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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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überdecken, falls der Wind umschlug.
    Die heiße Sonne glänzte auf seinem schweißnassen braunen Rücken. Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht und färbte das sonnengebleichte Haar, das ihm auf der Stirn klebte, dunkel. Eine lange Strähne hatte sich von dem Lederriemen befreit, den er im Nacken verknotet hatte, und der Wind blies sie ihm immer wieder ins Gesicht, was sehr lästig war. Fliegen umsummten ihn, landeten gelegentlich auf ihm und ärgerten ihn, und im rechten Bein, das er regungslos angespannt hielt, kündigte sich ein Krampf an.
    Doch all das waren kleine Unannehmlichkeiten, die er kaum wahrnahm. Seine ganze Aufmerksamkeit galt einem Hengst, der nervös schnaubte und tänzelte; offenbar spürte er instinktiv irgendeine Gefahr, die seiner Herde drohte. Die Stuten grasten immer noch friedlich, doch hatten die Muttertiere sich wie absichtslos zwischen die Menschen und ihre Fohlen geschoben.
    Thonolan, wenige Schritte weiter, hockte ebenso angespannt da wie Jondalar. Einen Speer hatte er waagrecht über der rechten Schulter liegen, einen anderen in der Linken. Er warf einen raschen Blick zu seinem Bruder hinüber. Jondalar hob den Kopf und deutete mit den Augen auf eine mausgraue Stute. Thonolan nickte, balancierte seinen Speer noch besser aus und schickte sich zum Sprung an.
    Als ob ein Signal zwischen den beiden hin- und hergegangen wäre, schossen die beiden Männer gleichzeitig in die Höhe und sprangen auf die Herde zu. Der Hengst stieg, stieß ein warnendes Gewieher aus und stieg abermals. Thonolan schleuderte seinen Speer auf die Stute, während Jondalar direkt auf das männliche Pferd zurannte und dabei johlte und schrie in dem Versuch, es scheu zu machen, als würde es von Geistern verfolgt. Die List gelang. Laut schreiende Feinde war das Tier nicht gewohnt; vierbeinige Jäger schlugen lautlos und in aller Heimlichkeit zu. Der Hengst wieherte, wollte auf den Menschen losstürmen, fuhr dann jedoch herum und galoppierte hinter seiner fliehenden Herde her.
    Die beiden Brüder setzten ihnen nach. Der Hengst sah die Stute zurückfallen und stieß sie in die Flanken, um sie anzutreiben. Die Männer johlten und fuchtelten mit den Armen, doch diesmal ließ der Hengst sich nicht beirren, sondern schob sich zwischen Menschen und Stute, versuchte, die Jäger abzudrängen und gleichzeitig die Pferde anzutreiben. Die Stute machte noch ein paar unsichere Schritte, blieb dann jedoch stehen und ließ den Kopf hängen. Thonolans Speer stak ihr in der Seite; leuchtend-rote Blutspuren zeichneten ihre graue Decke, und Blut tropfte von Strähnen zottigen Fells herunter.
    Jondalar ging näher heran, zielte und schoß den Speer ab. Die Stute zuckte zusammen, ging in die Knie und fiel dann; der zweite Speerschaft saß ihr zitternd unter der borstigen Mähne im Hals. Der Hengst stob auf sie zu, stubste sie mit der Nase, stieg, stieß ein trotziges Wiehern aus und galoppierte dann hinter seiner Herde her, um die Lebenden zu beschützen. »Ich hol’ das Gepäck«, sagte Thonolan, als sie auf das gestürzte Tier zuliefen. »Es ist leichter, Wasser hierher zu bringen als ein Pferd zum Fluß zurückzuschleifen.«
    »Wir brauchen ja nicht alles Fleisch zu dörren. Laß uns das, was wir brauchen, mit hinunternehmen an den Fluß. Dann brauchen wir das Wasser nicht hierherzutragen.«
    Thonolan zuckte mit den Achseln. »Warum nicht? Ich hol’ eine Axt, um die Knochen zu spalten.« Er machte sich in Richtung Fluß auf den Weg.
    Jondalar zog sein Messer mit dem beinernen Griff aus der Scheide und vollführte einen tiefen Schnitt durch die Gurgel. Dann zog er die Speere heraus und sah zu, wie Blutlachen sich um den Kopf des Pferdes herum bildeten.
    »Wenn du zur Großen Erdmutter zurückkehrst, danke ihr«, wandte er sich an das tote Pferd. Er griff in seinen Beutel und fingerte in unbewußter Gebärde liebevoll an der Steinfigur der Mutter herum. Zelandoni hat recht, dachte er. Sollten die Erdenkinder jemals vergessen, wer für sie sorgt, wachen wir vielleicht eines Tages auf und stellen fest, daß wir kein Zuhause haben. Dann packte er sein Messer und schickte sich an, sich seinen Anteil von dem zu nehmen, was Doni ihm gegeben hatte.
    »Auf dem Rückweg habe ich eine Hyäne gesehen«, sagte Thonolan, als er zurückkam. »Sieht so aus, als ob nicht nur wir satt würden.«
    »Die Mutter hat was gegen Verschwendung«, sagte Jondalar, der den Arm bis zum Ellbogen in Blut getaucht hatte. »Alles kehrt zu Ihr zurück, so oder

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