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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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eine andere Frau, die ihn anblickte. Sie war hochgewachsen und kräftig, mit ausgeprägten Gesichtszügen - eine schöne Frau mit hellbraunem Haar und sehr dunklen Augen. Sie wandte sich nicht ab, als er sie anblickte, sondern musterte ihn unverhohlen. Sie hatte das Aussehen einer Frau, von der er sich normalerweise angezogen gefühlt hätte, aber ihr Lächeln machte ihn unsicher.
    Dann merkte er, daß sie mit gespreizten Beinen und den Händen auf den Hüften dastand; und plötzlich wußte er, wer sie war: die Frau, die so drohend gelacht hatte. Er unterdrückte den Impuls, sich zurückzuziehen und unter den anderen Männern zu verbergen. Er wußte, daß es unmöglich war. Er war nicht nur einen Kopf größer, sondern auch gesünder und kräftiger als die anderen und fiel überall auf.
    Die Zeremonie schien so abzulaufen, als erfüllten die Beteiligten eine unangenehme Pflicht. Ohne Bahrtücher wurden die Toten nacheinander zu einem einzigen, flüchtig ausgehobenen Grab getragen. Sie konnten noch nicht lange tot sein, denn sie rochen nicht, und die Leichenstarre hatte noch nicht eingesetzt. Zuerst wurde der große, magere Körper bestattet. Man legte ihn auf den Rücken und streute roten Ocker auf den Kopf und seltsamerweise auf die Lenden - das Gebiet, in dem Zeugung und Geburt sich vollzogene Wieder fragte sich Jondalar, ob es der Körper einer Frau war.
     
    Die beiden anderen erfuhren eine unterschiedliche, aber nicht weniger seltsame Behandlung. Der braunhaarige Mann wurde links vom ersten Leichnam in das gemeinsame Grab gelegt und zur Seite gerollt, so daß er mit dem Gesicht zum ersten Körper lag. Dann wurde sein Arm so gestreckt, daß er auf der ockerbestreuten Schamgegend des anderen ruhte. Der dritte Körper wurde so ins Grab geworfen, daß er mit dem Gesicht nach unten an der rechten Seite der zuerst bestatteten Leiche liegenblieb. Auf beide Köpfe wurden ebenfalls Ocker gestreut. Das heilige rote Pulver sollte offensichtlich Schutz gewähren. Aber wem? Und wovor? fragte sich Jondalar.
    Als die locker angehäufte Bodenkrume wieder in das seichte Grab geschaufelt wurde, riß die grauhaarige Frau sich von neuem los. Sie lief an das Grab und warf etwas hinein. Jondalar erkannte zwei Steinmesser und einige Speerspitzen aus Feuerstein.
    Die dunkelhaarige Frau trat einige Schritte näher, offensichtlich aufs äußerste erregt. Sie gab einem der Männer einen Befehl und deutete auf das Grab. Er zuckte zusammen, rührte sich aber nicht. Die Schamanin trat vor und sprach; dann schüttelte sie den Kopf. Die andere Frau schrie sie wütend an; aber die Schamanin ließ sich nicht einschüchtern und schüttelte weiterhin den Kopf. Die Frau holte aus und schlug ihr mit dem Handrücken voll ins Gesicht. Alle hielten den Atem an. Dann entfernte sich die erzürnte Frau mit großen Schritten, gefolgt von einer Schar speertragender Frauen.
    Die Schamanin ignorierte den Schlag. Sie legte nicht einmal die Hand an die Wange, die sich, wie Jondalar sah, stark rötete. Das Grab wurde hastig mit Erde gefüllt, die mit loser Holzkohle und unvollständig verbranntem Holz durchmischt war. Hier müssen große Feuer gebrannt haben, dachte Jondalar. Er blickte auf den engen Durchgang am Fluß hinunter. Und diese Plattform bildet einen idealen Ausguck, setzte er seinen Gedanken fort, von dem man Feuersignale geben könnte, wenn sich Tiere - oder andere Menschen – nähern.
    Sobald die Leichen mit Erde bedeckt waren, wurden die
     
    Männer wieder den Hügel hinabgeführt und vor einen Pferch getrieben, der von einer hohen Palisade in den Boden gerammter und durch Stricke miteinander verbundener Baumstämme umschlossen war. An einer Seite der Einpfählung lag ein Stapel Mammutknochen. Vielleicht sollten sie dazu dienen, die Palisade abzustützen, dachte Jondalar. Er wurde von den anderen abgesondert und zu der Erdhütte gebracht, um dort wieder in das kleine, mit Fellen bedeckte Zelt geschoben zu werden. Doch bevor er es betrat, prägte er sich ein, wie es gebaut war.
    Das Gerüst bestand aus Stangen, die aus schlanken, jungen Bäumen angefertigt worden waren. Die dickeren Enden fanden festen Halt am Boden, während die Spitzen zusammengebogen und miteinander verschnürt worden waren. Lederhäute be-deckten das Gerüst, und die Eingangsklappe, die er von innen gesehen hatte, ließ sich von außen durch Lederschnüre fest verschließen.
    Als er das Innere betreten hatte, setzte er seine Untersuchung fort. Das Zelt war leer und wies nicht

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