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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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antwortete, um nur keine Lücke entstehen zu lassen. Wenn sie schwieg, erfuhr sie oft mehr über einen Menschen, als wenn sie ihm eine Frage gestellt hätte.
»Ich erinnere mich, wie Creb mir erzählte, dass der Geist des Höhlenlöwen mich auserwählt habe«, fuhr Ayla nach einer Weile fort. »Er sagte, der Höhlenlöwe sei ein mächtiges Totem, das mir starken Schutz biete. Es sei aber auch nicht leicht, mit einem mächtigen Totem zu leben. Wenn ich gut Acht gäbe, könne das Totem mir helfen und mir bestätigende Zeichen ge ben, dass ich eine richtige Entscheidung getroffen hätte. Er sagte aber auch, dass uns das Totem, bevor es uns etwas gibt, auf die Probe stellt, um zu sehen, ob wir es tatsächlich wert sind. Der Höhlenlöwe hätte mich nicht gewählt, sagte er, wenn ich es nicht wert sei. Vielleicht meinte er damit auch, dass ich fähig sei, es zu ertragen.«
Die Donier war überrascht, wie tief Aylas Verständnis reich te. War das Volk, das sie Clan nannte, wirklich zu solchen Ein sichten imstande? Hätte sie statt Höhlenlöwe Große Erdmutter gesagt, so hätten dies ebenso gut Worte aus dem Mund einer Zelandoni sein können.
»Für Shevonar konnte man nichts mehr tun«, sagte Die, Die Die Erste Ist. »Du konntest nur seine Schmerzen lindern, und das hast du getan. Ihm einen Umschlag zu machen war eine sehr kluge Idee. Hast du das von deiner Clan-Frau gelernt?«
Ayla schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe das noch nie ge macht. Aber er hatte starke Schmerzen, und ich wusste, dass ich ihm wegen seiner inneren Verletzungen nichts zu trinken geben durfte. Zunächst dachte ich an den Rauch der Königs kerze, der bestimmte Arten von Husten lindert, und ich kenne auch andere Pflanzen, die zuweilen in Schwitzhütten verbrannt werden. Aber ich fürchtete, das könnte seinen Hustenreiz noch verstärken, und wegen seiner verletzten Atemsäcke wollte ich das vermeiden. Dann bemerkte ich die Quetschung, obwohl ich vermutete, dass es mehr als nur eine Quetschung war. Der Fleck auf seiner Brust wurde immer schwärzer, und ich weiß, dass einige Pflanzen Quetschungen lindern können, wenn sie auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Eine dieser Pflanzen war mir auf dem Weg vom Pferch hierher aufgefallen. Ich lief zurück, um sie zu pflücken, und sie schien tatsächlich ein wenig zu helfen.«
»Ja, das glaube ich auch«, sagte die Donier. »Vielleicht wer de ich dieses Mittel selbst einmal einsetzen. Du scheinst einen angeborenen Sinn für die Kunst des Heilens zu besitzen, Ayla. Ich denke, es besagt eine Menge über dich, dass dir Shevonars Tod so nahe geht. Jeder gute Heiler, den ich kenne, ist betrof fen, wenn ein Kranker stirbt. Aber mehr hättest du nicht tun können. Die Mutter hatte beschlossen, ihn zu sich zu rufen, und niemand kann sich ihrem Willen widersetzen.«
»Natürlich hast du Recht, Zelandoni. Ich hielt seinen Zustand von Anfang an für aussichtslos, aber ich wollte dich dennoch fragen. Ich weiß, dass du viel zu tun hast, und ich möchte nicht noch mehr deiner kostbaren Zeit in Anspruch nehmen.« Ayla erhob sich, um zu gehen. »Vielen Dank, dass du meine Fragen beantwortet hast.«
Zelandoni sah der jungen Frau hinterher. »Ayla«, rief sie ihr zu. »Könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun?«
»Aber natürlich, Zelandoni.«
»Könntest du, wenn wir zur Neunten Höhle zurückgekehrt sind, etwas roten Ocker ausgraben? Man findet ihn am Ufer des Hauptflusses in der Nähe eines großen Felsens. Kennst du die Stelle?«
»Ja, mir ist der Ocker aufgefallen, als ich mit Jondalar dort schwimmen war. Er ist leuchtend rot. Ich hole dir welchen.«
»Ich werde dir zeigen, wie du deine Hände reinigen sollst und gebe dir einen speziellen Korb für den Ocker, sobald wir zu rück sind.«

14
    Es war ein trauriger Marsch, der sich am folgenden Tag zur Neunten Höhle in Bewegung setzte. Die Jagd war außerordent lich erfolgreich verlaufen, aber man hatte teuer dafür bezahlt. Als die Gruppe die Wohnplätze erreichte, übergab Joharran den Leichnam den Zelandonia, die ihn für die Bestattung vor bereiten würden. Sie brachten ihn zum Ende der Felsnische, nahe der Brücke, die nach Flussabwärts hinüberführte. Dort würden ihn die Zelandonia gemeinsam mit Relona den rituellen Waschungen unterziehen, in ein Grabgewand hüllen und ihm Schmuck anlegen.
    Als Ayla sich gerade auf den Weg zu Marthonas Behausung machen wollte, rief Zelandoni ihr nach: »Ayla, wir werden bald den roten Ocker brauchen, den du mir

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