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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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seinem Tragetuch auf ihrer Hüfte, und obwohl sie jung war und eine der Anderen, nahm sie bei dem Zug die Position der Medizinfrau ein. Sie alle waren unvermittelt stehengeblieben und starrten den riesigen Höhlenbären an, der unbekümmert seinen Rücken an der Borke eines Baums rieb.
    Obwohl das gewaltige Geschöpf, doppelt so groß wie ein gewöhnlicher Braunbär, das am höchsten verehrte Totem des Clans war, hatten die jungen Leute von Bruns Clan noch nie einen lebenden Höhlenbären gesehen. Es gab keine mehr in den Bergen bei ihrer Höhle, wenn auch ausgebleichte Knochen bezeugten, daß es einst welche gegeben hatte. Um des mächtigen Zaubers willen, den sie bargen, hatte Creb die paar Haarbüschel an sich genommen, die an der Borke hängengeblieben waren, nachdem der Bär schließlich fortgetrottet war und nur seinen charakteristischen Geruch zurückgelassen hatte.
     
    Ayla gab Wolf ein Zeichen und zog sich vorsichtig aus der Höhle zurück. Sie bemerkte die Schleuder in ihrer Hand und steckte sie mit einem Achselzucken weg. Was konnte eine Schleuder gegen einen Höhlenbären ausrichten? Sie war nur dankbar, daß der Bär seinen langen Winterschlaf begonnen hatte und durch ihr Eindringen nicht gestört worden war. Sie warf schnell Erde auf das Feuer und trat es aus; dann nahm sie ihren Packsattelkorb vom Boden auf und trug ihn fort. Glücklicherweise hatten sie noch nicht viel ausgepackt. Sie kehrte zurück, um Jondalars Bündel zu holen, und zog die Schleppstangen mit sich. Gerade hatte sie ihr Bündel angehoben, um es weiter fortzuschaffen, als Jondalar mit den gefüllten Wasserbeuteln erschien.
    "Was ist, Ayla?" fragte er.
    "Es ist ein Höhlenbär in der Höhle", sagte sie. Als sie den entsetzten Ausdruck auf seinem Gesicht sah, fügte sie hinzu: "Er hat seinen langen Schlaf begonnen, glaube ich. Aber manchmal bewegen sie sich, wenn sie früh im Winter gestört werden - jedenfalls behaupteten sie es."
    "Wer behauptete es?"
     
    "Die Jäger von Bruns Clan. Ich war dabei, als sie früher über die Jagd sprachen - manchmal", sagte Ayla. Dann lächelte sie. "Nicht nur manchmal. Ich hörte ihnen zu, so oft es möglich war, besonders als ich angefangen hatte, mit der Schleuder zu üben. Die Männer achteten gewöhnlich nicht auf ein Mädchen, das sich in ihrer Nähe zu schaffen machte. Ich wußte, daß sie es mir nie beibringen würden, und die einzige Art, es zu lernen, bestand darin, ihnen zuzuhören, wenn sie Jagdgeschichten erzählten. Ich ahnte, daß sie zornig werden würden, wenn sie es herausfanden; aber ich wußte nicht, wie schwer die Strafe sein würde. Das erfuhr ich erst später."
    "Wenn sich überhaupt jemand mit Höhlenbären auskennt, dann ist es der Clan, nehme ich an", sagte Jondalar. "Glaubst du, daß wir hier sicher sind?"
    "Ich weiß es nicht, aber ich möchte es nicht darauf ankommen lassen", sagte sie.
    "Warum rufst du nicht Winnie? Wir haben noch Zeit, bevor es dunkel wird, einen anderen Platz zu finden."
     
    Nachdem sie die Nacht im Zelt verbracht hatten, brachen sie früh am nächsten Morgen auf, um den Abstand zwischen sich und dem Höhlenbären so weit wie möglich zu vergrößern. Jondalar wollte sich nicht die Zeit nehmen, das Fleisch trocknen zu lassen, und er überzeugte Ayla, daß die Luft kalt genug war, um es zu konservieren. Er hatte es eilig, das Gebiet zu verlassen. Wo ein Bär hauste, gab es meist auch andere. Doch als sie einen Bergkamm erreichten, blieben sie stehen. In der kalten, klaren Luft konnten sie in alle Richtungen sehen, und der Anblick, der sich ihnen bot, war atemberaubend. Unmittelbar vor ihnen im Osten erhob sich ein schnee-bedeckter Berg von mittlerer Höhe und lenkte die Aufmerksamkeit auf die östliche Bergkette, die ihnen näher-gerückt war und sich in einen Bogen um sie herumzog. Die eisgepanzerten Berge erreichten ihre größten Höhen im Norden und bildeten eine gezackte Linie, die sich klar von dem azurblauen Himmel abzeichnete.
     
    Die Reisenden hatten die Ausläufer jener östlichen Bergkette erreicht; sie standen auf einem Kamm, der zum nördlichen Rand des alten Beckens abfiel, in dem die Zentralebene lag. Der große Gletscher, die dichte, feste Eismasse, die sich von Norden her ausgebreitet hatte, bis sie fast ein Viertel des Landes bedeckte, endete an einem Bergwall, der sich hinter den fernen Gipfeln verbarg. Im Nordwesten beherrschte ein niedrigeres, doch näher gelegenes Hochland das Panorama. Weit im Norden schimmerte das Gletschereis

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