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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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besondere
Anlässe nichts anzuziehen hast.«
»Oh, Marthona, das ist sehr nett von dir!«, freute sich Ayla.
»Ich habe aber schon ein Hochzeitskleid. Nezzie hat eines für
mich genäht, und ich habe ihr versprochen, es zu tragen. Ich
hoffe, das kränkt dich nicht. Ich habe es den ganzen Weg vom
Sommertreffen im letzten Jahr mitgebracht. Es ist im Stil der
Mamutoi gestaltet, und sie haben besondere Regeln, wie es zu
tragen ist.«
»Ja, es ist sicher am passendsten, wenn du ein Hochzeitskleid
der Mamutoi trägst. Ich wusste einfach nicht, ob du ein geeig
netes Kleid hast, und war nicht sicher, ob wir Zeit haben wür
den, vor der Abreise noch eines zu nähen. Behalt es bitte trotzdem.« Ayla hatte den Eindruck, als sei Marthona erleichtert.
»Es wird vielleicht andere Gelegenheiten geben, bei denen du
etwas Besonderes anziehen möchtest.«
»Danke! Das ist einfach wunderschön!«, sagte Ayla und hielt
das weit geschnittene Kleid hoch und dann an sich hin, um zu
sehen, wie es ihr wohl passen würde. »Man braucht sicher sehr
viel Zeit, um so etwas zu weben.«
»Ja, aber es macht mir Freude. Ich habe meine Arbeitsweise
über viele Jahre weiterentwickelt. Bei dem Rahmen hat mir
Willamar geholfen, und auch Thonolan, ehe er wegging. Die
meisten hier üben ein Handwerk aus, auf das sie sich besonders
gut verstehen. Oft tauschen wir die Dinge, die wir herstellen,
gegen andere ein, oder verschenken sie. Ich bin ein wenig zu
alt, um noch viel zu schaffen, und ich sehe beim Arbeiten nicht
mehr so gut, besonders das, was ich direkt vor mir habe.« »Ich wollte dir doch heute den Fadenzieher zeigen!«, sagte
Ayla und sprang auf. »Ich glaube, das könnte jemandem, der
nicht mehr so gut sieht, das Nähen erleichtern. Ich hole ihn.«
Sie ging zu ihren Gepäcktaschen. Als sie das Nähzeug heraus
zog, fiel ihr Blick auf ein anderes Bündel, das sie mitgebracht
hatte, und sie brachte es mit an den Tisch zurück. »Möchtest du
mein Hochzeitskleid sehen, Marthona?«
»Ja, gern, ich wollte nur nicht fragen. Manche zeigen ihr
Kleid vorher lieber niemandem, damit sie alle überraschen
können.«
»Ich habe noch eine andere Überraschung«, sagte Ayla, wäh
rend sie ihr Hochzeitskleid auspackte. »Aber ich glaube, dir
verrate ich es jetzt schon. In mir hat neues Leben begonnen.
Ich trage Jondalars Kind in mir.«

10
    »Ayla! Bist du dir sicher?«, fragte Marthona freudig. Sie fand allerdings, dass der Satz »Ich trage Jondalars Kind in mir« eine recht merkwürdige Art war, auszudrücken, dass die Mutter sie gesegnet hatte, selbst wenn es wahrscheinlich das Kind seines Geistes war.
    »So sicher sich eine Frau nur sein kann«, erwiderte Ayla. »Zwei Mondzeiten sind ausgeblieben, am Morgen ist mir ein wenig übel, und ich spüre noch einige andere Veränderungen, die gewöhnlich auf eine Schwangerschaft hinweisen.«
    »Wie schön!«, sagte Jondalars Mutter, lehnte sich herüber und umarmte Ayla. »Wenn du bei den Hochzeitsriten bereits gesegnet bist, bringt das Glück. Zumindest sagt man das.«
    An dem niedrigen Tisch sitzend schnürte die junge Frau das mit Leder umwickelte Bündel auf und versuchte aus der Tuni ka und den Beinlingen, die sie während der Reise im vergan genen Jahr quer über den Kontinent bei sich getragen hatte, die Falten herauszuschütteln. Marthona sah sogleich, um was für ein prächtiges Gewand es sich handelte, und achtete nicht mehr darauf, wie zerknittert es war. Damit würde Ayla bei der Hoch zeitszeremonie sicherlich Eindruck machen.
    Vor allem der Stil war einzigartig. Die Zelandonii trugen ge wöhnlich weit geschnittene Tuniken, die über den Kopf gezo gen wurden. An bestimmten Unterschieden und Variationen ließ sich erkennen, ob es sich um Kleider für Männer oder für Frauen handelte. An den Hüften wurden sie von einem Gürtel zusammengehalten und waren oft mit Knochen, Muscheln, Federn oder Fell sowie mit Fransen aus Leder oder Schnüren verziert. Frauenkleider, vor allem solche für besondere Anläs se, hatten oft einen Saum mit langen Fransen, die beim Gehen hin und her schwangen, und junge Frauen lernten rasch, wie sie diesen Effekt einsetzen konnten, um ihre Bewegungen zu beto nen.
    Eine unbekleidete Frau war bei den Zelandonii ein gewohnter Anblick, aber Fransen galten als sehr aufreizend. In ihrer eng zusammengefügten Gemeinschaft, in der es wenig Privatsphäre gab, wurde kaum davon Notiz genommen, wenn jemand die Kleider ablegte, um sich zu waschen oder sich umzuziehen. Fransen aber, insbesondere

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