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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Zusammengabe gedacht; aber ich habe noch eines!"
    "Wirklich?" frage Madenia.
    Ayla sah ihr ungläubiges Staunen darüber, daß sie ein so schönes Kleidungsstück haben sollte. "Ja, sicher. Du könntest
     
    es zur Feier deiner Zusammengabe anziehen, wenn es dir paßt. Nimm es als Geschenk, das dich an mich erinnern soll."
    "Ich brauche kein Geschenk, um dich nicht zu vergessen", sagte Madenia. "Ich werde immer an dich denken. Vielleicht ver-danke ich es dir, wenn ich eines Tages einen Gefährten habe, und dann werde ich es ganz bestimmt tragen." Sie konnte es kaum abwarten, es ihrer Mutter und all ihren Freunden beim Sommertreffen vorzuführen.
    Ayla freute sich, daß sie es ihr gegeben hatte. "Würdest du gern mein Kleid für das Fest der Zusammengabe sehen?"
    "Oh, ja."
    Ayla packte das Gewand aus, das Nezzie für sie gemacht hatte, als sie Ranecs Gefährtin werden wollte. Es war ockergelb - die Farbe ihres Haares. Sie hatte ein geschnitztes Pferd und zwei Stücke honigfarbenen Bernstein darin eingewickelt. Madenia konnte kaum glauben,, daß Ayla zwei Ausstattungen von so fremdartiger Schönheit besaß; sie traute sich jedoch nicht mehr, etwas zu sagen, aus Angst, daß sich Ayla genötigt fühlen könnte, ihr das zweite auch noch zu geben.
    Ayla sah den Kittel prüfend an und versuchte sich zu ent-scheiden, was sie damit tun sollte. Dann schüttelte sie den Kopf. Nein, sie konnte sich nicht davon trennen, es war ihr Brautkleid. Sie würde es tragen, wenn sie mit Jondalar zusammengegeben würde. In gewissem Sinn steckte auch ein Teil von Ranec darin. Sie nahm das kleine Pferd aus Mam-mutelfenbein in die Hand und liebkoste es. Das würde sie auch behalten. Sie dachte an Ranec. Wie mochte es ihm wohl gehen? Sie würde ihn nie vergessen. Sie hätte sich mit ihm zusammentun und glücklich werden können, wenn sie Jondalar nicht so sehr geliebt hätte.
    Schließlich konnte Madenia ihre Neugier nicht länger bezähmen und fragte: "Was sind das für Steine?"
    "Man nennt sie Bernstein. Ich habe sie von der Anführerin des Löwen-Lagers bekommen." "Ist das ein Bild deines Pferdes?"
    Ayla lächelte. "Ja, das ist Winnie. Ein Mann mit blitzenden Augen und einer Hautfarbe wie Renners Fell hat das für mich
     
    gemacht. Sogar Jondalar sagte, er habe nie einen besseren Bildschnitzer kennengelernt."
    "Ein Mann mit brauner Haut?" fragte Madenia ungläubig. Ayla lächelte schmerzlich. Sie konnte ihre Zweifel verstehen. "Ja. Er war ein Mamutoi und hieß Ranec. Als ich ihn zum ersten Mal sah, habe ich ihn wie besessen angestarrt. Ich fürchte, ich war sehr unhöflich. Man erzählte mir, daß seine Mutter so dunkel wie - wie ein Brennstein war. Sie lebte weit im Süden, jenseits eines großen Meeres. Ein Mamutoi-Mann namens Wymez hatte einst eine lange Wanderung gemacht. Er nahm sie zur Ge-fährtin, und ihr Sohn wurde an seinem Herdfeuer geboren. Auf dem Rückweg starb sie, und er kehrte nur mit dem Jungen zurück. Seine Schwester hat ihn aufgezogen."
    Madenia zitterte vor Aufregung. Ayla war so weit gereist und wußte so viel. Vielleicht konnte sie eines Tages auch so eine Reise machen und einen braunen Mann treffen, der ihr ein Pferd schnitzte, und Leute, die ihr schöne Kleider schenkten - und Pferde, auf denen sie reiten konnte. Madenia verlor sich in Tagräumen von großen Abenteuern.
    Sie hatte noch nie eine Frau wie Ayla kennengelernt - eine Frau, die solch ein aufregendes Leben führte. Ayla sprach mit einem fremdartigen Akzent, was aber ihre geheimnisvolle Ausstrahlung nur verstärkte; und war ihr in ihrer Jugend nicht auch von einem Mann Gewalt angetan worden? Ayla war darüber hinweggekommen, und sie verstand die Gefühle eines anderen Menschen. Ihre Wärme, ihre Liebe und ihr Verständnis halfen Madenia, das entsetzliche Erlebnis zu überwinden. Sie stellte sich vor, wie sie selbst - reif und weise - einem jungen Mädchen, das vergewaltigt worden war, von ihren Erfahrungen erzählte und ihr half, damit fertigzuwerden.
    Während Madenia noch ihren Tagträumen nachhing, sah sie, wie Ayla ein fest verschnürtes Päckchen aufhob, das sie aber nicht öffnete, weil sie genau wußte, was es enthielt, und daß sie es auf keinen Fall zurücklassen würde.
    "Was ist das?", fragte das Mädchen, als Ayla das Päckchen weglegte.
     
    Ayla nahm es wieder zur Hand; sie hatte es lange nicht mehr angeschaut. Sie vergewisserte sich, daß Jondalar nicht in der Nähe war, und schnürte die Knoten auf. Ein reinweißer Überwurf steckte darin,

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