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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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im Süden gewann an Höhe.
    Obwohl er nicht imstande war, den genauen Grund anzugeben - es gab keine speziellen Landmarken, die er eindeutig wiedererkannte -, kam die Landschaft Jondalar doch sehr vertraut vor. Wenn sie dem Fluß folgten, würde er sie nach Nordwesten führen, aber er war sicher, daß er bald wieder in eine andere Richtung abbiegen würde. Er beschloß, zum erstenmal, seit sie das große Delta erreicht hatten, die Sicherheit des Flusses aufzugeben und an einem Nebenfluß entlang nach Norden in die Ausläufer des hohen Gebirges mit den schroff aufragenden Gipfeln zu reiten, die hier wesentlich näher an den Fluß heranreichten. Der Nebenfluß, dem sie folgten, bog allmählich nach Nordwesten ab.
    Vor ihnen rückten die Berge zusammen; ein Kamm, der sich an die lange Kette der eisbedeckten nördlichen Berge anschloß, näherte sich dem Gebirge im Süden, das inzwischen schroffer, höher und eisiger geworden war, bis nur eine schmale Schlucht die beiden Gebirge voneinander trennte. Der Kamm hatte einst ein tiefes, von den aufragenden Bergketten umgebenes Binnenmeer aufgestaut. Aber im Verlauf der Jahrtausende hatten die durch eine Rinne abfließenden Wassermassen, die sich alljährlich ansammelten, den Kalk- und Sandstein und den Schiefer der Berge abgetragen. Der Boden des Binnenmeeres senkte sich allmählich auf das Niveau der aus dem Felsen ausgewaschenen Rinne, bis schließlich alles Wasser abgeflossen war und nur der flache Grund zurückblieb, der sich in ein Meer aus Gras verwandelte.
    Die schmale Schlucht zwängte den Großen Mutter Fluß zwischen zerklüfteten Steilhängen aus kristallinem Granit ein, und an beiden Ufern ragte vulkanisches Gestein auf, das einst in das weichere, leichter erodierbare Gestein der Berge eingeschlossen gewesen war. Es war eine lange Pforte, die der
    Fluß passieren mußte, bevor er seinen Weg durch die südlichen Ebenen fortsetzen konnte. Jondalar wußte, daß durch die Schlucht kein Weg hindurchführte, und daß ihnen nichts anderes übrig blieb, als sie zu umgehen.
     

14. KAPITEL
     
    Abgesehen davon, daß der mächtige Strom fehlte, war die Landschaft unverändert, als sie abbogen und dem kleineren Fluß folgten - trockenes, offenes Grasland mit verkrüppeltem Strauchwerk in der Nähe des Wassers -, aber Ayla war, als wäre ihr etwas verlorengegangen. Die Wasserfläche des Großen Mutter Flusses war so lange ihr ständiger Begleiter gewesen, daß das Ausbleiben seiner tröstlichen Gegenwart, die ihnen den Weg gewiesen hatte, sie fast ein wenig verstörte. Als sie ihren Weg in die Ausläufer des Gebirges fortsetzten, wurde das Strauchwerk höher und dichter und erstreckte sich weiter ins Gelände hinein.
    Das Fehlen des großen Flusses beeinflußte auch Jondalar. Solange sie in der Sommerwärme an seinem Ufer entlanggeritten waren, war ein Tag mit beruhigender Monotonie in den nächsten übergegangen. Seine Verläßlichkeit und die Fülle dessen, was er zu bieten hatte, hatte ihn in Selbstzufriedenheit eingelullt und seine Sorgen, ob es ihm gelingen würde, Ayla sicher in seine Heimat zu bringen, fast vergessen lassen. Nachdem sie von der reichen Mutter aller Flüsse abgebogen waren, flackerten seine Sorgen wieder auf, und die Veränderungen der Landschaft lenkten seine Gedanken auf das vor ihnen liegende Terrain. Er dachte an ihre Vorräte und fragte sich, ob sie genügend Nahrung bei sich hatten. Er wußte nicht, ob es in dem kleineren Gewässer Fische gab, und schon gar nicht, ob es ihnen gelingen würde, in den bewaldeten Bergen irgendwelche Beute zu machen.
    Jondalar war mit der Lebensweise der Tiere des Waldes nicht vertraut. Die Tiere der offenen Steppe bildeten gewöhnlich Herden, die schon aus größerer Entfernung zu sehen waren, aber die Waldbewohner waren eher Einzelgänger und konnten sich hinter Bäumen und Sträuchern verstecken. Als er bei den Sharamudoi gelebt hatte, war er immer mit jemandem auf die Jagd gegangen, der sich in dieser Gegend auskannte.
    Der eine Teil dieser Leute, die Shamudoi, ging oft im Hoch-gebirge auf die Jagd nach Gemsen und kannte sich auch mit der Lebensweise von Bären, Wildschweinen, Waldwisenten und anderen, schwer auszumachenden Waldbewohnern aus. Jondalar erinnerte sich, daß Thonolan gern an ihren Jagdausflügen in die Berge teilgenommen hatte. Die Ramudoi dagegen, der andere Teil der Gruppe, kannte sich auf dem Fluß aus und machte Jagd auf seine Bewohner, insbesondere die riesigen Störe. Jondalar hatte sich mehr

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