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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Jahr ersetzte oder flickte man die Teile, die heruntergefallen oder verrottet waren und versuchte den Pferch so lange wie möglich instand zu hal ten. Denn es war einfacher, ihn auszubessern, als einen völlig neuen zu errichten, zumal es mehrere davon gab, die auf strate gisch günstige Stellen verteilt lagen.
Der Pferch befand sich zwischen einer Kalksteinwand und steilen Hügeln in einem engen Tal, das auf einer natürlichen Wanderroute der Tiere lag. Der Fluss, der das Tal gegraben hatte, war mittlerweile die meiste Zeit ausgetrocknet, und nur bei heftigen Regenfällen strömte Wasser durch sein Bett. Die Jäger setzten den Pferch nur hin und wieder ein, weil die Tiere rasch zu erfassen schienen, ob eine Route gefährlich war, und sie darauf hin mieden.
Man hatte auch tragbare Zaunteile gebaut, eine Art Banden, mit denen man die in das Tal getriebenen Tiere zu einer Lücke in der Umzäunung hinschleusen konnte. Vor einer Jagd blieb in der Regel genügend Zeit, um einige Leute dafür abzustellen, dass sie hinter den tragbaren Banden stehend jedes Tier, das zur Seite hin auszubrechen versuchte, zur Falle zurückscheuch ten. Da man aber die Jagd auf die Wisente sehr kurzfristig an gesetzt hatte, war noch keiner der Jäger eingetroffen. Ayla fie len einige Leder- und Stofffetzen, Stücke von gewobenen Gür teln sowie Grasruten auf, die man in die Verstrebungen der Banden gesteckt oder mit Steinen beschwert hatte.
»Jondalar«, rief sie, und er kam zu ihr geritten. Sie hatte eine Grasrute - einen Stock, an dem lange Grasbüschel befestigt waren - und ein Stück Leder aufgehoben. »Alles, was flattert oder sich auf unerwartete Weise bewegt, jagt Wisenten einen Schrecken ein, besonders wenn sie rennen. Zumindest war das so, als wir Wisente auf den Pferch des Löwenlagers zutrieben. Man muss damit vor den Augen der Tiere wedeln, die auf den Pferch zusteuern, damit sie nicht zur Seite hin ausbrechen. Meinst du, wir dürfen uns diese ausleihen? Sie könnten uns von Nutzen sein, wenn wir die Herde zu lenken versuchen.«
»Du hast Recht. Dafür sind diese Sachen auch gedacht, und ich bin sicher, niemand hätte etwas dagegen, wenn wir uns einige davon borgen.«
Sie verließen das Tal und steuerten auf die Stelle zu, wo sie die Herde zuletzt gesehen hatten. Die Trampelspur der langsam ziehenden Tiere war leicht zu finden. Die Herde war dem Tal erneut ein Stück näher gerückt. Sie zählte ungefähr fünfzig Wisente - Stiere, Kühe und Jungtiere. Es war die Zeit, da sie sich zu der riesigen Wanderherde zusammenschlossen, in der sie später umherziehen würden.
Zu bestimmten Zeiten des Jahres sammelten sich die Wisente in so großer Zahl, dass es aussah, als schlängele sich ein dun kelbrauner Fluss dahin, aus dem große schwarze Hörner ragten. Später löste sich die Herde wieder in kleinere Gruppen auf. Wisente zogen es aber vor, sich in Herden einer gewissen Min destgröße zu bewegen, denn dies war für sie im Großen und Ganzen sicherer. Zwar kam es oft vor, dass Raubtiere, vor al lem Höhlenlöwen und Wolfsrudel, einen Wisent rissen, doch meist handelte es sich um ein langsames oder schwaches Tier, und die gesunden und starken Tiere wurden verschont.
Ayla und Jondalar näherten sich langsam den Wisenten, die aber kaum Notiz von ihnen nahmen. Pferde waren keine Be drohung für sie. Wolf gegenüber hielten sie dagegen Abstand. Sie nahmen ihn wahr, ohne in Panik zu geraten, und wichen ihm lediglich aus, denn ein einzelner Wolf vermochte ein Tier von der Größe eines Wisents nicht zu Fall zu bringen. Ein durchschnittlicher Wisentbulle erreichte am Buckel zwischen den Schultern eine Höhe von zwei Metern und wog eine Ton ne. Er hatte lange schwarze Hörner und einen Bart, der von den kräftigen Kinnladen aus nach vorne ragte. Die Wisentkühe wa ren kleiner. Bullen wie Kühe waren flink und wendig, konnten steile Abhänge erklimmen und über hohe Hindernisse springen.
Selbst auf felsigem Untergrund konnten sie, den Schwanz er hoben und den Kopf gesenkt, in weiten Sätzen galoppieren. Sie hatten keine Scheu vor Wasser und waren gute Schwimmer; ihr dickes Fell trockneten sie hinterher, indem sie sich im Sand oder Staub wälzten. Meist grasten sie abends und ruhten sich tagsüber wiederkäuend aus. Sie besaßen ein gutes Gehör und eine feine Nase. Ausgewachsene Wisente konnten angriffslus tig und aggressiv werden und waren mit Klauen und Zähnen oder mit Speeren nur schwer zu töten. Wenn man allerdings einen Wisent erlegte,

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