Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
leicht zu gehen, aber ..."
"Ich weiß. Thonolan. Das erinnert mich daran, daß ich dir etwas geben wollte", sagte Markeno und begann eine Holzkiste zu durchwühlen, die angefüllt war mit allen möglichen aus Holz, Knochen und Horn gefertigten Werkzeugen und Geräten.
Schließlich zog er einen seltsam aussehenden Gegenstand hervor, der aus der Rose eines Geweihs geformt war. Die Sprossen des Geweihs waren entfernt und ein Loch an der Stelle gebohrt worden, an der sie sich trafen. Der Gegenstand war reich geschmückt, aber nicht mit den geometrischen und stilisierten Vogel- und Fischformen, die für die Sharamudoi typisch waren. Statt dessen hatte der Künstler sehr schöne und lebensechte Tiere, Hirsch und Steinbock, in den Griff geschnitzt. Jondalar wurde sonderbar berührt, als er das Gerät betrachtete. Dann erkannte er es wieder.
"Das ist Thonolans Speerschaft-Glätter!" sagte er. Wie oft hatte er seinen Bruder beobachtet, wenn er das Gerät benutzte! Er erinnerte sich sogar, wie Thonolan es erhalten hatte.
"Ich dachte, du hättest es vielleicht gern - als Erinnerung an ihn. Und ich dachte, es könnte dir nützlich sein, wenn du nach seinem Geist suchst. Und wenn du ihn - seinen Geist - zur Ruhe gebettet hast, möchte er es vielleicht haben", sagte Markeno.
"Ich danke dir, Markeno", sagte Jondalar. Er nahm das robust gearbeitete Gerät in die Hände. Es war so ein Teil seines Bruders, daß er ihn fast leibhaft wieder vor sich sah. "Es bedeutet mir sehr viel." Er hob es hoch, spürte in seinem Gewicht die Gegenwart Thonolans. "Ich glaube, du hast recht. Es ist so viel von ihm darin, daß ich ihn fast fühlen kann."
"Ich möchte Ayla etwas geben, und dies scheint der richtige Augenblick dafür zu sein", sagte Roshario und ging hinaus. Jondalar begleitete sie.
Ayla und Tholie blickten überrascht auf, als sie Rosharios Wohnstätte betraten, und Ayla hatte das seltsame Gefühl, daß sie in eine persönliche und sehr private Sphäre eindrangen. Doch dann wurden sie mit einem warmen Lächeln begrüßt. Roshario durchschritt den Raum und nahm ein verschnürtes Bündel von einem Bord.
"Dies ist für dich, Ayla", sagte Roshario. "Dafür, daß du mir geholfen hast. Ich habe es eingewickelt, damit es auf eurer Reise nicht schmutzig wir. Du kannst die Hülle später als Handtuch benutzen."
Ayla löste die Schnur und öffnete das weiche Gamsleder, das ein weiteres weiches, gelbes, herrlich mit Perlen und Federn geschmücktes Lederstück enthüllte. Sie hob es hoch und hielt den Atem an. Es war der schönste Kittel, den sie je gesehen hatte. Unter ihm lagen zusammengefaltete Frauen-Beinling, an der Vorderseite und um die Taille reich geschmückt mit einem Muster, das dem des Kittels entsprach.
"Roshario! Das ist wunderbar! Ich habe noch nie etwas Schöneres gesehen. Es ist viel zu schön zum Anziehen", sagte Ayla. Dann legte sie die Kleidungsstücke nieder und umarmte die Frau. Zum erstenmal seit ihrer Ankunft bemerkte Roshario Aylas seltsamen Akzent, besonders wenn sie bestimmte Wörter aussprach, aber sie empfand es nicht als unangenehm.
"Ich hoffe, es paßt. Warum probierst du es nicht an?" sagte Roshario.
"Meinst du wirklich?" sagte Ayla. Sie scheute sich fast, die Kleidungsstücke zu berühren.
"Du mußt wissen, ob es dir paßt, damit du es anziehen kannst, wenn du mit Jondalar zusammengegeben wirst, nicht wahr?"
Ayla lächelte Roshario an. Sie freute sich über das Geschenk, aber sie erwähnte nicht, daß sie bereits einen Kittel besaß, den Taluts Gefährtin, Nezzie vom Löwen-Lager, ihr geschenkt hatte. Sie konnte nicht beide tragen, aber es würde sich bestimmt eine andere Gelegenheit finden, zu der sie das wunderbare Kleid anziehen würde.
"Ich habe auch etwas für dich, Ayla. Bei weitem nicht so schön, aber nützlich", sagte Tholie und gab ihr eine Handvoll weicher Lederriemen aus einer Tasche, die an ihrer Hüfte hing.
Ayla nahm sie und vermied es, Jondalar anzusehen. Sie wußte genau, wozu sie dienten. "Woher wußtest du, daß ich neue Riemen für meine Mondzeit brauche, Tholie?"
"Eine Frau kann immer welche brauchen, besonders wenn sie reist. Ich habe auch ein paar schöne weiche Einlagen für dich. Roshario und ich haben darüber gesprochen. Sie hat mir das Kleid gezeigt, das sie für dich gemacht hat, und ich wollte dir auch etwas Schönes schenken. Aber du kannst nicht viel mitnehmen auf euere Reise. So habe ich darüber nachgedacht, was du wirklich brauchst", sagte Tholie, um ihr sehr
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