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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ihrem Gezwitscher, Geschilpe und Gekrächz. Ayla schlug die Decke zurück und sah sich um. Eine grüne, vom Regen noch feuchte Welt glitzerte in der Morgensonne. Ayla lag auf dem breiten steinigen Uferstreifen eines kleinen, für gewöhnlich in südlicher Richtung fließenden Flusses, der hier gerade nach Osten abbog.
    Am gegenüberliegenden Ufer reichte eine Reihe von grünen Fichten hinauf bis zum obersten Rand der Schlucht, aber nicht weiter. Alles Wachstum, das sich darüber hinauswagte, wurde von den heulenden Winden aus den Steppen sofort gekappt, was den größten Bäumen ein eigentümlich verkrüppeltes Aussehen verlieh, zumal sie unten zu ausladender Fülle neigten. Ein himmelstrebender Riese von nahezu vollkommen ebenmäßigem Wuchs, der nur durch einen mächtigen, in rechtem Winkel vom Stamm fortstrebenden Ast gestört wurde, wuchs neben einem anderen mit verkohltem und zerspelltem hohen Stammrest, der sich immer noch an der abgebrochenen Spitze festhielt. Die Bäume wuchsen auf einem schmalen Streifen auf der anderen Seite des Flusses zwischen Ufer und Felswand, einige so nahe am Wasser, daß ihre Wurzeln zum Vorschein kamen.
    Auf ihrer Seite neigten sich weiter oben am steinigen Ufer sanft geschwungene Weiden und ließen ihre langen, blaßgrünen Blatt-Tränen in den Fluß rieseln. Die abgeflachten Stengel der hochstrebenden Pappeln bewirkten, daß die Blätter sirrend in der sanften Brise zitterten. Weißrindige Birken wuchsen gleichsam in Haufen beieinander; ihre Vettern, die Erlen, erreichten nur Strauchhöhe. Schlinggewächse kletterten und wanden sich um die Baumstämme, und unten am Wasser drängte sich eine Fülle stark belaubter Büsche.
    Ayla war so lange über die ausgedörrten und von der Sonne versengten Steppen gezogen, daß sie ganz vergessen hatte, wie schön Grün sein konnte. Eier kleine Fluß glitzerte einladend. Angst und Sturm waren vergessen. Sie sprang auf und rannte über den Strand. Als erstes packte sie die Lust zu trinken; dann nestelte sie den langen Riemen ihres Umhangs auf, nahm impulsiv das Amulett ab und lief ins Wasser hinein. Es wurde rasch tiefer, sie tauchte und schwamm ans andere Ufer hinüber.
    Das Wasser war kühl und erfrischend; wie herrlich das Gefühl, den Staub und Schmutz der Steppen loszuwerden. Sie schwamm stromaufwärts, spürte, wie die Strömung stärker und eisiger wurde, als die Felswände sich einander näherten und der Fluß sich verengte. Sie rollte sich auf den Rücken und ließ sich, vom brodelnden Wasser getragen, stromabwärts treiben. Ihr Blick ging hinauf in ein tiefes Blau, das den Himmel zwischen den hohen Klippen ausfüllte; dann bemerkte sie flußaufwärts und gegenüber ihres steinigen Uferstreifens ein dunkles Loch. Ob das eine Höhle ist? dachte sie, und die Erregung packte sie. Ob es wohl schwierig ist hinaufzukommen?
    Die junge Frau watete zurück an den Strand, setzte sich auf die warmen Steine und ließ sich von der Sonne das Haar trocknen. Ihr Blick wurde angezogen von den raschen, ruckartigen Bewegungen eines Vogels, der unten am Gebüsch über den Boden hüpfte und an Würmern zog, die der nächtliche Regen nach oben getrieben hatte; dann flitzte er von Zweig zu Zweig und pickte nach den reifen Beeren.
    Schau dir diese Himbeeren an! Wie groß sie sind, dachte sie. Flügelgeschwirr erhob sich bei ihrem Näherkommen; gleich darauf hatten die Vögel sich ein wenig weiter weg niedergelassen. Ganze Hände voll der süßen saftigen Beeren stopfte sie sich in den Mund. Nachdem sie gesättigt war, spülte sie sich die Hände und legte sich ihr Amulett wieder um, krauste jedoch die Nase angesichts ihres verschmutzten und verschwitzten alten Umhangs. Sie hatte keinen anderen. Als sie kurz vor ihrem Fortgehen noch einmal in die vom Erdbeben verwüstete Höhle hineingegangen war, um sich Kleidung, Nahrung und Zelt zu holen, hatte sie nur ans Überleben gedacht und nicht daran, ob sie wohl einen zweiten Sommerüberwurf brauchte.
    Jetzt dachte sie wieder ans Überleben. Ihre Hoffnungslosigkeit und ihr Schwermut beim Gedanken an die trockenen, staubigen Steppen war beim Anblick dieses grünen Tals verflogen. Die Himbeeren hatten ihr eher Appetit gemacht, als ihren Hunger zu stillen. Sie hatte Lust auf etwas Handfesteres und ging, ihre Schleuder von dort zu holen, wo sie geschlafen hatte. Sie breitete das nasse Fellzeh auf den sonnengewärmten Steinen aus, zog dann ihren schmutzigen Überwurf über und sah sich suchend nach glatten runden Steinen

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