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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Leibeskräften zu paddeln, um ans andere Ufer zurückzukehren.
    Ayla bemerkte, daß einer der Leute am anderen Ufer sie gleichfalls gesehen hatte. Er lief auf ein paar andere zu und deutete über den Fluß hinweg auf sie, dann verschwanden er und die meisten anderen Leute. Ein paar blieben am Ufer, bis das Boot eingetroffen war, dann verschwanden auch sie.
    "Es sind wieder die Pferde, nicht wahr?" sagte sie.
    Jondalar glaubte, in ihrem Auge eine Träne glitzern zu sehen. "Es wäre ohnehin kaum sinnvoll gewesen, den Fluß hier zu überqueren. Die Höhle der Sharamudoi, die ich kenne, liegt auf dieser Seite."
    "Ja", sagte sie und bedeutete Winnie, weiterzugehen. "Aber sie
    hätten mit ihrem Boot herüberkommen können. Oder zumindest deinen Gruß erwidern."
    "Ayla, stell dir vor, wie merkwürdig wir ihnen vorkommen müssen, wenn wir auf den Pferden sitzen. Wir müssen aussehen wie etwas aus der Welt der Geister, wie Ungeheuer mit vier Beinen und zwei Köpfen", sagte er. "Du kannst den Leuten keinen Vorwurf machen, daß sie sich vor etwas fürchten, das sie noch nie gesehen haben."
    Ein Stück voraus, jenseits des Flusses, reichte ein geräumiges Tal von den Bergen bis fast auf das Niveau des mächtigen Stroms herab. Ein ansehnlicher Fluß rauschte mitten hindurch und mündete in die Große Mutter. In dem Tal, nicht weit von der Einmündung entfernt, aber auf einem Abhang, sahen sie mehrere aus Holz errichtete Behausungen, offensichtlich eine Ansiedlung. Vor den Hütten standen die Leute, die in ihnen lebten, und starrten auf die am anderen Ufer des Flusses vorbeiziehenden Reisenden.
    "Jondalar", sagte Ayla. "Laß uns absitzen."
    "Warum?"
    "Damit diese Leute wenigstens sehen können, daß wir Menschen sind und die Pferde nichts als Pferde, also keine Ungeheuer mit vier Beinen und zwei Köpfen", sagte Ayla, glitt von der Stute herunter und führte sie an der Leine hinter sich her.
    Jondalar nickte, schwang sein Bein über Renners Kruppe und sprang ab. Dann ergriff er das Führseil und folgte ihr. Doch kaum hatte Ayla sich in Bewegung gesetzt, kam Wolf angerannt und begrüßte sie auf seine gewohnte Art. Er sprang hoch, legte ihr die Pfoten auf die Schultern, leckte ihr das Gesicht und nahm sanft ihr Kinn zwischen die Zähne. Als er wieder auf allen vieren stand, machte irgend etwas, vielleicht ein über den breiten Strom herüberdriftender Geruch, ihn auf die am anderen Ufer stehenden Leute aufmerksam. Er trottete bis ans Wasser heran, hob den Kopf und stieß eine Reihe von Kläffern aus, die in ein durchdringendes Wolfsgeheul über-gingen.
    "Weshalb tut er das?" fragte Jondalar.
    "Ich weiß es nicht. Aber er hat außer uns lange keine Menschen gesehen. Vielleicht freut er sich, sie zu sehen, und will sie begrüßen", sagte Ayla. "Das täte ich auch gern, aber uns dürfte es schwerfallen, den Fluß zu überqueren, und sie werden nicht herüberkommen wollen."
     
    Seit sie die große Biegung des Flusses hinter sich hatten, die sie der sinkenden Sonne entgegengeführt hatte, waren die Reisenden von ihrem durchweg westlichen Kurs leicht nach Süden abgewichen. Aber hinter dem Tal, wo die Berge zurückzuweichen begannen, ritten sie wieder genau nach Westen. So weit südlich, wie sie sich jetzt befanden, würden sie auf ihrer ganzen Reise nicht mehr kommen, und es war die heißeste Zeit des Jahres.
    Im Hochsommer, wenn die Sonne auf die schattenlosen Ebenen herniederbrannte, konnte die Hitze trotz der berghohen Eisdecke, die ein Viertel der Erde bedeckte, in den südlichen Regionen des Kontinents unerträglich sein. Ein starker, unaufhörlich wehender heißer Wind, der an den Nerven zerrte, tat der Hitze keinen Abbruch. Ayla und Jondalar, die Seite an Seite ritten oder über die ausgedörrte Steppe wanderten, um den Pferden eine Ruhepause zu gönnen, verfielen in eine Routine, die das Reisen wenn schon nicht angenehm, so doch zumindest möglich machte.
    Sie erwachten, sobald die hohen Gipfel im Norden das erste Licht der Morgensonne reflektierten, und waren - nach einem leichten Frühstück aus Tee und kaltem Essen - schon unter-wegs, bevor der Tag richtig angebrochen war. Sobald die Sonne höher am Himmel stand, prallte sie mit einer derartigen Intensität auf die offene Steppe, daß schimmernde Hitzewellen über der Erde lagen. Ein Film aus austrocknendem Schweiß lag auf der tief gebräunten Haut der Menschen und durchweichte das Fell des Wolfs und der Pferde. Wolf versuchte, mit heraushängender Zunge hechelnd, die Hitze

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