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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Ödnis der gewaltigen Eisdecke.
    Der Hochlandgletscher, den sie überqueren mußten, wäre ohne die vom offenen Meer erwärmte Luft, die das vordringende Eis in Schach hielt, vermutlich unpassierbar geworden. Die Wärme des Meeres, die den Weg zu den Steppen und Tundren des Westens freihielt, bewahrte auch das Land der Zelandonii vor der schweren Eisschicht, die auf anderen Gebieten desselben Breitengrades lastete.
    Ayla und Jondalar gewöhnten sich schnell wieder an ihre Reiseroutine, obwohl es Ayla vorkam, als seien sie schon eine Ewigkeit unterwegs. Sie sehnte sich nach dem Ende ihrer Wanderung.
    Auch wenn sie ihr Trinkwasser schmelzen mußten, häufiger aus Flußeis als aus Schnee - das Land war öde und kahl, und es gab nur geringe Schneeverwehungen -, entdeckte Ayla, daß die Kälte auch ihr Gutes hatte. Die Nebenarme des Großen Mutter Flusses waren fest gefroren und dadurch leichter zu überqueren. Doch wegen der starken Winde, die durch die Flußtäler pfiffen, eilten sie immer schneller über die offenen Stellen des rechten Ufers. Diese Böen brachten eisige Luft aus den Hochdruckgebieten der südlichen Berge und verstärkten die Kälte der Luft noch durch die des Windes.
    Selbst in ihren schweren Pelzen froren sie, und Ayla war erleichtert, als sie schließlich ein breites Tal hinter sich hatten und sich der schützenden Barriere des höhergelegenen Landes näherten. "Mir ist so kalt!" sagte sie mit klappernden Zähnen. "Ich wünschte, es würde etwas wärmer."
    Jondalar erschrak. "Wünsch dir das nicht, Ayla!"
    "Warum nicht?"
    "Wir müssen den Gletscher hinter uns haben, bevor das Wetter umschlägt. Wärme bedeutet Föhn, der den Schnee schmelzen läßt und den Wechsel der Jahreszeiten ankündigt. Dann müßten wir nach Norden ziehen, durch Clan-Gebiet. Das kostet nicht nur viel mehr Zeit, sondern ist auch gefährlich nach all dem
     
    Leid, das Charoli den Leuten angetan hat", sagte Jondalar.
    Sie nickte und sah zum nördlichen Ufer des Flusses hinüber. In die Ferne blickend, sagte sie schließlich: "Sie haben die bessere Seite."
    "Wieso das?"
    "Selbst von hier kann man sehen, daß es dort gute Grasebenen und daher mehr Tiere zum Jagen gibt. Auf dieser Seite wachsen vor allem Krüppelkiefern - und das bedeutet sandigen Boden und mageres Gras. Hier muß das Eis näher sein und deshalb ist es hier kälter und weniger fruchtbar", erklärte sie ihm.
    "Da magst du recht haben", sagte Jondalar. "Ich weiß nicht, wie das im Sommer ist; ich war hier nur im Winter."
    Ayla hatte sich nicht geirrt. Die Böden der nördlichen Ebenen des großen Flußtales bestanden hauptsächlich aus Löß über einem Kalksteinfundament und waren fruchtbarer als die südliche Ebene. Überdies drängten sich die Berggletscher im Süden dichter aneinander, die Winter waren härter und die Sommer kaum warm genug, um die Schneemassen und den Bodenfrost des Winters auf die Schneegrenze des letzten Sommers zurückzuschmelzen. Die meisten Gletscher dehnten sich schon wieder aus, langsam, aber schnell genug, um das Ende des gegenwärtigen, etwas wärmeren Intervalls und die Wiederkehr kälterer Zeiten anzukündigen - das letzte Vordringen der Gletscher vor der langen Schmelze, die das Eis nur noch in den polaren Regionen zurücklassen würde.
    In ihrem Winterschlaf waren die Bäume für Ayla oft nicht erkennbar, bis sie eine Zweigspitze oder Knospe oder ein wenig von der inneren Rinde kostete. Wo nah am Fluß vorwiegend Erlen standen, würde es im Sommer Torf- und Marschwälder geben; in den feuchtesten Gebieten mischten sie sich mit Weiden und Pappeln; gelegentlich Eschen, Ulmen oder Hainbuchen, kaum mehr als baumartiges Gebüsch, deutete auf trockeneren Grund hin. Die seltene Zwergeiche, die an geschützteren Stellen zu überleben suchte, ließ kaum an die gewaltigen Eichenwälder denken, die eines Tages ein Land mit
     
    gemäßigterem Klima überziehen sollten. Auf den sandigen Böden des höhergelegenen Heidelandes wuchsen keine Bäume, nur Heidekraut, Stechginster, spärliche Gräser, Moose und Flechten.
    Selbst in diesem frostigen Klima konnten einige Vögel und andere Tiere überleben; die kältegewohnten Bewohner der Steppen und Berge waren leicht zu erjagen. Nur selten griffen sie auf die Vorräte zurück, die sie von den Losadunai mitbekommen hatten und die sie in jedem Fall für die Überquerung aufheben wollten. Erst wenn sie die gefrorene Einöde erreicht hatten, waren sie ganz und gar auf das angewiesen, was sie mitgebracht

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