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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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bequemere Stelle zum Durchqueren zu suchen. Sie gelangten an eine Gabelung, an der zwei Flüsse sich vereinigten, folgten dem rechten Arm und kamen an eine weitere Gabelung, an der ein dritter Fluß sich abzweigte. Die Pferde wateten ohne Schwierigkeiten durch den kleineren und mittleren Fluß. Das Land zwischen der mittleren und der rechten Gabelung war ein sumpfiges Torfmoorgebiet, das schwer zu passieren war.
    Der letzte Fluß war tief, und es war unmöglich, ihn zu durchqueren, ohne naß zu werden. Doch am anderen Ufer scheuchten sie einen Riesenhirsch mit gewaltigem Geweih auf und entschlossen sich, ihm zu verfolgen. Der Hirsch mit seinen langen Beinen ließ die stämmigen Pferde schnell hinter sich, obgleich Renner und Wolf es ihm nicht leicht machten. Winnie, die die Schleppstangen hinter sich herzog, konnte nicht mithalten; doch die Verfolgungsjagd hatte sie alle in gute Stimmung versetzt.
    Jondalar, mit gerötetem Gesicht und vom Wind zerzausten Haar, schob sich die Fellkapuze in den Nacken und lächelte, als er zurückkam. Ayla spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog vor Liebe und Verlangen. Er ließ sich den blonden Bart wachsen, wie immer im Winter, um sein Gesicht vor der Kälte zuschützen; und sie mochte es, wenn er einen Bart trug. Er rühmte oft ihre Schönheit, doch nach ihrer Meinung war er es, der schön war. "Das Tier kann laufen, was?" sagte er. "Und hast du das Geweih gesehen? Es war wohl doppelt so groß wie ich."
    Ayla lächelte auch. "Ein prächtiger Bursche. Und wunderschön. Aber ich bin froh, daß wir ihn nicht erlegt haben. Er war ohnehin zu groß für uns. Wir hätten das ganze Fleisch gar nicht mitnehmen können; und es wäre eine Schande gewesen, ihn zu töten."
    Sie ritten zurück zur Mutter, und obgleich ihre durchnäßten Beinlinge und Umhänge mittlerweile fast trocken geworden waren, waren sie froh, das Lager aufschlagen und sich umziehen zu können. Sie hängten die feuchten Sachen nahe am Feuer auf, um sie trocknen zu lassen.
    Am nächsten Tag brachen sie nach Westen auf; dann machte der Fluß eine Biegung nach Nordwesten. In der Ferne konnten sie einen weiteren hohen Bergkamm sehen. Er erstreckte sich bis zum Großen Mutter Fluß und war der nordwestliche Ausläufer der großen Bergkette, die sie fast von Anfang an begleitet hatte. Die Kette hatte westlich von ihnen gelegen, und sie waren um ihr breites südliches Ende gezogen, um der Mutter zu folgen. Als sie am gewundenen Lauf des Flusses entlang die Zentralebene durchquerten, waren die weißen Berg-gipfel in einem großen Bogen nach Osten gewandert. Der Kamm vor ihnen war ihr letzter Ausläufer.
    Kein Zufluß speiste den großen Strom, bis sie den Kamm erreichten. Der Fluß, der von Osten kam und sich am Fuß des Felsvorsprungs mit der Mutter vereinte, war das andere Ende des nördlichen Nebenflusses. Von da an floß der Strom zwischen dem Bergkamm und einem Hügel hindurch, aber die Uferbank war breit genug, um auf ihr zu reiten.
    An der anderen Seite des Kamms überquerten sie einen weiteren Nebenfluß, dessen Tal die beiden großen Bergketten voneinander trennte. Die Berge im Westen waren die östlichen Ausläufer des gewaltigen Westmassivs. Als Kamm hinter ihnen abfiel, teilte sich der Große Mutter abermals in drei Arme. Sie
     
    folgten dem äußeren Ufer des nördlichen Stroms durch die Steppe eines kleinen Beckens, das eine Fortsetzung der Zentralebene bildete.
    Die nackten Äste einiger Birken in der Nähe des Flusses schlugen im stürmischen Nordwind hart aneinander. Trok-kenes Unterholz, Schilf und tote Farne säumten das Ufer, an dem sich Eiskrusten zu formen begannen, die später zu mächtigen Eisschollen auswachsen sollten. An den nördlichen Hängen und auf den Kuppen der sanft geschwungenen Hügel am Rande der Talsenke strich der Wind mit rhythmischen Stößen durch Felder wogender Hochgräser; unregelmäßige Böen schüttelten die Zweige der immergrünen Fichten und Kiefern, die an den geschützten Südhängen wuchsen. Stäubender Schnee wirbelte durch die Luft und bedeckte den Boden mit einer dünnen Schicht.
    Das Wetter war entschieden kalt geworden, doch das Schneegestöber störte die Reisenden nicht. Die Pferde, Wolf und selbst die Menschen waren an die kalten, trockenen Winter und die gelegentlichen Schneefälle der nördlichen Lößsteppen gewöhnt. Nur dichter Schnee, der die Pferde ermüden und es schwierig werden lassen konnte, Nahrung zu finden, bereitete Ayla Sorge. Doch jetzt gab es etwas ganz

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