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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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als würdest du vielleicht noch
lange schlafen.«
»Ich hatte mich gefragt, ob der Tee wohl von Jondalar war.
Aber das Becken mit Wasser hast vermutlich du mir hinge
stellt?«, fragte Ayla. Marthona nickte lächelnd.
Ayla nahm die Zange aus Bugholz, mit der man die Koch
steine packte, klemmte einen Stein vom Feuer in sie ein und
ließ ihn in das Wasser in dem eng gewobenen Teekorb fallen.
Es dampfte und zischte, und die ersten Blasen stiegen auf. Sie
fügte einen weiteren Stein hinzu, holte nach einer Weile beide
heraus und ersetzte sie durch neue. Als das Wasser kochte,
gossen beide Frauen ihre Teemischungen auf. Obwohl der
niedrige Tisch wegen der zusätzlichen Schlaffelle näher zum
Eingang gerückt worden war, blieb reichlich Platz für die Frau
en, um einträchtig nebeneinander auf den Polstern zu sitzen
und ihre heißen Getränke zu schlürfen.
»Ich habe auf eine Gelegenheit gewartet, um mit dir zu reden,
Ayla«, sagte Marthona leise. »Ich habe mich oft gefragt, ob
Jondalar jemals eine Frau finden würde, die er lieben könnte.«
Fast hätte sie »jemals wieder« gesagt, bremste sich aber noch
rechtzeitig. »Er hatte immer viele Freunde und war beliebt,
aber seine wahren Gefühle behielt er für sich, und nur wenige
kannten ihn wirklich. Thonolan war ihm näher als irgendje
mand sonst. Ich war immer sicher, dass sich Jondalar eines
Tages mit einer Frau verbinden würde, aber ich wusste nicht, ob er je zulassen würde, dass er sich verliebte. Ich glaube, jetzt
ist es geschehen.«
»Es stimmt, dass er oft für sich behält, was in ihm vorgeht«,
erwiderte Ayla. »Ich hätte mich fast mit einem anderen Mann
verbunden, ehe ich das erkannte. Obwohl ich Jondalar liebte,
glaubte ich, er hätte aufgehört, mich zu lieben.«
»Ich glaube, es gibt keinen Zweifel daran, dass er dich liebt,
und ich bin froh, dass er dich gefunden hat.« Marthona nahm
einen Schluck Tee. »Und ich war stolz auf dich, Ayla, als du
nach dem Streich Maronas so mutig warst, den Leuten entge
genzutreten ... Vermutlich weißt du, dass sie und Jondalar ge
plant hatten, sich zusammenzutun.«
»Ja, er hat mir davon erzählt.«
»Ich hätte natürlich keine Einwände dagegen erhoben, aber
ich muss zugeben, ich bin froh, dass er nicht sie gewählt hat.
Sie ist eine attraktive Frau, und alle dachten immer, dass sie
genau die Richtige für ihn sei. Ich war da anderer Meinung.« Ayla hoffte, dass Marthona ihr den Grund nennen würde.
Doch die ältere Frau schwieg und nippte an ihrem Tee. Als sie
ihn schließlich geleert hatte und den Becher abstellte, sagte sie:
»Ich würde dir gern etwas zum Anziehen geben, das ein wenig
passender als Maronas Geschenk ist.«
»Du hast mir doch schon etwas sehr Schönes geschenkt«,
sagte Ayla. »Die Halskette von Dalanars Mutter.«
Marthona erhob sich, ging leisen Schrittes in ihren Schlaf
raum und kehrte mit einem Gewand über dem Arm zurück. Sie
hielt es hoch, um es Ayla zu zeigen. Es war eine lange Tunika
in einer zarten Farbe, die ausgebleichten Grasstängeln nach
einem langen Winter glich und mit Perlen, Muscheln, farbigen
Stickereien und langen Fransen verziert, aber nicht aus Leder
genäht war. Als Ayla genau hinschaute, sah sie, dass das Kleid
aus dünnen Faserschnüren oder -faden bestand, die ineinander
verwoben waren wie bei einem Korb, aber sehr viel dichter.
Wie konnte jemand derart feine Fäden auf diese Weise verarbeiten? Das Gewebe ähnelte der Matte auf dem niedrigen
Tisch, war aber noch feiner gewirkt.
»Etwas Derartiges habe ich noch nie gesehen«, sagte Ayla.
»Woraus ist das? Woher stammt es?«
»Ich habe es auf einem speziellen Rahmen gewebt«, antwor
tete Marthona. »Kennst du eine Pflanze namens Flachs? Eine
hohe, dünne Pflanze mit blauen Blüten?«
»Ja, ich kenne eine in der Art, und ich glaube, Jondalar nann
te sie auch Flachs«, sagte Ayla. »Sie hilft bei schweren Haut
problemen, zum Beispiel bei Verbrennungen, wunden Stellen
und Ausschlägen, selbst wenn sie im Mund sind.«
»Hast du sie schon einmal zu einer Schnur zusammenge
dreht?«, fragte Marthona.
»Vielleicht ja, ich weiß es nicht mehr. Aber ich kann mir gut
vorstellen, dass das geht. Die Fasern sind sehr lang.« »Aus solchen Fasern besteht das Kleid.«
»Ich wusste, dass Flachs nützlich ist, aber nicht, dass man
etwas so Schönes daraus machen kann.«
»Ich dachte, du könntest es vielleicht bei deinen Hochzeitsri
ten tragen. Wir werden bald zum Sommertreffen aufbrechen,
beim nächsten Vollmond, und du sagtest, dass du für

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