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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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hertrieben, kappten jeden Zweig, der es wagte, sich über seine Nachbarn zu erheben.
    Als sie höher stiegen, sah Jondalar eine Mammutherde, die weit im Norden graste, und in etwas geringerer Entfernung einige Rentiere. Er wußte, daß Pferde das Land durchstreiften - die Leute hatten sie gejagt -, und er vermutete, daß in den wärmeren Jahreszeiten Wisente und Bären die Region aufsuchten.
    Aus dem Augenwinkel nahm Jondalar links eine Bewegung wahr. Er wandte den Kopf und sah einen weißen Hasen über einen Hügel jagen, der von einem Polarfuchs verfolgt wurde. Plötzlich schlug der Hase einen Haken, hoppelte an dem halbverwesten Schädel eines Wollnashorns vorbei und ver-schwand in seiner Höhle.
    Wo es Mammute und Nashörner gibt, dachte Jondalar, gibt es auch Höhlenlöwen und wahrscheinlich auch Hyänen und sicherlich Wölfe. Genügend Fleisch und Tiere, deren Felle sich verarbeiten ließen; außerdem pflanzliche Nahrung. Dies ist ein reiches Land. Beobachtungen dieser Art: waren ihm zu zweiten Natur geworden, wie bis zu einen gewissen Grad den meisten Menschen. Sie lebten vom Land und mußten wissen, was es ihnen bot.
    Als die Gruppe eine Plattform an der Flanke des Hügels erreicht hatte, blieb sie stehen. Jondalar blickte den Abhang hinunter und sah, daß die Jäger, die in diesem Gebiet lebte einen einzigartigen Vorteil besaßen. Sie konnten nicht nur die Tiere schon aus weiter Entfernung erkennen, sondern die riesigen Herden, die das Land durchwanderten, mußten überdies einen engen Durchgang passieren, der zwischen steilen Kalksteinwänden und einem Fluß lag. Dort konnten sie leicht erlegt werden. Er fragte sich, warum die Leute die Pferde am Großen Mutter Fluß gejagt hatten.
    Ein durchdringendes Klagen lenkte Jondalars Aufmerksamkeit wieder auf seine unmittelbare Umgebung. Eine Frau mit langen, strähnigen, aufgelösten Haaren, die von zwei etwas jüngeren Frauen gestützt wurde, weinte und schlug sich an die Brust - offensichtlich von tiefem Kummer ergriffen. Plötzlich riß sie sich los, fiel auf die Knie und warf sich über etwas, das am Boden lag. Jondalar schob sich nach vorn, um besser sehen zu können. Er war gut einen Kopf größer als die anderen Männer, und nach wenigen Schritten verstand er den Kummer der Frau.
    Es war eine Bestattung. Auf dem Boden lagen Leichen dreier Menschen - junger Menschen, nicht älter als Anfang Zwanzig, schätzte er. Zwei von ihnen waren zweifellos männlichen Geschlechts; sie hatten Barte. Der größere von ihnen war wahrscheinlich der jüngste. Sein helles Barthaar war noch etwas spärlich. Die grauhaarige Frau hatte sich über den Kopf des anderen Jünglings geworfen, dessen braunes Haupt- und Barthaar dichter war. Der dritte war ziemlich groß, aber mager; etwas an dem Körper und der Art, wie er am Boden lag, ließen Jondalar vermuten, daß er verkrüppelt war. Er konnte keine Barthaare erkennen, so daß er zuerst annahm, es handelte sich um eine Frau; aber es konnte auch ein junger Mann sein, der sich rasiert hatte.
    Ihre Kleidung gab keinerlei Hinweise. Alle drei waren mit Beinlingen und lose fallenden Kitteln bekleidet, die auffallende Merkmale verbargen. Die Sachen schienen neu zu sein; doch fehlte ihnen jeder Schmuck. Es war fast so, als wünschte jemand nicht, daß sie in der nächsten Welt erkannt würden, und als hätte man versucht, ihnen ihre Identität zu nehmen.
    Die grauhaarige Frau wurde von den beiden Frauen, die sie gestützt hatten, aufgehoben und von dem Leichnam des jungen Mannes fortgeschleppt. Dann trat eine andere Frau vor, und etwas an ihr ließ Jondalar ein zweites Mal hinschauen. Ihr Gesicht war seltsam verzogen; eine Seite schien kleiner zu sein als die andere. Sie versuchte nicht, es zu verbergen. Ihr Haar
    war hell, vielleicht grau, und zu einem Knoten auf dem Kopf hochgesteckt.
    Sie mochte ungefähr so alt sein wie Jondalars Mutter und bewegte sich mit der gleichen Anmut und Würde, obwohl sie Marthona äußerlich nicht ähnlich sah. Trotz der leichten Entstellung war die Frau nicht unattraktiv, und ihre Gesicht erweckte Aufmerksamkeit. Als sie Jondalars Blick erwiderte, merkte er, daß er sie angestarrt hatte; doch sie sah als erste weg - überraschend schnell, dachte er. Als sie zu sprechen begann, wurde ihm klar, daß sie die Trauerzeremonie leitete. Sie muß eine Mamut sein, dachte er, eine Frau, die mit der Welt der Geister in Verbindung steht.
    Irgend etwas veranlaßte ihn, zur Seite zu blicken. Neben der Versammlung stand

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