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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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um.
    Bei genauerem Hinsehen erkannte sie, daß der Uferstreifen mehr barg als nur Steine. Verstreut lagen dort neben mattem, grauen Treibholz ausgebleichte Knochen; an einer vorspringenden Wand lag sogar ein ganzer Haufen davon. Reißende Frühlingsfluten hatten Bäume entwurzelt, unachtsame Tiere mit sich gerissen, sie durch den Engpaß zwischen den Felsen weiter flußaufwärts hindurchgeschleudert und dann gegen diese Wand geworfen, wo es liegengeblieben war, während das brodelnde Wasser um die Flußbiegung herumgeschäumt war. Ayla entdeckte riesige Geweihe, lange Bisonhörner und etliche enorme gebogene Stoßzähne in diesem Haufen; nicht einmal das große Mammut war gefeit gegen die Kraft rasenden Wildwassers. Auch große Felsbrocken lagen dort, doch verengten sich die Augen der jungen Frau erst in dem Augenblick, wo sie ein paar mittelgroße kreidegraue Steine entdeckte.
    Das ist Feuerstein, sagte sie sich, nachdem sie genauer hingesehen hatte. Da bin ich mir ganz sicher! Ich brauche einen Hammerstein, um einen aufzubrechen und auch noch den letzten Zweifel zu zerstreuen, aber ich bin mir ganz sicher. Erregt suchte Ayla den Strand nach einem glatten, eiförmigen Stein ab, der sich bequem in der Hand halten ließ. Als sie einen fand, schlug sie damit die äußere kreidige Hülle vom Kern ab. Ein Stück taubes weißes Gestein splitterte ab und ließ den matten Schimmer des dunkelgrauen Steins darin erkennen.
    Feuerstein! Ich hab es gewußt! Ihre Gedanken überstürzten sich, als sie an die verschiedenen Werkzeuge dachte, die sie sich jetzt fertigen konnte. Sogar ein paar zum Ersatz kann ich machen. Dann brauche ich mir nicht mehr all zu viel Gedanken zu machen, wenn mal etwas entzweigeht. Sie befreite noch ein paar von den unscheinbaren weißlichen Steinen von ihrer Kruste. Irgendwo weiter stromaufwärts waren sie von der Strömung aus ihrem Kalklager herausgelöst, bis hierher getragen worden und an der Felsmauer zur Ruhe gekommen. Diese Entdeckung ermutigte sie, das Gelände noch weiter zu erforschen.
    Die Wand, die den reißenden Fluten in Hochwasserzeiten eine Barriere entgegenstellte, stieß auf die Innenseite der Flußbiegung zu. Von seinen normalen Ufern eingeschlossen, war der Wasserstand so niedrig, daß es ein leichtes war, die Felswand watend zu umrunden; als sie um die Ecke lugte, blieb sie stehen. Was sich vor ihr ausbreitete, war das Tal, das sie am Abend zuvor von oben nur flüchtig gesehen hatte.
    Hinter der Flußbiegung verbreiterte der Wasserlauf sich und sprang sprudelnd um Felsen im flacheren Wasser. Am Fuß der gegenüberliegenden Steilwand, die die eine Seite der Schlucht bildete, floß es nach Osten. Am nahegelegenen Ufer wuchsen Sträucher, die sich hier, wo sie vor dem schneidenden Wind geschützt waren, bis zu ihrer nicht geringen vollen Größe auswachsen konnten. Linkerhand, jenseits der Steinbarriere, lief die Felswand aus, flachte sich die Böschung zu einem sanften Hang ab und wurde im Osten und Norden allmählich eins mit der Steppe. Das breite Tal vor ihr war üppig mit trocken gewordenem Gras bewachsen, das wellenförmig wogte, sobald der Wind den Nordhang herunterwehte; etwa auf halbem Weg das Tal hinab graste die kleine Herde Steppenpferde.
    Ayla nahm Schönheit und Ruhe des Bildes tief in sich auf und konnte es nicht fassen, daß ein solcher Ort mitten auf der trockenen, windigen Steppe existierte. Das Tal bildete eine unverhoffte Oase, die sich in einem Spalt der trockenen Ebenen verborgen hatte; ein Mikrokosmos des Überflusses, als ob die Natur, die sich auf den Steppen gezwungen sah, nur das hervorzubringen, was unbedingt nötig war, hier, wo sich Gelegenheit dazu bot, ihre ganze Fülle geradezu im Übermaß ausschüttete.
    Die junge Frau beobachtete die Pferde in der Ferne, und was sie sah, gefiel ihr. Es waren robuste, gedrungene Tiere mit ziemlich kurzen Beinen, dickem Hals und hängenden Nasen, die sie an die großen, überhängenden Nasen einiger Clansangehöriger erinnerte. Sie hatten ein dichtes, zottiges Fell und eine kurze, borstige Mähne. Manche hatten zwar einen grauen Einschlag, doch die meisten wiesen sämtliche Schattierungen von Gelb und Braun auf, vom neutralen Beige des Steppenstaubs bis zum leuchtenden Gelb des Strohs. Ein wenig abseits von den anderen stand ein strohfarbener Hengst; Ayla bemerkte etliche Fohlen von der selben Farbe. Der Hengst hob den Kopf, schüttelte die kurze Mähne und wieherte.
    Sie ging das Weideland entlang, das sich an das den

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