Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
auf, als er getroffen wurde. Der Speer fiel zu Boden, als er nach seinem verletzten Arm griff.
Sechs Männer hatten den Mann, der am Boden lag, angegriffen; aber sie hatten kein leichtes Spiel mit ihm gehabt. Zwei von ihnen hatte die Schleuder erledigt, und die Frau, die wieder auf den Beinen war, hieb wütend auf einen dritten ein. Der Mann riß schützend die Arme hoch. Ein anderer, der dem Mann, den sie festgehalten hatten, zu nahe gekommen war, wurde von einem mächtigen Hieb getroffen und taumelte zurück, Ayla hielt noch zwei Steine bereit, zielte auf einen Ober-schenkelmuskel und verschaffte so dem niedergestreckten Mann - einem Mann vom Clan, wie sie vermutete - etwas Luft. Obwohl er am Boden saß, packte er den Mann, der ihm am nächsten war, hob ihn hoch und schleuderte ihn gegen einen anderen Mann.
Die Clan-Frau erneuerte ihren wütenden Angriff und schlug den Mann, mit dem sie gekämpft hatte, schließlich in die Flucht. Die Frauen vom Clan waren es nicht gewohnt, zu kämpfen, aber sie waren ebenso kräftig wie ihre Männer. Und obwohl sich die Frau eher ergeben hätte, als sich gegen einen Mann zu wehren, der ihr Gewalt antun wollte, hatte sie gekämpft, um ihren Gefährten zu verteidigen.
Die jungen Männer hatten jeglichen Kampfgeist verloren. Einer lag bewußtlos neben dem Clan-Mann und blutete aus einer Kopfwunde. Ein anderer rieb sich den Arm und blickte finster auf Ayla, die ihre Schleuder bereithielt. Die anderen waren verletzt und zerschlagen; dem einen schwoll das Auge zu. Die drei, die hinter der Frau hergewesen waren, hockten voller Angst auf dem Boden, zerschunden und mit zerfetzten Kleidern, und zitterten vor dem Wolf, der sie mit entblößten Fängen und bösartigem Knurren bewachte.
Jondalar, der auch etwas abbekommen hatte, was er aber nicht zu bemerken schien, vergewisserte sich, daß Ayla unverletzt war, und musterte den Mann auf dem Boden. Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß es ein Mann vom Clan war. Eigentlich hatte er es gleich gespürt, als sie den Kampfplatz betraten; doch bis zu diesem Augenblick hatte er keinen Eindruck auf ihn gemacht. Er wunderte sich, warum der Mann nicht aufstand. Er zog den Bewußtlosen von ihm weg und drehte ihn um; er atmete. Und dann sah er, warum der Mann nicht aufstehen konnte.
Sein rechtes Bein war gebrochen. Voller Achtung blickte Jondalar auf den Mann. Damit hatte er sechs Männer abgewehrt! Er wußte, daß die Flachschädel stark waren - aber so stark und entschlossen! Der Mann mußte große Schmerzen haben, ließ sich aber nichts anmerken.
Plötzlich tauchte noch ein Mann auf, der sich an der Rauferei nicht beteiligt hatte. Mit gerunzelter Stirn musterte er seine angeschlagene Bande. Voller Unbehagen krümmten sich die jungen Männer unter seinem verächtlichen Blick. Sie wußten nicht, wie sie das, was geschehen war, erklären sollten. Eben
waren sie noch dabei gewesen, die beiden Flachköpfe aufzumischen, die unglücklicherweise ihren Weg gekreuzt hatten, und im nächsten Moment befanden sie sich in der Gewalt einer Frau, die Steine schleudern konnte, eines großen Mannes mit felsenharten Fäusten und des größten Wolfs, den sie je gesehen hatten! Von den beiden Flachschädeln ganz zu schweigen! "Was ist passiert?" fragte er.
"Deine Männer haben endlich auch mal eine Abreibung bekommen", sagte Ayla. "Und du bist als nächster dran."
Die Frau war ihm fremd. Woher wußte sie, daß dies hier seine Bande war? Woher wußte sie überhaupt etwas von ihnen? Sie sprach seine Sprache mit einem seltsamen Akzent; wer mochte sie sein? Die Clan-Frau drehte sich um, als sie Aylas Stimme hörte, und betrachtete sie gründlich - was niemand sonst zu bemerken schien. Der Mann mit der Kopfwunde wachte auf, und Ayla sah nach seiner Verletzung.
"Geh weg von ihm", sagte der Anführer der Bande; doch sein Mut war nur vorgetäuscht.
Ayla warf einen prüfenden Blick auf den Mann und sah, daß er nicht dem Verwundeten helfen, sondern sich nur vor seiner Bande aufspielen wollte.
Sie fuhr mit ihrer Untersuchung fort. "Er wird ein paar Tage lang Kopfschmerzen haben, sonst aber wieder in Ordnung kommen. Hätte ich ihn ernsthaft treffen wollen, wäre er jetzt tot, Charoli."
"Woher weißt du meinen Namen?" sprudelte der Mann heraus und versuchte, seine Furcht zu verbergen. Woher kannte die Fremde ihn?
Ayla zuckte die Achseln. "Wir wissen mehr als nur deinen Namen."
Sie sah zu dem Mann und der Frau vom Clan hinüber. Sie wirk-ten unbeteiligt, doch an ihrer
Weitere Kostenlose Bücher