Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Tulies kleine Laibe aus geschrotetem Korn, die zum Garen in den kochenden Eintopf gegeben worden waren. Wenngleich zwei Schneehühner ein ganzes hungriges Lager nicht gerade sättigen konnten, war doch jeder darum bemüht, davon zu kosten und zu sehen, wie es um Aylas Kochkünste bestellt wäre. Im Erdofen mit den heißen Steinen gegart, waren sie so zart, daß sich das Fleisch mühelos von den Knochen löste. Ihre Kombination von Gewürzen war den Gaumen der Mamutoi zwar fremd, wurde jedoch vom Löwen-Lager durchaus gut aufgenommen. Es wurde bis auf den letzten Fleischbrocken alles aufgegessen, und Ayla fand, die Körnerfüllung sei durchaus wohlschmeckend.
Ranec brachte sein Gericht erst kurz vor dem Ende der Mahlzeit herbei und überraschte alle damit, daß es sich diesmal keineswegs um sein übliches Spezialgericht handelte. Er ließ statt dessen vielmehr knusprige kleine Küchelchen herumgehen. Ayla kostete eines und griff dann nach einem weiteren.
»Wie machst du die?« fragte sie. »Sehr gut.«
»Wenn wir nicht öfter mal einen Wettstreit haben, meine ich, dürfte es nicht leicht sein, sie nochmal zu backen. Ich habe das fein zermahlene Korn benutzt und es mit zerlassenem Mammutfett vermischt, dann Blaubeeren hinzugefügt und Nezzie beschwatzt, mir etwas von ihrem Honig zu überlassen. Dann habe ich das Ganze auf heißen Steinen gebacken. Wymez sagte, die Leute meiner Mutter hätten Wildschweinfett benutzt, um sie zu backen, aber er war sich nicht ganz sicher. Und da ich mich nicht erinnern kann, einen Wildeber auch nur gesehen zu haben, dachte ich, Mammutfett täte es auch.«
»Der Geschmack ist fast derselbe«, sagte Ayla, »aber so etwas wie dieses habe ich noch nie gegessen. Die zergehen auf der Zunge.« Dann musterte sie den Mann mit der braunen Haut, den schwarzen Augen und dem fein gekräuselten Haar, der trotz seines exotischen Aussehens genausosehr ein Mamutoi des Löwen-Lagers war wie jeder andere. »Warum kochst du?«
Er lachte. »Warum sollte ich nicht? Wir sind ja nur zu zweit am Fuchs-Herd, und es macht mir Spaß, obwohl ich froh bin, daß ich meistens von Nezzies Gerichten etwas abbekomme. Warum fragst du?«
»Clan-Männer kochen nicht.«
»Das tun viele Männer nicht, wenn sie nicht gezwungen sind, es zu tun.«
»Nein, Clan-Männer sind unfähig zu kochen. Sie wissen nicht, wie man das tut. Sie besitzen keine Kocherinnerungen.« Ayla wußte nicht, ob sie sich verständlich machte, doch da kam Talut und schenkte von seinem vergorenen Getränk aus. Sie bemerkte, daß Jondalar sie ansah, gleich wohl jedoch bemüht war, nicht allzu beunruhigt zu erscheinen. Sie hielt einen Knochenbecher hin und sah zu, wie Talut ihn mit Schnappes füllte. Beim ersten Mal hatte sie ihn nicht besonders gemocht, doch alle anderen schienen ihn so sehr zu mögen, daß sie meinte, es noch einmal versuchen zu sollen.
Nachdem Talut allen eingeschenkt hatte, ergriff er seine Kumme und nahm sich ein drittes Mal von dem Eintopf.
»Talut! Du willst dir doch etwa nicht noch einen Schlag nehmen?« sagte Nezzie in dem nicht ganz scheltenden Tonfall, den sie – wie Ayla herausgefunden hatte – immer dann annahm, wenn sie dem bärenhaften Anführer des Lagers zu verstehen geben wollte, daß sie sich besonders über ihn freute.
»Diesmal hast du dich selbst übertroffen. Einen so guten Eintopf habe ich noch nie gegessen.«
»Du übertreibst wieder. Das sagst du nur, damit ich dich nicht einen Vielfraß schimpfe.«
»Aber aber, Nezzie!« sagte Talut und setzte die Kumme ab. Alle lächelten und tauschten vielsagende Blicke. »Wenn ich sage, du bist die beste, meine ich das auch so.« Er hob sie in die Höhe und barg das Gesicht an ihrem Hals.
»Talut! Du großer Bär! Setz mich ab!«
Er tat, wie ihm geheißen, liebkoste jedoch ihre Brust und knabberte an ihrem Ohrläppchen. »Da hast du wohl recht. Wer braucht noch Eintopf? Ich denke, zum Abschluß des Festessens nehme ich dich. Habe ich nicht vorhin ein Versprechen bekommen?« sagte er und spielte den Unschuldigen.
»Talut! Du bist schlimmer als ein brünstiger Stier!«
»Erst bin ich ein Vielfraß, dann bin ich ein Bär, und jetzt bin ich auch noch ein Auerochse!« Er ließ ein bellendes Lachen vernehmen. »Aber du bist die Löwin. Komm zu meinem Herdfeuer«, sagte er und tat, als wollte er sie wieder aufheben und zur Erdhütte forttragen.
Plötzlich gab sie jede Verstellung auf und lachte. »Ach, Talut, wie langweilig wäre das Leben ohne dich!«
Talut verzog das Gesicht zu
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