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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Stück heraus, aber bei Shevonars Verletzungen hätte ich nicht gewusst, wo ich hätte schneiden müssen, um seine Wun den zu behandeln.«
Zelandoni verstand, wie sehr es Ayla bedrückte, dass sie für den Verletzten nur wenig hatte tun können. Sie war gerührt von ihrer Sorge um ihn. Eine gute Gehilfin, dachte sie, würde eben so empfinden.
»Wenn jemand von einem ausgewachsenen Wisent niederge trampelt wird«, erwiderte sie, »kann man nicht viel für ihn tun. Bestimmte Schwellungen oder Verdickungen kann man öffnen, damit die Flüssigkeit darin abfließt, und man kann auch kleine re Dinge wie Splitter oder jenes abgebrochene Stück von einem Messer herausschneiden. Was die Clan-Frau getan hat, war aber sehr mutig. Es ist gefährlich, den Körper zu öffnen. Oft verursacht man eine Verletzung, die schwerwiegender ist als diejenige, die man behandeln möchte. Ich habe schon manch mal gewagt, in einen Körper zu schneiden, aber nur, wenn ich mir sicher war, dass es helfen würde, und es keine andere Mög lichkeit gab.«
»Genauso sehe ich es auch«, kam es von Ayla.
»Außerdem muss man wissen, wie es im Inneren des Körpers aussieht, und es gibt da viele Ähnlichkeiten zwischen Men schen und Tieren. Ich habe schon oft ganz vorsichtig ein Tier zerlegt, um zu verstehen, wie die einzelnen Teile zusammen wirken. Man kann leicht die Röhren erkennen, in denen das Blut vom Herzen kommt, und die Sehnen, die die Muskeln bewegen. Das ist bei fast allen Tieren gleich, aber es gibt auch Unterschiede. So ist der Magen eines Auerochsen anders als der eines Pferdes, und viele Dinge sind auch anders angeord net. Dieses Wissen kann sehr nützlich sein.«
»Ich habe dieselbe Erfahrung gemacht«, bestätigte Ayla. »Ich habe viele Tiere auf der Jagd erlegt und später ausgenommen. Das hat mir sehr geholfen, den menschlichen Körper zu verste hen. Ich bin mir sicher, dass Shevonars Rippen gebrochen wa ren und dass Splitter in seine ... Atemsäcke ...«
»Du meinst die Lungen.«
»Ja, die Atemsäcke ... Ich glaube, dass die Splitter in die Lungen und auch in andere Organe eingedrungen sind. In Ma mutoi würde ich diese Organe ›Leber‹ und ›Milz‹ nennen. Ich weiß nicht, wie sie auf Zelandonii heißen. Sie bluten sehr stark, wenn sie verletzt werden. Weißt du, welche Organe ich mei ne?«
»Ja.«
»Das Blut fand keinen Weg aus dem Körper hinaus, deshalb wurde der Bauch schwarz und hart. Das Blut füllte ihn inner lich an, bis etwas platzte.«
»Ich habe ihn untersucht, und ich stimme mit deiner Ein schätzung überein. Das Blut füllte seinen Magen und einen Teil seiner Gedärme. Ich denke, dass ein Teil seiner Gedärme platz te.«
»Sind Gedärme die langen Röhren, die nach außen führen?«
»Ja.«
»Das Wort kenne ich von Jondalar. Ja, ich glaube auch, dass sie bei Shevonar verletzt waren, aber gestorben ist er an dem Blut, das ihn von innen überschwemmte.«
»Auch der kleine Knochen in seinem linken unteren Bein war gebrochen«, sagte Zelandoni, »ebenso wie sein rechtes Hand gelenk. Aber das hätte beides nicht zum Tod geführt.«
»Nein, wegen dieser Brüche habe auch ich mir weniger Sor gen gemacht. Ich wollte vor allem hören, ob du noch einen Weg gewusst hättest, wie ich ihm hätte helfen können.«
»Es belastet dich, dass du ihm nicht helfen konntest, hab ich Recht?«
Ayla nickte und sah zu Boden.
»Du hast getan, was du tun konntest, Ayla. Wir alle werden eines Tages in die Welt der Geister hinübergehen. Wenn Doni uns ruft, haben wir keine Wahl, ob wir nun jung oder alt sind. Nicht einmal eine Zelandoni hat die Kraft, dies zu verhindern oder auch nur zu wissen, wann es geschieht. Dieses Geheimnis teilt Doni mit niemandem. Sie hat es zugelassen, dass der Geist des Wisents Shevonar im Tausch für die Wisente nahm, die wir genommen haben. Das ist ein Opfer, das sie manchmal ver langt. Vielleicht wollte sie uns daran erinnern, dass ihre Gaben nicht selbstverständlich sind. Wir töten ihre Tiere, um zu leben, aber wir müssen die Gabe des Lebens, die sie uns geschenkt hat, zu würdigen wissen, wenn wir das Leben ihrer Tiere neh men. Die Große Mutter ist nicht immer gütig. Manchmal sind ihre Lektionen grausam.«
»Ja, das habe ich bereits erfahren. Ich glaube nicht, dass die Welt der Geister eine gütige Welt ist. Die Lektionen, sind streng, aber man kann aus ihnen lernen.«
Zelandoni antwortete nicht. Sie hatte festgestellt, dass viele Menschen einfach von sich aus weitersprachen, wenn sie nicht sofort

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