Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
und Lagunen luden Vögel zum Nisten ein, und große Schwärme von Pelikanen glitten, von aufsteigender Warmluft getragen, fast ohne Flügelschlag über ihnen dahin. Kröten und Riedfrösche lieferten das Abendkonzert und gelegentlich auch eine Mahlzeit. Kleine Echsen, die über die schlammigen Ufer glitten, wurden von den Reisenden ignoriert, und Schlangen wichen sie aus.
Im Wasser schien es besonders viele Blutegel zu geben, und sie suchten sich die Stellen zum Baden sehr sorgfältig aus, aber Ayla war fasziniert von den seltsamen Geschöpfen, die sich an ihnen festhefteten und ihnen das Blut aussaugten, ohne daß sie es spürten.
Die Gipfel im Westen wichen zurück, als sie sich dem Südende der Bergkette näherten, und zwischen dem Fluß, dem sie folgten, und der Reihe zerklüfteter Kuppen lag eine breitere Ebene. Sie konnten ihren Blick über eine weite Landschaft schweifen lassen. Wenn sie zurückschauten, sahen sie die ganze Reihe der sich nach Westen erstreckenden Berge. Eis funkelte auf den höchsten Gipfeln, und Schnee bedeckte die steilen Hänge und Grate - ein Hinweis darauf, daß die kurze Zeit sommerlicher Hitze auf den südlichen Ebenen nur ein Zwischenspiel in einem vom Eis beherrschten Land war.
Sobald sie die Berge hinter sich gelassen hatten, schien der Blick nach Westen grenzenlos zu sein - so weit sie sehen konnten, nur trockene Steppe ohne irgendwelche Landmarken. Ohne die abwechslungsreiche Vielfalt der bewaldeten Hügel und ohne irgendwelche zerklüfteten Gipfel, die die Monotonie unterbrachen, ging ein Tag in den anderen über. An einer Stelle vereinigten sich die beiden Arme des Flusses, dem sie nach wie vor folgten, und am anderen Ufer konnten sie Steppe und einen dichteren Bewuchs mit Bäumen erkennen, obwohl der große Fluß nach wie vor Inseln und Schilfdickichte enthielt.
Doch noch bevor der Tag vorüber war, breitete der Große Mutter Fluß sich wieder aus. Sie folgten ihm auch weiterhin in
Richtung Süden, und als sie näher an die in der Ferne purpurn aufragenden Berge herankamen, begann sich ihr wahrer Charakter zu zeigen. Im Gegensatz zu den im Norden steil aufragenden Gipfeln war das Gebirge im Süden, obwohl immer noch hoch genug, um bis in den Sommer hinein eine Decke aus Schnee und Eis zu tragen, wesentlich weniger schroff, und seine Kuppen waren eher rundlich.
Das Gebirge im Süden bestimmte auch den Lauf des Flusses. Als die Reisenden sich ihm näherten, stellten sie fest, daß sich der große Strom auf eine ihnen bereits vertraute Weise änderte. Vielfach gewundene Kanäle vereinigten sich mit anderen und schließlich mit den Hauptarmen. Schilfdickichte und Inseln verschwanden, und die verschiedenen Arme kamen in einer breiten, tiefen Rinne zusammen, in der ihnen die Wassermassen in einer weiten Biegung entgegenströmten.
Jondalar und Ayla ritten an der Innenseite dieser Biegung entlang, bis ihr Weg sie wieder nach Westen führte, der Sonne entgegen, die an einem dunstigen, tiefroten Himmel unterging. Jondalar konnte keine Wolken entdecken und fragte sich, welche Ursache wohl diese intensive Rotfärbung haben mochte, die von den schroffen Felsen im Norden und den gerundeten Kuppen im Süden reflektiert wurde und das gekräuselte Wasser blutrot überhauchte.
Sie ritten weiter und hielten Ausschau nach einem guten Platz für ihr Nachtlager.
Ayla wachte vor Tagesanbruch auf. Sie liebte den frühen Morgen und die kühle Luft. Sie goß für den noch schlafenden Jondalar und sich selbst einen Estragon-Salbei-Tee auf und trank ihn, während die Morgensonne die Berge im Norden aufweckte. Es begann damit, daß das erste Rosa die beiden eisigen Gipfel umriß, zuerst ganz langsam, eine bloße Reflektion des Glühens im Osten. Doch dann, noch bevor sich der Rand des leuchtenden Feuerballs über den Horizont erhoben hatte, verkündeten die plötzlich strahlend funkelnden Gipfel sein Kommen.
Als sie sich wieder auf den Weg machten, rechneten sie damit, daß sich der große Fluß wieder ausbreiten würde; deshalb waren sie überrascht, daß das Wasser in einem einzigen breiten Bett dahinströmte. Er enthielt zwar ein paar mit Gestrüpp bewachsene Inseln, gabelte sich aber nicht in mehrere Läufe auf. Sie waren so sehr daran gewöhnt, den Fluß in einem breiten, vielfach gewundenen Lauf durch flaches, grasbewachsenes Gelände fließen zu sehen, daß es ihnen seltsam vorkam, daß er seine Wassermassen über eine längere Strecke hinweg in einem Bett behielt.
Am linken Ufer,
Weitere Kostenlose Bücher