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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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und die Schnüre dann um ihn schlingen und verknoten konnte. Unter der Matte lag ein stabiles Netz aus gedrehtem Flachs, das zwischen zwei Hölzern wie eine Hängematte auf gespannt werden konnte, um den Toten damit bis an den heili gen Ort zu transportieren und ins Grab zu legen.
Shevonar war ein Speermacher gewesen. Jetzt lag sein Werk zeug neben ihm, zusammen mit einigen neuen und halbfertigen Speeren, mit Hölzern, Elfenbein, Feuersteinspitzen, Sehnen, Schnüren und Leim. Mit Sehnen und Schnüren wurden die Spitzen an den Pfeilen befestigt oder kürzere Hölzer zu länge ren Speeren verbunden. Die Wicklung härtete man anschlie ßend mit Baumharz oder Leim.
Relona hatte diese Dinge aus ihrem Wohnplatz mitgebracht. Sie schluchzte, als sie einen Schaftbegradiger in Reichweite seiner rechten Hand platzierte. Das Werkzeug war aus dem Geweih eines Rothirsches gefertigt. Man hatte nur den stabils ten Teil des Geweihs zwischen Kopfansatz und erster Ver zweigung dafür verwendet. Am oberen Ende, wo die Verzwei gung ansetzte, hatte man ein Loch ins Horn gebohrt. Ayla erin nerte sich, dass Jondalar ein ähnliches Werkzeug besaß, das seinem Bruder Thonolan gehört hatte.
Darstellungen von Tieren, darunter ein stilisiertes Bergschaf mit wuchtigen Hörnern, sowie verschiedene Symbole waren in das Horn eingeritzt. Sie dachte daran, wie Jondalar ihr erzählt hatte, dass die Ritzzeichnungen dem Schaftbegradiger Kraft verliehen. Die mit ihm hergestellten Speere sollten gerade und genau fliegen, eine machtvolle Ausstrahlung auf das Tier aus üben, auf das sie gerichtet waren, und es auf der Stelle töten. Dass die Zeichnungen ganz nebenbei auch dem Auge schmei chelten, wusste man ebenfalls zu schätzen.
Während Shevonars Leichnam unter Zelandonis Aufsicht ge schmückt wurde, errichtete Joharran mit einer Gruppe von Männern die Grabhütte, einen provisorischen Unterstand aus Holzpfählen mit einem dünnen Reetdach. Als der Leichnam vorbereitet war, wurde die Grabhütte darüber gestellt und mit Seitenwänden versehen. Die Zelandonia begaben sich in den Unterstand, um ein Ritual durchzuführen, das den umherirren den Geist an den Körper binden und im Inneren des Unterstan des gefangen halten sollte.
Als sie damit fertig waren, mussten alle, die den Körper, aus dem die Lebensgeister gewichen waren, berührt hatten oder auch nur in seine Nähe gekommen waren, rituell gereinigt wer den. Das hierfür geeignete Element war Wasser, insbesondere fließendes Wasser. Alle Beteiligten mussten vollständig in den Fluss eintauchen. Ob sie dies nackt oder bekleidet taten, spielte keine Rolle. Sie liefen den Pfad hinunter, der zum Ufer des Hauptflusses unterhalb des Abri führte. Die Zelandonia riefen die Große Mutter an, dann gingen die Frauen ein Stück fluss aufwärts, die Männer flussabwärts. Die Frauen zogen sich alle aus, aber von den Männern sprangen einige in ihren Kleidern ins Wasser.
Auch Jondalar hatte beim Bau der Grabhütte mitgeholfen und musste sich daher im Fluss reinigen. Anschließend ging er ne ben Ayla den Pfad hinauf, um an einer Mahlzeit teilzunehmen, die Proleva für alle vorbereitet hatte. Marthona ließ sich neben Ayla und Jondalar nieder, und auch Zelandoni gesellte sich nach einer Weile zu ihnen, nachdem sie die trauernde Witwe der Obhut ihrer Familie übergeben hatte. Schließlich schloss sich auch Willamar, der nach Marthona gesucht hatte, ihnen an. Da sie nun von ihr vertrauten Menschen umgeben war, hielt Ayla den Moment für günstig, um nach dem Grabgewand zu fragen.
»Wird jeder nach seinem Tod mit derart aufwendigen Klei dern geschmückt?«, fragte sie. »Shevonars Gewand muss sehr viel Arbeit gekostet haben.«
»Die meisten Leute möchten bei besonderen Anlässen ihre besten Kleider tragen«, antwortete Marthona, »zum Beispiel, wenn sie jemandem zum ersten Mal begegnen. Deswegen gibt es besondere Kleidung für die verschiedenen Zeremonien. Man will einen guten Eindruck hinterlassen und mit der Kleidung zeigen, wo man hingehört und wer man ist. Man weiß nicht, was einen in der nächsten Welt erwartet, aber auch dort will man von Anfang an einen guten Eindruck machen. Und auch dort sollen alle, die einem begegnen, sofort erkennen können, wer man ist.«
»Ich glaube nicht, dass die Kleider in die nächste Welt hinü bergehen«, widersprach Ayla. »Der Geist geht hinüber, und der Körper bliebt hier, meinst du nicht auch?«
»Der Körper kehrt in den Schoß der Großen Erdmutter zu rück«, sagte

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