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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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hochschwanger war, fuhr Brugar fort, sie zu schlagen. Als sie die ersten Wehen bekam, ließ er mich nicht holen. Ich
    erfuhr es erst, als ich sie vor Schmerzen schreien hörte. Ich ging zu ihr; aber er wies mich ab, als ich ihr bei der Niederkunft beistehen wollte. Es war eine schwere Geburt; und er ließ nicht zu, daß ich ihr half, ihre Schmerzen zu lindern. Ich bin überzeugt, daß er sie leiden sehen wollte. Offenbar wurde das Kind mit einer Verunstaltung geboren. Ich vermute, daß es an den Schlägen lag, die er Attaroa die ganze Zeit verabreicht hatte. Obgleich es bei der Geburt nicht zu sehen war, zeigte sich bald, daß das Rückgrat des Kindes schwach und verkrümmt war. Ich durfte es nie untersuchen, und deshalb weiß ich es nicht genau, aber es gab wahrscheinlich noch andere Schwierigkeiten", sagte S'Armuna.
    "War das Kind ein Junge oder ein Mädchen?" fragte Jondalar.
    "Ich weiß es nicht", erklärte S'Armuna. "Das verstehe ich nicht. Wieso weißt du es nicht?" fragte Ayla.
    "Niemand wußte es, bis auf Brugar und Attaroa; und sie machten ein Geheimnis daraus. Selbst als es größer wurde, durfte das Kind nie unbekleidet, wie die meisten kleinen Kinder, in der Öffentlichkeit erscheinen. Und sie gaben ihm einen Namen, der sein Geschlecht verbarg. Das Kind hieß Omel", sagte die Frau. "Hat das Kind es nie verraten?" fragte Ayla. "Nein. Omel hielt es ebenfalls geheim. Ich glaube, Brugar hat ihnen beiden schreckliche Folgen angedroht, wenn das Geschlecht des Kindes jemals offenbart würde", sagte S'Armuna.
    "Aber es müssen sich doch gewisse Anzeichen ausgebildet ha-ben, als das Kind älter wurde. Der Körper, der begraben wurde, war so groß wie der eines Erwachsenen", sagte Jondalar.
    "Omel hat sich nicht rasiert; er hätte aber ein Mann sein können, dessen Bartwuchs spät einsetzte. Und es war schwer zu sagen, ob sich Brüste entwickelt hatten. Omel trug lose Kleider, die die Gestalt verbargen. Für eine Frau war er trotz des verkrümmten Rückgrats ziemlich groß, aber sehr schlank. Aber auch Attaroa ist sehr groß."
     
    "Hast du nicht gespürt, ob das Kind ein Junge oder Mädchen war, als es größer wurde?" fragte Ayla.
    Die Frau ist einfühlsam, dachte S'Armuna. Sie nickte. "In meinem Herzen habe ich Omel immer für ein Mädchen gehalten - aber vielleicht nur, weil ich es mir wünschte. Brugar wollte, daß die Leute das Kind als Jungen ansahen."
    "Das könnte manches erklären", sagte Ayla. "Bei den Clan-Leuten möchte jeder Mann, daß seine Gefährtin Söhne hat. Er hält sich nicht für einen vollwertigen Mann, wenn sie nicht wenigstens einen Sohn hat. Sonst bedeutet es, daß sein Totem schwach ist. Wenn das Kind ein Mädchen war, hat Brugar vielleicht versucht, zu vertuschen, daß seine Gefährtin keinen Sohn geboren hatte. Aber mißgestaltete Neugeborene werden gewöhnlich ausgesetzt. Wenn das Kind also als Mißgeburt zur Welt gekommen ist, so hat Brugar das vielleicht vor den anderen verbergen wollen."
    "Es ist schwer, seine Beweggründe zu deuten. Aber wie auch immer - Attaroa hielt es weiter mit ihm aus."
    "Aber wie ist Omel gestorben? Und die beiden anderen Jünglinge?" fragte Jondalar.
    "Das ist eine seltsame und komplizierte Geschichte", sagte S'Armuna. "Trotz aller Geheimnistuerei wuchs Brugar das Kind ans Herz. Omel war der einzige Mensch, den er nie schlug oder auf andere Weise zu verletzen suchte. Ich war froh darüber, habe mich aber oft nach dem Grund gefragt."
    "Ist ihm vielleicht der Gedanke gekommen, daß er selber nicht unbeteiligt daran war, daß das Kind mißgestaltet zur Welt kam?" fragte Jondalar. "Wollte er wieder gutmachen, daß er Attaroa vor der Geburt so häufig geschlagen hatte?"
    "Vielleicht. Aber Brugar gab Attaroa die Schuld. Er hat ihr oft vorgeworfen, daß sie keine gesunden Kinder gebären könne. Dann wurde er wütend und schlug sie. Aber die Schläge waren nicht mehr ein Vorspiel der Wonnen, die er mit seiner Gefährtin genoß. Er verachtete Attaroa und überhäufte das Kind mit seiner Zuneigung. Omel begann, Attaroa auf dieselbe Weise zu behandeln; und Attaroa fühlte sich doppelt vernachlässigt. Sie wurde eifersüchtig auf ihr eigenes Kind, auf die Zuneigung, die Brugar ihm zukommen ließ, und mehr noch auf die Liebe, die Omel für Brugar hegte."
    "Das muß schwer zu ertragen gewesen sein", sagte Ayla.
    "Ja. Brugar hatte eine neue Art entdeckt, Attaroa Schmerz zuzufügen. Aber sie war nicht die einzige, die unter ihm litt", fuhr S'Armuna fort. "Mit der Zeit

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