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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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freilich war weitaus grö ßer. Imposant waren die Hirschbullen vor allem auch durch ihre Geweihschaufeln. Die massiven, wie ein Handteller ge formten Schaufeln fielen jedes Jahr ab, um dann größer nach zuwachsen, und konnten bei einem ausgewachsenen Bullen auf jeder Seite bis zu vier Meter lang werden.
Ayla hatte sich diese Ausmaße bildlich so eingeprägt, dass ein Mann von der Größe Jondalars auf den Schultern eines e benso großen Mannes stand. Durch die Größe der Geweih schaufeln war den Riesenhirschen der Wald, den viele ihrer Verwandten bevorzugten, als Lebensraum verschlossen. Statt dessen hatten sie sich an das offene Flachland angepasst. Sie fraßen Gras, besonders die grünen Spitzen der Hochgräser, und brauchten mehr Nahrung als andere Hirscharten. Sie knabber ten auch an jungen Büschen, Bäumen und blättrigen Kräuter stauden, die sie an Wasserläufen fanden.
Wenn ein Hirschbulle einmal ausgewachsen waren, wurde zwar nicht mehr das Knochengerüst, aber doch das Geweih jedes Jahr größer und erweckte den Eindruck, das ganze Tier würde auch weiterhin höher und breiter werden. Damit ein Bul le die immer schwereren Schaufeln tragen konnte, entwickelte er gewaltige Schulter- und Nackenmuskeln, die sich stetig ver größerten. Auf dem Widerrist ballten sich Muskeln, Sehnen und Bindegewebe zu einem markanten Buckel. Auch die Weibchen hatten einen Buckel, wenn auch einen kleineren. Diese geballten Muskeln ließ den Kopf der Tiere klein erschei nen, insbesondere bei Bullen mit großem Geweih.
Während die Anführer das weitere Vorgehen besprachen, wurden die Tarnungen hervorgeholt. Dann reichten Joharran und einige andere Lederbeutel mit Fett herum. Der Geruch war unangenehm, und Ayla verzog das Gesicht.
»Das stammt von den Moschusdrüsen an den Beinen der Hir sche«, erklärte Jondalar, »und ist mit Fett von der Stelle direkt über dem Schwanz vermischt. Es überdeckt unseren Geruch, falls der Wind plötzlich drehen sollte.«
Ayla nickte und begann, sich das Gemisch auf Arme und Un terarme, Beine und Leisten zu reiben. Jondalar schlüpfte in seine Hirschtarnung, doch Ayla wusste noch nicht recht, wie sie das anstellen sollte.
»Ich zeige dir, wie es geht«, sagte Kareja, die ihre Tarnung bereits übergestreift hatte.
Dankbar ließ sich Ayla dabei helfen, den Umhang anzulegen, der aus einem Hirschfell mitsamt Kopf bestand. Sie nahm das Geweih, das an einer gesonderten Kopfbedeckung befestigt war, in die Hände, verstand aber nicht genau, was sie mit den hölzernen Teilen anfangen sollte.
»Das ist aber schwer!«, staunte sie, als sie sich das Geweih auf den Kopf setzte.
»Und dabei ist das noch ein ziemlich kleines Geweih, von ei nem jungen Bullen«, sagte Kareja. »Es wäre aber auch unklug, den großen Leithirsch denken zu lassen, dass er einen Rivalen vor sich hat.«
»Wie bleibt es im Gleichgewicht, wenn ich mich bewege?«, fragte Ayla, die versuchte, das Geweih in eine günstigere Posi tion zu rücken.
»Dafür sind diese Stützen hier gedacht«, sagte Kareja und be festigte den wenig kleidsamen Kopfschmuck mithilfe der höl zernen Streben.
»Kein Wunder, dass die Riesenhirsche einen so massigen Nacken haben«, sagte Ayla. »Sie brauchen eine Menge Mus keln, damit sie diese Dinger überhaupt tragen können.«
Die Jäger näherten sich der Herde gegen den Wind, damit er den menschlichen Geruch von den empfindlichen Nasen der Hirsche forttrug. Als sie die Tiere sichteten, blieben sie stehen. Die Riesenhirsche waren gerade dabei, von niedrigem Busch werk die zarten jungen Blätter abzufressen.
»Siehst du, wie sie eine Weile äsen und dann aufblicken?«, sagte Jondalar leise. »Dann gehen sie einige Schritte vor und fressen wieder. Wir werden ihre Bewegungen nachahmen. Mach ein paar Schritte auf sie zu und senke dann den Kopf, so als hättest du gerade saftige Blätter gesehen und würdest sie kauen. Dann schau wieder nach oben. Steh dabei vollkommen ruhig da. Schau den großen Bullen nicht direkt an, aber behalte ihn im Auge und rühre dich nicht, wenn er dich ansieht. Wir werden uns jetzt auf die gleiche Art wie sie im Gelände vertei len. Sie sollen denken, wir seien einfach eine andere Hirsch herde, die näher an sie heranrückt. Achte darauf, dass sie deine Speere möglichst nicht sehen. Halte sie senkrecht hinter dei nem Geweih, wenn du vorwärts gehst, und bewege dich nicht zu schnell.«
Ayla hörte den Anweisungen gespannt zu. Sie hatte Jahre damit zugebracht, Tiere zu beobachten,

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