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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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den Kopf. "Grausamkeit gebiert Grausamkeit; Schmerz zeugt Schmerz; Mißhandlung führt zu neuer Miß-handlung."
    "Und wie viele der jungen Männer, die sie verletzt und gede-mütigt hat, werden ihre Erfahrungen an die nächste Generation weiterreichen?" rief die ältere Frau aus, die Stimme halb er-stickt von Tränen. "Welchen der Jungen hinter der Palisade hat sie dazu verdammt, ihr schreckliches Vermächtnis weiterzu-tragen? Und welches der Mädchen, die zu ihr aufblicken, wird nicht werden wollen wie sie? Von allen Leuten hätte ich allein es nicht zulassen dürfen. Das ist es, was mich schuldig werden läßt. Oh, Mutter! Was habe ich getan?"
    "Die Frage ist nicht, was du getan hast, sondern was du jetzt tun kannst", sagte Ayla.
    "Ich muß ihnen helfen. Irgendwie muß ich ihnen helfen. Aber was kann ich tun?"
    "Es ist zu spät, Attaroa zu helfen. Aber ihr muß Einhalt geboten werden. Es sind die Kinder und Männer im Gehege, denen wir helfen müssen; doch zuerst müssen sie befreit werden. Dann können wir daran denken, ihnen zu helfen."
     
    S'Armuna sah die junge Frau an, die so zuversichtlich erschien, und fragte sich, wer sie wirklich war. Die, Die Der Mutter Dient hatte den Schaden erkannt, den sie angerichtet hatte; sie wußte, daß sie ihre Macht mißbraucht hatte. Sie war zutiefst besorgt - nicht nur um das, was im Lager geschah, sondern auch um das, was mit ihr geschah.
    In der Erdhütte wurde es still. Ayla stand auf und nahm die Schüssel, in der der Tee aufgegossen worden war. "Laß mich diesmal Tee machen. Ich habe eine sehr schöne Kräu-termischung bei mir", sagte sie. Als S'Armuna wortlos nickte, griff Ayla nach ihrem Medizinbeutel.
    "Ich habe über die beiden verkrüppelten Jungen im Gehege nachgedacht", sagte Jondalar. "Auch wenn sie nicht gut gehen können, könnten sie Feuersteinschläger oder etwas Ahnliches werden, wenn sie jemanden hätten, der sie unterrichtet. Es muß doch jemanden bei den S'Armunai geben, der ihnen seine Kenntnisse weitergeben kann. Vielleicht kannst du jemanden bei eurem Sommertreffen finden, der bereit dazu wäre."
    "Wir gehen nicht mehr zu den Sommertreffen mit den anderen S'Armunai", sagte S'Armuna.
    "Warum nicht?" fragte er.
    "Attaroa will es nicht", sagte S'Armuna mit halberstickter Stim-me. "Die anderen Leute waren nie sehr freundlich zu ihr; ihr eigenes Lager hat sie kaum geduldet. Nachdem sie Anführerin geworden war, wollte sie mit niemandem mehr etwas zu tun haben. Bald nachdem sie die Führung übernommen hatte, schickten einige der Lager Abgesandte zu uns, um uns einzu-laden. Sie hatten gehört, daß wir viele Frauen ohne Gefährten hätten. Attaroa beleidigte sie und schickte sie wieder fort. Nach ein paar Jahren kam niemand mehr zu uns, keine Verwandten, keine Freunde. Sie alle gehen uns aus dem Weg."
    "Als Zielscheibe an einen Pfosten gebunden zu werden ist mehr als eine Beleidigung", sagte Jondalar.
    "Ich sagte dir schon, daß es immer schlimmer wird. Du warst nicht der erste. Was sie mit dir gemacht hat, hat sie auch schon mit anderen gemacht. Vor einigen Jahren kam ein Mann
     
    hierher, als Besucher. Als er so viele alleinstehende Frauen sah, wurde er arrogant und hochnäsig. Er nahm wohl an, daß er mehr als willkommen sei. Attaroa spielte mit ihm, wie eine Löwin mit ihrer Beute spielt. Dann tötete sie ihn. Sie fand so viel Gefallen daran, daß sie alle Besucher festnehmen ließ. Sie liebte es, ihnen das Leben zur Qual zu machen. Sie lockte sie mit Versprechungen und spannte sie auf die Folter, bis sie sich ihrer entledigte. Das hatte sie auch mit dir vor, Jondalar."
    Ayla erschauerte, als sie einige beruhigende Ingredienzen in S'Armunas Tee gab. "Du hattest recht, als du sagtest, sie sei kein Mensch mehr. Der Mog-ur hat uns manchmal von bösen Geistern erzählt; aber ich glaubte immer, es seien Legenden, Geschichten, um Kinder einzuschüchtern, damit sie Gehorsam lernen. Aber Attaroa ist keine Legende. Sie ist böse."
    "Ja. Und als keine Besucher mehr kamen, machte sie die Männer in ihrem Gehege zu ihrem Spielzeug", fuhr S'Armuna fort, als könne sie nicht mehr aufhören, von dem zu berichten, was sie so lange in sich verschlossen hatte. "Sie nahm zuerst die Stärkeren, die Anführer und die Aufsässigen. Die Männer werden immer weniger; und die noch da sind, verlieren ihren Willen zu rebellieren - halbverhungert, wie sie sind. Wind und Wetter ausgesetzt. Sie steckt sie in Käfige oder läßt sie in Fes-seln legen. Sie sind nicht einmal mehr

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