Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
ermuntert, einen kraftvollen Tanz darzubieten, bei dem er die Beine zum Takt der Musik in die Luft warf und kraftvolle Sprünge vollführte. Um sich nicht ausstechen zu lassen, gesellte Barzec sich ihm zu. Und als diese beiden anfingen zu ermüden, trat Ranec in den Kreis ein. Sein raschfüßiger Trippeltanz, der verzwicktere Muster erkennen ließ, hatte weitere anfeuernde Rufe und Applaus zur Folge. Ehe er aufhörte, rief er nach Wymez, der sich erst zurückgehalten hatte, doch dann unter gutem Zureden der Zuschauer einen Tanz hinlegte, dessen Bewegungen für sie alle ganz offensichtlich etwas reizvoll Exotisches hatten.
Ayla lachte und feuerte die Tänzer mit Zurufen ebenso an wie die anderen. Sie genoß die Musik, den Gesang und den Tanz, vor allem aber die allgemeine Begeisterung und den Spaß, der einfach Glücksgefühle in ihr auslöste. Unter gelenkigster Zurschaustellung von akrobatischen Kunststücken sprang Druwez in die Mitte, und bald darauf versuchte Brinan, es ihm nachzutun. Seinem Tanz mangelte es an der ausgefeilten Glätte seines älteren Bruders, aber er wurde für seine Bemühungen dennoch mit Beifall bedacht, der wiederum Crisavec, Fralies ältesten Sohn, ermutigte, sich ihm anzuschließen. Dann kam Tusie zu dem Schluß, auch sie wolle tanzen, woraufhin Barzec mit einem liebevollen Lächeln ihre beiden Hände in die seinen nahm und mit ihr tanzte. Talut wiederum folgte einer Aufforderung von Barzec, suchte Nezzie und zog sie in den Kreis. Jondalar versuchte, Ayla zu bewegen mitzutanzen, doch hielt diese sich zurück. Als sie jedoch Latie mit leuchtenden Augen die Tänzer bewundern sah, versetzte sie ihm verstohlen einen Rippenstoß und machte ihn auf sie aufmerksam.
»Würdest du mir die Schritte beibringen, Latie?« fragte er.
Latie sah ihn mit einem dankbaren Lächeln an – Taluts Lächeln, wie es Ayla wieder einmal auffiel – und ergriff, während sie auf die anderen zugingen, seine beiden Hände. Sie war schlank und groß für ihre zwölf Jahre und bewegte sich mit großer Anmut. Sie mit den Augen der Außenseiterin mit den anderen Frauen vergleichend, kam Ayla zu dem Schluß, daß sie eines Tages zu einer sehr attraktiven Frau heranwachsen würde. Andere Frauen schlossen sich den Tanzenden an, die Musik veränderte sich abermals, und jetzt bewegten sich fast alle in ihrem Takt. Die Leute fingen an zu singen, und Ayla konnte der Versuchung nicht widerstehen, den anderen die Hände zu reichen und in ihren Kreis einzutreten. Jondalar auf der einen und Talut auf der anderen Seite, bewegte sie sich vor und zurück und im Kreis und immer wieder im Kreis herum und tanzte und sang, während die Musik sie antrieb.
Schließlich, mit einem letzten Ausruf, endete die Musik. Die Leute lachten, redeten durcheinander, rangen nach Atem, Musikanten wie Tänzer.
»Nezzie, ist das Essen denn noch nicht soweit? Ich hab’s nun den ganzen Tag über gerochen, und ich sterbe fast vor Hunger!« rief Talut.
»Nun schaut ihn euch an«, sagte Nezzie und wies mit dem Kopf auf ihr Trumm von einem Mann. »Sieht er nicht wirklich schon halb verhungert aus?« Die Leute kicherten. »Ja, das Essen ist fertig. Wir haben nur gewartet, bis jeder bereit war zu essen.«
»Nun, ich jedenfalls bin bereit«, sagte Talut.
Während einige Leute ihr Eßgeschirr holten, trugen diejenigen, die gekocht hatten, ihre Gerichte herbei. Essensgeräte gehörten jedem persönlich. Kummen waren häufig flache Becken- oder Schulterknochen von Bison oder Hirsch, Becher und Schalen hingegen konnten aus enggeflochtenen, wasserdichten kleinen Körben, manchmal jedoch auch aus den schalenförmigen, vom Geweih befreiten Stirnknochen von Hirschen bestehen. Die Schalen von Venus- und anderen Muscheln, die man zusammen mit Salz im Tauschhandel von Leuten erworben hatten, die am Meer lebten oder bis dorthin vorgestoßen waren, dienten als kleinere Schalen, Schöpfkellen oder Löffel.
Die Beckenknochen des Mammuts dienten als Tabletts und Platten. Ausgeteilt wurde das Essen mit großen Schöpflöffeln aus Knochen, Elfenbein, Geweihen oder Hörnern sowie geraden Stücken, die mühelos gehandhabt wurden, als wären es Zangen. Kleinere Greifzangen wurden zusammen mit Eßmessern aus Feuerstein benutzt. Salz – so weit im Landesinneren eine Seltenheit – wurde für sich in einer gleichfalls seltenen und wunderschönen Weichtierschale herumgereicht.
Nezzies Eintopf war genauso saftig und köstlich, wie der Duft es hatte vermuten lassen; dazu kamen
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