Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
willkommene und wertvolle Mamutoifrau abgeben.
Beide kehrten sie zurück in den neuen Anbau, und gerade als sie eintraten, kam Jondalar aus dem Langhaus heraus.
»Wie ich sehe, liegen deine Geschenke bereit«, sagte er und verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. Er genoß die allgemeine Erwartungsfreude, die ihre geheimnisvollen Pakete erregten; jetzt würden ihnen die Augen übergehen. Zufällig hatte er mitbekommen, wie Tulie über die Qualität ihrer Geschenke Zweifel äußerte; er jedoch hatte keinerlei Bedenken. Zwar würden sich ihre Arbeiten für die Mamutoi ungewöhnlich ausnehmen, aber gute Handwerksarbeit war nun mal gute Handwerksarbeit, und er war sich sicher, daß man ihr Können anerkennen würde.
»Alle fragen sich, was du mitgebracht hast, Ayla«, sagte Talut. Er liebte gespannte Erwartung und Erregung genauso wie jeder andere, vielleicht sogar noch mehr.
»Ich weiß nicht, ob meine Geschenke ausreichen«, sagte Ayla.
»Selbstverständlich sind es genug. Da mach dir nur keine Sorgen. Was immer du mitgebracht hast, es wird genug sein. Die Pyritwürfel allein sind ja schon mehr als genug. Und auch ohne Pyrit – du selbst wärest genug«, sagte Talut, um mit einem Lächeln noch hinzuzufügen: »Allein uns Gelegenheit zu geben, ein großes Fest zu feiern, würde ausreichen.«
»Aber du sagst, es werden Geschenke ausgetauscht. Beim Clan mußte man beim Austausch von Geschenken immer etwas von gleichem Wert geben. Was könnte denn Geschenk genug für dich, für euch alle sein dafür, daß ihr diesen Unterstand für die Pferde gebaut habt?« sagte Ayla und blickte sich im Anbau um. »Es ist wie eine Höhle, und doch habt ihr sie gebaut. Ich begreife nicht, wie man eine Höhle wie diese bauen kann.«
»Diese Frage habe ich mir auch gestellt«, sagte Jondalar. »Ich muß zugeben, ich habe nie etwas Ähnliches gesehen, und ich habe schon viel an Unterkünften erlebt: Unterschlüpfe für den Sommer, Unterschlüpfe innerhalb einer Höhle oder unter einer überhängenden Klippe – aber eure Erdhütte ist fest wie der Fels selbst.«
Talut lachte. »Das muß sie auch sein, sonst kann man hier nicht leben, zumal im Winter nicht. So stark, wie der Wind hier manchmal weht, würde alles andere zusammenbrechen oder davongetragen werden.« Sein Lächeln schwand, und ein weicher Ausdruck, ähnlich wie der der Liebe, ließ sein Gesicht erglühen. »Das Mamutoiland ist ein reiches Land, reich an Wild, Fisch und Nahrung, die wächst. Es ist ein schönes, ein starkes Land. Ich möchte nirgendwo anders leben …« Das Lächeln kam wieder.
»Aber man braucht eine solide Unterkunft, um hier zu leben, und viele Höhlen gibt es nicht.«
»Wie macht man denn eine solche Höhle, Talut? Wie baut man eine solche Erdhütte wie diese hier?« fragte Ayla und erinnerte sich, wie Brun nach einer Höhle gesucht hatte, die genau richtig war für seinen Clan, und wie heimatlos sie selbst sich vorgekommen war, bis sie endlich ihr Tal mit der wunderbar bewohnbaren Höhle entdeckt hatte.
»Wenn du es jetzt wissen willst, werde ich es dir sagen. Es ist kein großes Geheimnis«, sagte Talut und strahlte vor Vergnügen. Er freute sich über die nicht zu übersehende Bewunderung, die aus ihren Augen sprach.
»Der andere Teil der Erdhütte ist mehr oder minder genauso gemacht wie dies hier. Aber bei diesem Anbau begannen wir zunächst damit, die Entfernung von der Außenwand des Herdfeuers des Mammut abzuschreiten. Nachdem wir den Mittelpunkt für einen Raum bestimmt hatten, von dem wir annahmen, daß er groß genug wäre, wurde ein Stecken in den Boden getrieben – dort müßte die Feuerstelle angelegt werden, wenn wir glaubten, daß wir hier drin ein Feuer brauchten. Dann maßen wir ein Seil von eben dieser Länge ab, befestigten das Ende an diesem Stecken und zogen mit dem anderen Ende einen Kreis, um zu bestimmen, wie die Wand verlaufen sollte.« Talut führte das Gesagte plastisch vor, durchmaß mit gleichmäßigen Schritten den Raum und versuchte, ein imaginäres Seil an einen nichtexistierenden Stecken zu binden.
»Als nächstes durchstießen wir die Grasnarbe, hoben die Soden vorsichtig heraus, um sie aufzuheben, und gruben dann etwa so tief, wie mein Fuß lang ist.« Um seine Erklärungen zu verdeutlichen, hielt Talut einen unglaublich großen, dabei erstaunlich schmalen und wohlgeformten, in einem gutsitzenden weichen Schuh steckenden Fuß in die Höhe. »Dann markierten wir die Breite der Bank – der Plattform, die als Bett oder
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