Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
hast mit Winnie und Baby, und wie du mich gefunden hast?" sagte er.
    "Und warum hast du allein in einem Tal gelebt?" fragte Tholie."Das ist eine lange Geschichte", sagte Ayla und holt tief Atem. Die Leute lächelten und setzten sich bequemer hin. Das war genau das, was sie hören wollten, eine lange und interessante neue Geschichte. Sie trank einen Schluck Tee und überlegte, wie sie beginnen sollte. "Ich habe Tholie schon erzählt, daß ich nicht weiß, wer meine Eltern waren. Sie starben bei einem Erdbeben, als ich noch ein kleines Mädchen war, und ich wurde vom Clan gefunden und aufgezogen. Iza, die Frau, die mich fand, war eine Medizinfrau, eine Heilerin, und sie hat mich von klein auf unterwiesen."
    Nun, das erklärte, wieso eine junge Frau über derartige Fähigkeiten verfügt, dachte Dolando, während Tholie übersetzte. Dann fuhr Ayla mit ihrer Erzählung fort.
     
    "Ich lebte mit Iza und ihrem Bruder Creb; ihr Gefährte war bei demselben Erdbeben ums Leben gekommen, dem meine Leute zum Opfer fielen. Creb war so etwas wie der Mann des Herdfeuers, er half, mich aufzuziehen. Iza ist vor ein paar Jahren gestorben, aber bevor sie starb, sagte sie mir, ich sollte fortgehen und nach meinen eigenen Leuten suchen. Ich tat es nicht. Ich konnte nicht fortgehen ..." Ayla zögerte, war sich nicht sicher, wieviel sie erzählen sollte. "Damals nicht, aber später - nachdem Creb gestorben war - mußteich fortgehen."
    Ayla hielt inne und trank einen weiteren Schluck Tee, während Tholie ihre Worte wiederholte, wobei sie einige Probleme mit den merkwürdigen Namen hatte. Das Erzählen hatte die starken Gefühle jener Zeit wieder aufgewühlt, und Ayla brauchte Zeit, um ihre Fassung zurückzugewinnen.
    "Ich versuchte, meinen eigenen Leute zu finden, wie Iza esgewollt hatte", fuhr sie fort, "aber ich wußte nicht, wo ich nach ihnen suchen sollte. Ich suchte vom zeitigen Frühjahr bis weit in den Sommer hinein, ohne jemanden zu finden. Ich fragte mich, ob es mir je gelingen würde, und ich war des Umherwandern müde. Dann kam ich in ein kleines, grünes Tal inmitten der trockenen Steppe, mit einem Bach, der mitten hindurchfloß, und sogar einer kleinen Höhle. Dort gab es alles, was ich brauchte - außer Menschen. Ich wußte nicht, ob ich noch jemanden finden würde, aber ich wußte, daß der Winter bevorstand, und wenn ich mich nicht auf ihn vorbereitete, würde ich ihn nicht überleben. Deshalb beschloß ich, bis zum nächsten Frühjahr in dem Tal zu bleiben."
    Die Leute waren von ihrer Geschichte gefesselt, machten Bemerkungen, nickten zustimmend, erklärten, sie hätte recht, etwas anderes hätte sie gar nicht tun können. Ayla erzählte, wie sie ein Pferd in der Fallgrube gefangen hatte und dann feststellte, daß es eine nährende Stute war, und wie sie später ein Rudel Hyänen beobachtete, die das Fohlen reißen wollten. "Ich konnte einfach nicht anders", sagte sie. "Das Fohlen war noch ganz jung und hilflos. Ich jagte die Hyänen davon und
     
    nahm das Fohlen mit in meine Höhle. Und ich bin froh, daß ich es getan habe. Die junge Stute teilte meine Einsamkeit und machte sie erträglicher. Wir wurden Freunde."
    Zumindest die Frauen konnten verstehen, daß man sich zu einem hilflosen Säugling hingezogen fühlte, selbst wenn dieser Säugling ein Pferd war. Die Art, wie Ayla die Geschichte erzählte, machte sie völlig begreiflich, auch wenn sie noch nie davon gehört hatten, daß jemand ein Tier adoptierte. Aber es waren nicht nur die Frauen, die gefesselt waren. Jondalar beobachtete die Leute. Männer und Frauen hörten gleichermaßen interessiert zu, und ihm wurde klar, daß Ayla eine gute Geschichtenerzählerin geworden war. Sogar er war gebannt, obwohl er die Geschichte kannte. Er beobachtete sie genau, versuchte herauszufinden, weshalb ihr alle so interessiert zuhörten, und stellte fest, daß sie außer Worten auch
    beredte Gesten gebrauchte.
    Das war keine bewußte Bemühung oder gar Effekthascherei. Als Ayla aufwuchs, hatte sie sich auf die Art des Clans mit anderen verständigt, und deshalb war es ganz natürlich für sie, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Gesten zu sprechen, aber als sie auch Vogelrufe und das Wiehern der Pferde einbezog, waren ihre Zuhörer verblüfft. Als sie allein in ihrem Tal lebte und nichts hörte als die in ihrer Nähe lebenden Tiere, hatte sie angefangen, sie nachzuahmen, und gelernt, ihre Laute getreu wiederzugeben.
    Als sie weitererzählte und vor allem als sie berichtete, wie

Weitere Kostenlose Bücher