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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Erleichterung aus. Ihr
Gesicht glühte vor Freude über das Erreichte – und noch etwas
anderes. Sie hatte den Clan nicht blamiert, ja, es war sogar so,
daß sie ihn besser repräsentierte als andere, da sie nicht von
Geburt an zu ihm gehörte. Auch wenn er sich darum bemüht
hätte, dieser Mann, der die Kunst des Steinschlagens selbst so
trefflich beherrschte, wäre der Persönlichkeit dessen, der sein
Können vorführte, zu sehr bewußt gewesen, als daß er die Kunst
als solche objektiv hätte beurteilen können.
Ayla sah ihm zu, wie er den bearbeiteten Stein von allen Seiten
betrachtete, doch dann – unversehens – erlebte sie eine
eigentümliche innere Entrückung. Ein unheimliches Frösteln
überlief sie, und ihr war, als ob sie sie beide aus der Ferne
beobachtete, gleichsam als eilte sie außerhalb ihrer selbst. Eine lebhafte Erinnerung wurde in ihr wach aus einer Zeit, da
sie eine ähnliche Orientierungslosigkeit erfahren hatte. Sie folgte
den flackernden Steinlämpchen tief ins Innere der Höhle hinein
und sah, wie sie sich an den feuchten Stein klammerte, als sie
unerklärlich von einem kleinen erleuchteten Raum angezogen
wurde, der im Herzen des Berges von dicken Stalaktiten
abgeschirmt wurde.
Zehn Mog-urs saßen im Kreis um ein Feuer herum, doch war
es Der Mog-ur in höchsteigener Person – Creb –, dessen
mächtiger Geist, vergrößert und unterstützt noch durch den
Trank, den Iza Ayla für die Zauberer aufzusetzen gelehrt hatte,
ihre Anwesenheit entdeckte. Auch sie hatte – unabsichtlich –
von dem mächtigen Trank gekostet, und ihr Geist reckte und
dehnte sich auf nicht zu beherrschende Weise. Es war der Mogur, der sie vor dem tiefen Abgrund drinnen zurückzog und sie
auf eine erschreckende und faszinierende Reise des Geistes bis
zurück zum Urbeginn mitnahm.
Im Verlauf dieses Geschehens hatte der allerheiligste Mann
das Clans, dessen Hirn selbst unter Seinesgleichen noch
ungewöhnlich war, neue Wege in ihr Gehirn vorangetrieben, wo
zuvor nur spurenhafte Neigungen dagewesen waren. Doch
wenn ihr Hirn dem seinen auch ähnelte, es war nicht das
gleiche. Sie konnte gemeinsam mit ihm und seinen
Erinnerungen an ihren gemeinsamen Ursprung zurückkehren
und dabei jedes Stadium der Entwicklung durchlaufen, doch
konnte er ihr nicht schnell genug folgen, als sie wieder zu sich
selbst zurückkehrte – und ging einen Schritt zu weit.
Ayla hatte nie begriffen, was Creb so tief verletzt hatte; sie
wußte nur, daß das ganze Erlebnis ihn und ihre Beziehung
zueinander verändert hatte. Aber auch die von ihm
hervorgerufenen Veränderungen begriff sie nicht, doch spürte
sie für einen flüchtigen Augenblick mit größter Gewißheit, daß
sie aus einem ganz bestimmten Zweck, zu dem auch der große
blonde Mann gehörte, in dieses Tal geschickt worden war. Als sie sich und Jondalar auf dem steinübersäten Uferstreifen
in diesem abgelegenen Tal sitzen sah, wurden sie von Irrlichtern
und Irrströmungen umflossen, die aus schimmernden
Luftverdichtungen herauskamen und im Leeren verschwanden
– umflossen sie und wurden aneinander gebunden. Unbestimmt
erahnte sie ihr eigenes Schicksal als Dreh- und Angelpunkt
vieler Strömungen, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
im entscheidenden Übergang miteinander verbanden. Eine
Kälte, die ihr durch Mark und Bein ging, fuhr über sie hinweg.
Sie rang nach Atem, und als sie erschrocken aufsah, erblickte sie
eine gerunzelte Stirn und ein besorgtes Gesicht. Ein Schauder
überlief sie, und sie schüttelte sich, um ein unheimliches Gefühl
von Unwirklichkeit zu vertreiben.
»Ist auch alles in Ordnung mit dir, Ayla?«
»Ja. Durchaus. Mir geht es gut.«
Eine unerklärliche Kälte hatte bewirkt, daß er eine Gänsehaut
bekam und sich ihm seine Nackenhaare sträubten. Er hatte das
mächtige Gefühl, sie schützen zu müssen, doch wußte er nicht,
was sie bedrohte. Es dauerte nur einen Augenblick, und er
versuchte, es schulterzuckend abzutun; dennoch, ein Gefühl des
Unbehagens blieb.
»Ich glaube, uns steht ein Wetterwechsel bevor«, sagte er. »Ich
habe einen kalten Wind verspürt.« Beide hoben sie die Augen zu
einem klaren blauen Himmel empor, in dem keine Wolken zu
sehen waren.
»Um diese Jahreszeit kommt es häufig zu Gewittern – die
können rasch aufziehen.«
Er nickte, und um etwas Handfestes zu haben, an das er sich
halten konnte, kam er wieder auf die praktischen Seiten des
Werkzeugmachens zurück.
»Und was kommt als nächstes an die Reihe, Ayla?« Die Frau wandte sich

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