Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
wieder der vor ihr liegenden Aufgabe zu.
Sich ganz auf ihre Arbeit konzentrierend, schlug sie noch
weitere fünf scharfe Flintscheiben herunter, und nach einem
letzten Blick auf den Steinklumpen, um festzustellen, ob noch
weitere brauchbare Flintscheiben abzuschlagen wären, warf sie
den Stein beiseite.
Dann wandte sie sich den sechs grauen Flintscheiben zu und
nahm die dünnste von ihnen in die Hand. Mit einem glatten,
abgeflachten runden Stein besserte sie eine lange scharfe
Schneidefläche nach, stumpfte die andere Seite ab, so daß es
einen Rücken ergab, und spitzte einen Punkt gerade gegenüber
der Delle zu, die durch den Schlag mit dem Hammerstein entstanden war. Als sie zufrieden war, reichte sie sie Jondalar auf
der flachen Hand.
Er nahm sie und betrachtete sie eingehend. Im Durchmesser
war sie ziemlich dick, lief jedoch in eine dünne, scharfe Schneide
aus. Sie war breit genug, so daß man sie bequem in einer Hand
halten konnte, und der Rücken war genügend abgestumpft, daß
der Benutzer sich nicht schnitt. In mancher Beziehung ähnelte
das Schneidewerkzeug einer Speerspitze der Mamutoi, dachte
er, doch war nicht daran gedacht, einen Handgriff oder Schaft
dranzufügen. Es handelte sich um ein Handmesser, und da er
gesehen hatte, wie sie ein ähnliches benutzt hatte, wußte er, wie
erstaunlich brauchbar und schneidfähig es war.
Jondalar legte es hin und ermunterte sie nickend
weiterzumachen. Sie nahm eine weitere dicke Steinscheibe auf
und benutzte diesmal den Reißzahn eines Raubtiers, um feine
Plättchen vom Rand des Ovals abzuschlagen. Auf diese Weise
wurde die Schneidefläche zwar um ein Weniges abgestumpft,
gleichzeitig jedoch in einem Maße verstärkt, daß vom scharfen
und gerundeten Rand nichts abbröckelte, wenn jemand damit
Haare und Fett von Fellen abschabte. Ayla legte den Schabstein
hin und nahm noch ein Flintstück zur Hand.
Sie legte eine große glatte Flintscheibe auf den aus MammutFußknochen bestehenden Amboß. Dann übte sie mit dem
spitzen Reißzahn Druck auf den Stein aus und schlug aus der
Mitte des langen, scharfen Randes eines V-förmigen Einschnitt
heraus, der groß genug war, das Ende eines Speerschaftes damit
anzuspitzen. Aus einer längeren ovalen Scheibe fertigte sie unter
Verwendung einer ähnlichen Technik ein Gerät, mit dem man
Löcher in Leder stechen oder in Holz, Hirschhorn oder
Knochen bohren konnte.
Ayla wußte nicht, was für andere Werkzeuge sie vielleicht noch benötigte und beschloß, die beiden letzten Steinscheiben unbearbeitet für später aufzuheben. Den Mammutknochen fortschiebend, nahm sie die Zipfel des Fells zusammen und trug alles zu dem Abfallhaufen hinter der Steinwand, um es dort auszuschütten. Feuersteinsplitter waren so scharf, daß sie selbst die hornhautgeschützteste Fußsohle noch durchschnitten hätten. Er hatte kein Wort über ihre Werkzeuge gesagt, doch bemerkte sie, daß Jondalar sie immer wieder umdrehte und sie
in der Hand hielt, als wollte er sie ausprobieren.
»Ich würde gern mal deinen Schurz benutzen«, sagte er. Sie gab ihn ihm, froh, daß ihre Vorführung vorbei war, und
war gespannt auf die seine. Er breitete sich den Lederschurz
über den Schoß, machte die Augen zu und dachte über die
Steine und darüber nach, was sich aus ihnen machen ließ. Dann
nahm er einen der Flintknollen zur Hand, die er mit
heruntergebracht hatte, und begutachtete sie.
Das harte Kieselgestein war aus Kreideablagerungen
herausgebrochen worden, die sich während des Mittelalters der
Erdgeschichte gebildet hatten. Die kreidige äußere Hülle oder
Kruste legte immer noch Zeugnis von seiner Herkunft ab,
obwohl die reißende Flut es durch die schmale Schlucht weiter
stromaufwärts geschwemmt und dann auf diesen Uferstreifen
geworfen hatte. Flint oder Feuerstein war das für die
Herstellung von Werkzeugen zweckdienlichste in natürlichem
Zustand vorkommende Material. Er war hart, ließ sich aber
dank seiner feinstkristallinen Struktur bearbeiten; welche
Formen sich herausschlagen ließen, bestimmte einzig das
Können des Steinschlägers.
Jondalar hielt nach klar erkennbaren Eigenschaften des
Chalcedonflints Ausschau, dem reinsten und klarsten
Feuerstein. Steine mit Rissen oder haarfeinen Bruchlinien sonderte er ebenso als unbrauchbar aus wie solche, die einen Klang von sich gaben, wenn er mit einem anderen Stein dagegenschlug – was seinem Ohr einen Fehler oder Einschlüsse
verriet. Schließlich wählte er einen aus.
Gestützt von seinem Oberschenkel, hielt er

Weitere Kostenlose Bücher