Vielleicht kann einer von euch anderen im weiteren Verlauf ein paar auffällige Merkmale in der Landschaft nennen. Wenn man mehrere Flußüberquerungen und die Jagd unterwegs mit einbezieht, müßtet ihr es eigentlich bis zum Sommer schaffen, dorthin zu kommen, wo der Fluß nach Süden abbiegt.«
»Sommer!« sagte Jondalar gedankenverloren. »Ich bin es müde, immer nur Eis und Schnee zu sehen und kann den Sommer kaum erwarten. Ein bißchen Wärme würde mir sehr guttun.« Er spürte wieder Lanalias Bein an dem seinen und legte ihr die Hand auf den Schenkel.

3
    Die ersten Sterne zeigten sich am Abendhimmel, als Ayla sich vorsichtig die steile felsige Wand der Schlucht hinunterarbeitete. Sobald sie den Rand hinter sich hatte, hörte der Wind unvermittelt auf, und sie hielt einen Moment inne, um sein Fehlen zu genießen. Freilich wurde das schwächer werdende Tageslicht gleichfalls durch die Felswand abgeschnitten, und als sie die Sohle der Schlucht erreichte, war das dichte Gebüsch den kleinen Fluß entlang nur eine undeutliche Silhouette, die sie vor dem flirrenden Schimmer der Myriaden leuchtender Punkte oben erkennen konnte.
    Sie nahm einen großen, erfrischenden Schluck Flußwasser und tastete sich dann in das tiefere Dunkel am Fuß der Felswand hinein. Dort machte sie sich nicht erst die Mühe, das Zelt aufzuschlagen, sondern breitete einfach ihr Fell aus und rollte sich hinein; die Felswand im Rücken, hatte sie ein größeres Gefühl der Sicherheit als draußen auf den Ebenen in ihrem Zelt. Ehe sie einschlief, verfolgte sie noch, wie ein fast ganz gerundeter Mond über den Rand der Schlucht heraufkroch.
    Schreiend wachte sie auf!
Sie schoß in die Höhe – Todesschrecken durchfuhr sie, hämmerte in ihren Schläfen und ließ ihr Herz rasen – und starrte auf unbekannte Schatten, die sich schwarz auf der schwarzen Leere vor ihr bewegten. Als ein ungeheures Krachen ihre Ohren betäubte und ein gleichzeitig aufzuckendes grelles Licht sie blendete, sprang sie auf. Zitternd beobachtete sie, wie eine hochragende, vom Blitz getroffene Fichte sich spaltete, Flammen emporloderten und der riesige Baum langsam und sich immer noch an seine andere Hälfte klammernd, zu Boden fiel. Es hatte etwas Unwirkliches, wie die in Flammen stehende Fichte ihren eigenen Todeskampf erhellte und groteske Schatten auf die hinter ihr ragende Felswand warf.
Es knisterte und zischte, als ein heftiger Regenschauer das Feuer löschte. Ayla schmiegte sich dichter an die Felswand und merkte gar nicht, daß die warmen Tränen und die kalten Tropfen ihr das Gesicht netzten. Der erste ferne Donner, der an das Grollen eines Erdbebens erinnerte, hatte aus der Aschenglut verborgener Erinnerungen einen anderen, immer wiederkehrenden Traum in ihr entzündet; einen Alptraum, nie recht zu fassen, wenn sie wieder wach war, der sie aber gleichwohl mit einem elenden Gefühl und tiefbekümmert zurückließ. Ein neuerlicher greller Blitz, dem ein lautes Aufbrüllen folgte, erfüllte die schwarze Leere vorübergehend mit unheimlicher Grelle und erlaubte ihr einen flüchtigen Blick auf die steilen Wände und den zerspellten Baumstamm, den der mächtige Lichtfinger aus dem Himmel gebrochen hatte wie einen dürren Ast.
Vor Angst wie vor der feuchten, allesdurchdringenden Kälte zitternd, griff sie nach ihrem Amulett, nur um etwas in der Hand zu haben, was irgendwie Schutz versprach. Dabei handelte es sich um eine Reaktion, die nur zum Teil durch Donner und Blitz ausgelöst worden war. Ayla mochte Gewitter nicht sonderlich, war jedoch an sie gewöhnt; häufig wirkten sie mehr hilfreich als zerstörerisch. Gefühlsmäßig stand sie immer noch unter dem Eindruck ihres Erdbeben-Alptraums. Erdbeben waren eine zerstörerische Kraft, die sich immer verheerend auf ihr Leben ausgewirkt und bittere Verluste gebracht hatte. Nichts fürchtete sie mehr.
Endlich merkte sie, daß sie ganz durchnäßt war, und zog ihr Fellzelt aus der Kiepe. Dieses breitete sie wie eine zweite Decke über ihr Schlaffell und barg den Kopf darunter. Selbst als ihr bereits warm geworden war, zitterte sie noch, doch im Laufe der Nacht legte der Sturm sich, und schließlich schlief sie ein.
    Vögel erfüllten die Morgenluft mit

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