Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
er. "Wie fühlst du dich?"
"Ein bißchen benommen, und ich hatte einen ganz merkwürdigen Traum", sagte sie.
"Ich habe etwas zu trinken für dich." Die Frau verzog das Gesicht - sie erinnerte sich an den letzten Trank, den Ayla ihr gegeben hatte. "Es wird dir schmecken. Hier, riech einmal", sagte Ayla und hielt den Becher so, daß ihr das Aroma in die Nase steigen konnte. Das Stirnrunzeln verschwand, und die Medizinfrau hob Rosharios Kopf an und hielt ihr den Becher an die Lippen.
"Das tut gut", sagte Roshario nach ein paar kleinen Schlucken, dann trank sie mehr. Als sie ausgetrunken hatte, legte sie sich zurück und schloß die Augen, schlug sie aber bald wieder auf. "Mein Arm! Was ist mit meinem Arm?"
"Wie fühlt er sich an?" fragte Ayla.
"Er tut ein bißchen weh, aber nicht so stark wie vorher und irgendwie anders", sagte sie. "Ich möchte ihn sehen."
Sie drehte den Kopf, um auf ihren Arm zu schauen, dann versuchte sie, sich aufzusetzen.
"Ich helfe dir", sagte Ayla und stützte sie.
"Er ist gerade! Mein Arm sieht wieder richtig aus. Du hast es geschafft", sagte die Frau. Dann legte sie sich wieder hin, und Tränen traten ihr in die Augen.
"Jetzt muß ich keine unnütze alte Frau sein."
"Es kann sein, daß du ihn nicht voll gebrauchen kannst", warnte Ayla, "aber er ist gerade gerichtet und kann jetzt richtig verheilen."
"Dolando, kannst du dir das vorstellen? Jetzt wird alles wieder gut", schluchzte sie, aber sie weinte vor Freude und Erleicht-erung.
17. KAPITEL
"Ganz vorsichtig", sagte Ayla und half, Roshario zu Jondalar und Markeno hinzuschieben, die gebückt an beiden Seiten ihres Lagers standen. "Die Schlinge wird deinen Arm stützen und ihn an Ort und Stelle halten, aber achte darauf, daß du ihn dicht am Körper trägst."
"Bist du sicher", sagte Roshario. "Ich habe ohnehin schon viel zu lange auf diesem Bett gelegen. Ich möchte Jondalars Willkommensfeier nicht verpassen."
"So lange sie sich nicht überanstrengt, wird es ihr gut tun, eine Weile bei den anderen zu sein", sagte Ayla. Dann wendete sie sich an Roshario. "Aber nicht zu lange. Jetzt ist Ruhe die beste Medizin."
"Ich möchte nur zur Abwechslung einmal alle glücklich sehen. Jeder, der mich besuchte, kam mit einer Trauermiene. Ich möchte, daß alle wissen, daß ich wieder gesund werde", sagte die Frau und schob sich vom Bett herunter in die wartenden Arme der beiden Männer.
"Langsam, und Vorsicht mit der Schlinge", sagte Ayla. Roshario legte ihren gesunden Arm um Jondalars Hals. "Gut so, und nun hebt sie hoch."
Die beiden Männer erhoben sich mit der Frau zwischen sich und bewegten sich ein Stückchen vorwärts, damit sie sich unter dem schrägen Dach der Behausung aufrichten konnten. Sie waren ungefähr gleich groß und hatten keine Mühe, sie zu tragen. Obwohl Jondalar offensichtlich der muskulösere von beiden war, war auch Markeno ein kräftiger junger Mann. Sein schlanker Körperbau täuschte über seine Kraft hinweg, aber das Rüdem von Booten und das Hantieren mit den riesigen Stören, auf die die Ramudoi regelmäßig Jagd machten, hatte seine drahtigen Muskeln geschmeidig gemacht.
"Wie fühlst du dich?" fragte Ayla.
"In die Luft gehoben", sagte Roshario und lächelte erst den einen und dann den anderen der jungen Männer an. "Von hier oben hat man eine ganz andere Aussicht."
"Du bist also bereit?"
"Wie sehe ich aus, Ayla?"
"Tholie hat gute Arbeit geleistet, als sie dir das Haar kämmte. Ich finde, du siehst ausgezeichnet aus", sagte Ayla.
"Ich fühle mich auch wohler, seit ihr mich gewaschen habt. Vorher war mir überhaupt nicht nach Waschen und Kämmen zumute. Das muß bedeuten, daß es mir besser geht", sagte Roshario.
"Das liegt zum Teil an der Schmerzmedizin, die ich dir gegeben habe. Die Wirkung wird bald nachlassen. Sag mir auf jeden Fall Bescheid, wenn die Schmerzen wieder sehr stark werden. Versuche nicht, sie tapfer zu ertragen. Und sag mir auch Bescheid, wenn du müde wirst", sagte Ayla.
"Das tue ich. Und jetzt kann es losgehen."
"Seht mal, wer da kommt!"
"Es ist Roshario!"
"Es scheint ihr besser zu gehen." Mehrere Stimmen wurden laut, als Roshario aus der Behausung herausgetragen wurde.
"Setzt sie hier ab", sagte Tholie. "Ich habe einen Platz für sie vorbereitet."
Vor langer Zeit war von dem Sandstein-Überhang ein großes
Stück abgebrochen und dorthin gefallen, wo sich jetzt der Versammlungsplatz befand. Tholie hatte eine Bank davorgestellt und sie mit Fellen bedeckt. Die Männer
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