Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
langsam aus dem Boden wachsenden Gegenstücken entgegenstrebten. Einige trafen sich schlanken Säulen, die mit der Zeit immer dicker wurden und so Zeugnis ablegten von dem ständig wechselnd Kreislauf der lebenden Erde.
Die Tage wurden merklich kühler und stürmischer; Ayla und Jondalar waren froh, in den Höhlen Zuflucht vor der Kälte des Windes zu finden. Am Anfang untersuchten sie die Unterkünfte, in denen sie ihr Lager aufschlagen wollten, sorgfältig nach vierbeinigen Bewohnern, bevor sie sie bezogen; doch mit der Zeit verließen sie sich immer mehr auf die schärferen Sinne ihrer Reisebegleiter. Um festzustellen, ob Menschen anwesend waren oder gewesen waren, prüften sie die Luft nach Spuren von Rauch - Menschen waren die einzigen Lebewesen, die Feuer machen konnten; aber sie begegneten keinem, und auch andere Tiere waren nur selten anzutreffen.
Sie waren daher überrascht, als sie in eine Region kamen, die sich durch eine ungewöhnlich reiche Vegetation auszeichnete - zumindest im Vergleich mit der kargen, felsigen Landschaft. Kalkstein war nicht überall gleich. Je nach dem Maße, in dem er löslich war, wies er starke Unterschiede auf. So waren einige Karstgebiete recht fruchtbar, mit Wiesen und Bäumen, die neben oberirdischen Flüssen wuchsen. Zwar gab es auch hier absinkendes Land, Höhlen und unterirdische Flüsse, doch sie waren selten.
Als sie auf eine Herde von Rentieren stießen, die eine mit trockenen Gräsern bestandene Wiese abweideten, sah Jondalar Ayla lächelnd an und zog seine Speerschleuder hervor. Ayla nickt zustimmend und trieb Winnie an, ihm und dem Hengst zu folgen. Von den wenigen Tieren, die ihnen in den letzten Tagen begegnet waren, war kaum eines zur Jagd geeignet gewesen, und da der Fluß tief unter ihnen in der Schlucht floß, hatten sie nicht fischen können. Sie hatten sich vorwiegend von getrockneten Vorräten und ihrem Reiseproviant ernährt, und selbst diesen hatten sie mit Wolf teilen müssen. Auch die Pferde hatten es schwer gehabt. Das spärliche Gras, das auf der dünnen Erdkrume wuchs, reichte kaum aus, ihren Hunger zu sollen.
Jondalar schnitt die Kehle der Ricke auf, die sie erlegt hatten, um das Tier ausbluten zu lassen. Dann legten sie den Kadaver in das Rundboot auf den Schleppstangen und sahen sich nach einem Lagerplatz um. Ayla wollte einen Teil des Fleisches trocknen und das Winterfett des Tieres auslassen, und Jondalar freute sich auf eine saftige Keule und die zarte Leber. Sie entschlossen sich, ein oder zwei Tage Rast zu machen, vor allem, weil die Wiese so nahe lag. Die Pferde brauchten das Futter. Wolf hatte zahlreiche Kleintiere entdeckt, Wühlmäuse, Lemminge und Pfeifhasen, und sich aufgemacht, sie zu jagen und die Gegend zu erkunden.
Als sie in einem unweit gelegenen Hügel eine Höhle entdeckten, ritten sie darauf zu. Sie war etwas kleiner, als sie gehofft hatten, doch reichte sie für ihre Zwecke aus. Sie banden die Schleppstangen los und befreiten die Pferde von ihrer Last, um sie zur Wiese traben zu lassen, legten die Bündel neben den Höhleneingang und begannen, nach brennbaren Unterholz und trockenem Dung zu suchen.
Ayla überlegte, womit sie das frische Fleisch zubereiten sollte. Sie sammelte trockene Samenkapseln und Körner sowie einige Handvoll der schwarzen Samen des Gänsefußes, der neben einem kleinen, nördlich der Höhle fließenden Bach wuchs. Als sie zurückkam, hatte Jondalar bereits das Feuer angezündet. Sie bat ihm, zum Bach zu gehen und die Wasserbeutel aufzufüllen.
Bevor er zurückkehrte, war Wolf wieder erschienen; aber als das Tier sich der Höhle näherte, entblößte es seine Zähne und knurrte drohend. Ayla fühlte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. '
"Wolf, was ist los?" sagte sie, griff, ohne daß es ihr bewußt wurde, nach ihrer Schleuder und hob einen Stein vom Boden auf. Der Wolf pirschte sich langsam in die Höhle, während ein tiefes Grollen aus seiner Kehle aufstieg. Ayla folgte ihm, duckte den Kopf, als sie den kleinen, dunklen Eingang trat, der in das Innere des Fels führte, und wünschte, sie hätte eine Fackel mitgenommen. Aber ihre Nase verriet ihr, was ihre Augen nicht sehen konnten. Es war viele Jahre her, seitdem sie diesen Geruch wahrgenommen hatte; doch sie würde ihn nie vergessen. Plötzlich sah sie wieder vor sich, was sie damals gesehen hatte.
In den Ausläufern des großen Gebirges war es gewesen, nicht weit entfernt vom Versammlungsort des Clans. Ihr Sohn saß in
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