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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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so. Komm, hilf mir!«
    »Es ist nicht ganz ungefährlich, weißt du«, sagte Jondalar und warf noch einen Ast auf das kleine Feuer. Ein paar Funken stoben zusammen mit dem Rauch auf und verschwanden in der Nachtluft. »Was machen wir, wenn der Winter kommt?«
    »Bis dahin ist noch lange Zeit; wir müssen doch vorher auf irgendwelche Menschen stoßen.«
»Wenn wir jetzt umkehren, stoßen wir mit Sicherheit auf welche. Zumindest könnten wir es bis zu den Losadunai schaffen, ehe der Winter mit seiner ganzen Strenge kommt.« Er wandte das Gesicht dem Bruder zu.
»Wir wissen ja nicht einmal, wie die Winter auf dieser Seite des Gebirges sind. Die Landschaft ist offener, weniger geschützt, und es gibt auch weniger Bäume fürs Feuer. Vielleicht hätten wir doch versuchen sollen, die Samunai zu finden. Möglich, daß die uns hätten sagen können, was uns erwartet und was für Menschen dort leben, wo wir hinwollen.«
»Du kannst umkehren, wenn du willst, Jondalar. Ich hatte diese Reise ohnehin allein machen wollen … nicht, daß ich mich über deine Gesellschaft nicht freute.«
»Ich weiß nicht … vielleicht sollte ich das wirklich«, sagte er und wandte sich wieder dem Feuer zu. »Ich hatte ja keine Ahnung, wie lang dieser Fluß ist. Sieh ihn dir an.« Mit der Hand wies er auf das im Mondlicht schimmernde Wasser. »Das ist die Große Mutter der Flüsse und ebenso unberechenbar. Als wir uns auf den Weg machten, floß er nach Osten. Jetzt geht er nach Süden und hat sich in so viele Flußarme verästelt, daß ich mich manchmal frage, ob wir überhaupt noch dem richtigen Fluß folgen. Wahrscheinlich habe ich dir nicht recht geglaubt, als du sagtest, du wolltest ihm ganz bis ans Ende folgen, gleichgültig, wie weit das wäre, Thonolan. Und übrigens: Falls wir wirklich auf Menschen stoßen – woher willst du wissen, daß sie uns freundlich gesonnen sein werden?«
»Darum geht es doch bei einer Reise. Darum, neue Orte und neue Menschen kennenzulernen. Man muß es darauf ankommen lassen. Schau, großer Bruder, kehr um, wenn du möchtest. Ich meine es ernst.«
Jondalar starrte ins Feuer und schlug dabei rhythmisch mit einem Stück Holz in die Handfläche. Plötzlich sprang er auf, warf das Holz ins Feuer, und wieder stiegen Funken empor. Er machte ein paar Schritte und faßte die Schnüre aus zusammengedrehten Fasern ins Auge, die zwischen Pflöcken dicht über der Erde ausgespannt worden waren; dünne Scheiben Fleisch hingen zum Trocknen daran. »Was zieht mich eigentlich zurück? Und recht bedacht: Was habe ich eigentlich, mich darauf zu freuen?«
»Auf die nächste Flußbiegung, den nächsten Sonnenaufgang, die nächste Frau, mit der du schläfst«, sagte Thonolan.
»Ist das alles? Erwartest du dir denn nicht etwas mehr vom Leben?«
»Was gibt es denn sonst? Man wird geboren, man lebt, so gut es geht, so lange man hier ist, und eines Tages kehrt man dann zurück zur Mutter. Danach … wer weiß?«
»Eigentlich müßte mehr daran sein, müßte es irgendeinen Grund zum Leben geben.«
»Wenn du den jemals ergründest, sag’s mir.« Thonolan gähnte. »Im Augenblick freue ich mich jedenfalls auf den nächsten Sonnenaufgang. Einer von uns sollte allerdings wach bleiben, oder aber wir müßten mehrere Feuer bauen, damit sie die Aasfresser fernhalten. Sonst haben wir morgen früh kein Fleisch mehr.«
»Leg dich hin, Thonolan. Ich bleibe auf. Ich könnte ohnehin nicht einschlafen.«
»Jondalar, du grübelst zuviel. Weck mich, wenn du müde wirst.«
    Die Sonne war bereits aufgegangen, als Thonolan aus dem Zelt kroch, sich die Augen rieb und sich streckte. »Bist du die ganze Nacht aufgeblieben? Ich hab’ dir doch gesagt, du sollst mich wecken.«
    »Ich habe nachgedacht, und mir war nicht nach Schlafen. Da ist heißer Salbeitee, wenn du möchtest.«
»Danke«, sagte Thonolan und schöpfte sich von der dampfenden Flüssigkeit in eine hölzerne Schale. Dann hockte er sich vors Feuer und barg den Napf zwischen den Händen. Die frühe Morgenluft war noch recht kühl, das Gras schwer von Tau, und er hatte nur einen Lendenschurz an. Er verfolgte, wie kleine Vögel um die wenigen Bäume und Sträucher am Fluß herumschossen und dabei geräuschvoll zirpten. Ein Schwarm Fischreiher, der auf einer weidenbestandenen Insel im Hauptkanal nistete, tat sich an frühmorgens gefangenen Fischen gütlich. »Nun, ist es dir gelungen?« fragte er schließlich.
»Was soll mir gelungen sein?«
»Den Sinn des Lebens zu finden. Hast du dir darüber nicht

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