Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
Ayla ihr Gewicht und zielte. Winnie, die ihr Signal verstand, nahm die Verfolgung auf. Jondalar gewann sein Gleichgewicht zurück und schleuderte seinen Speer auf den flüchtenden Hirsch, fast im selben Moment wie Ayla.
    Das mächtige Geweih zuckte einmal und dann noch einmal. Beide Speere trafen mit großer Gewalt und fast gleichzeitig ihr Ziel. Der Hirsch versuchte, noch einen weiteren Sprung zu tun, aber es war zu spät. Er taumelte und brach mitten im Sprung zusammen.
    Die Ebene war leer. Die Hirsche waren verschwunden, aber die Jäger nahmen es nicht zur Kenntnis, als sie neben dem Hirsch von ihren Pferden sprangen. Jondalar zog sein Messer aus der Scheide, ergriff das mit Bast überzogene Geweih, bog den Kopf zurück und schnitt dem Hirsch die Kehle durch. Schweigend sahen sie zu, wie das Blut herausströmte und in der trockenen Erde versickerte.
    "Wenn du zur Großen Erdmutter zurückkehrst, dann danke ihr in unserem Namen", sagte Jondalar zu dem toten Tier.
    Ayla nickte zustimmend. Sie war an dieses Ritual gewöhnt.
    Jondalar sprach diese Worte, so oft sie ein Tier erlegt hatten, und sei es auch nur ein kleines, aber sie spürte, daß er es nicht einfach so dahinsagte. In seinen Worten lagen Mitgefühl und Ehrerbietung. Sein Dank war echt.
     
    Die flachen, welligen Ebenen gingen in steilere Hügel über, und zwischen dem Strauchwerk wuchsen Birken und dann Wälder aus Hainbuchen, Buchen und Eichen. In den niedrigeren Lagen ähnelte die Gegend der bewaldeten Landschaft, durch die sie in der Nähe des Deltas gekommen waren. Als sie höher kamen, gab es zwischen den großen Laubbäumen Fichten und Tannen sowie ein paar Lärchen und Kiefern.
    Sie erreichten eine Lichtung, eine den Wald der Umgebung überragende runde Kuppe. Jondalar hielt an, um sich zu orientieren. Ayla genoß den Ausblick. Sie befanden sich wesentlich höher, als sie bisher angenommen hatte. Wenn sie über die Baumwipfel hinwegblickte, konnte sie in der Feme den Großen Mutter Fluß sehen, dessen Wasser sich, wieder in einem einzigen Bett vereinigt, durch eine tiefe Schlucht mit steilen Felswänden ergoß. Jetzt begriff sie, weshalb sie einen Umweg machen mußten.
    "Ich bin mit einem Boot durch diese Schlucht hindurchgefahren", sagte er. "Man nennt sie >Die Pforte<."
    "Die Pforte? Meinst du damit so etwas wie die Pforte, die man an einem Pferch anbringt? Mit der man die Öffnung verschließt, damit die Tiere nicht wieder herauskönnen?" fragte Ayla.
    "Das weiß ich nicht. Ich habe sie danach gefragt, aber es ist möglich, daß der Name von daher kommt. Obwohl es mehr Ähnlichkeit mit einem Zaun hat, den man an beiden Seiten aufstellt und der die Tiere zu der Pforte hinleitet. Die Schlucht ist ziemlich lang. Ich wollte, ich könnte dich hinbringen." Er lächelte. "Vielleicht tue ich es."
    Sie ritten weiter nach Norden, zuerst von der Kuppe herunter, dann über ebenes Terrain. Vor ihnen erhob sich wie eine riesige Mauer eine lange Reihe mächtiger Bäume, der Rand eines großen, dichten Mischwaldes aus Laub- und Nadelbäumen. Sobald sie sich im Schatten des hohen Blätterdachs befanden, hatten sie eine andere Welt betreten. Es dauerte ein paar Minuten, bis sich ihre Augen von der grellen Sonne auf das Dämmerlicht des Waldes umgestellt hatten, aber die feuchtkühle Luft spürten sie sofort, und sie rochen die dumpfe Üppigkeit von Wachstum und Verfall.
    Dichtes Moos bedeckte den Boden und bildete eine nahtlose grüne Decke, die sich über Felsbrocken schob, sich über die rundlichen Formen vor langer Zeit umgestürzter Bäume erstreckte und stehende, vermodernde Stubben und noch lebende Bäume gleichermaßen umgab. Wolf rannte voraus und sprang auf einen umgestürzten, mit Moos bedeckten Stamm. Er brach ein, landete in dem verrotteten Kern, der sich langsam wieder in Erde umwandelte, und brachte vom plötzlichen Licht überraschte weiße Maden zum Vorschein. Wenig später saßen der Mann und die Frau ab, damit es den Pferden leichter fiel, sich ihren Weg über einen mit den Überbleibseln des Lebens und neuem Wachstum übersäten Waldboden zu suchen.
    Sämlinge sprossen aus verrottendem, von Moos überwuchertem Holz, und an einer Stelle, an der ein vom Blitz gefällter Baum mehrere weitere mitgerissen hatte, wetteiferten Schößlinge um einen Platz an der Sonne. Fliegen umschwärmten die nickenden, rosa Blütenähren von Wintergrün in dem hellen Licht, das durch eine Lücke im Blätterdach einfiel. Die Stille war bedrückend; selbst die

Weitere Kostenlose Bücher