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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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heiligen Bezirk betraten.
    Alle vier trugen lange, gestaltlose Lederumhänge ohne jegli chen Schmuck - eine Art Decke, in die man in der Mitte eine Öffnung für den Kopf hineingeschnitten hatte. Eine Kapuze bedeckte Kopf und Gesicht. Nur für die Augen waren Schlitze hineingeschnitten, nicht aber für Nase und Mund, denn dies waren Körperöffnungen, durch die ein umherirrender Geist allzu leicht Eingang gefunden hätte.
    Die Vermummung sollte verbergen, wer sie waren. Damit sie umherirrenden Geistern, die gern in einen lebendigen Körper geschlüpft wären, keine Angriffsfläche boten, durften keine Symbole, Zeichen oder Abelans sichtbar sein. Sie schwiegen die ganze Zeit über, da bereits der Klang ihrer Stimme sie ver raten konnte. Ein Grab auszuheben war keine Aufgabe, die man jemandem leichten Herzens zuwies. Doch da Joharran die Jagd ausgerichtet hatte und deshalb seiner Meinung nach auch für ihren tragischen Ausgang verantwortlich war, stand für ihn fest, dass er selbst mitgraben musste. Als Helfer hatte er seine Ratgeber Solaban und Rushemar sowie seinen Bruder Jondalar bestimmt. Die Männer selbst konnten einander durchaus noch unterscheiden, aber sie hofften inständig, dass das den Elans, die möglicherweise um sie herum lauerten, nicht ebenso leicht fallen würde.
    Mit den steinernen Breithacken in den harten Boden vorzu dringen war eine anstrengende Arbeit. Hinzu kam, dass die Sonne im Zenit stand. Die Männer schwitzten und bekamen unter den Lederkapuzen nur schwer Luft. Dennoch wäre keiner auf den Gedanken gekommen, sich des Sichtschutzes zu entle digen. Jeder von ihnen wäre imstande gewesen, sich einem Wollnashorn in den Weg zu stellen und erst im letzten Augen blick beiseite zu springen. Doch sich den unsichtbaren Gefah ren des heiligen Grabbezirks auszusetzen, verlangte ihnen we sentlich mehr Mut ab.
    Keiner von ihnen wollte auch nur einen Moment länger in dem umfriedeten Bereich bleiben als unbedingt nötig, und so schaufelten sie das von den Hacken gelockerte Erdreich so schnell heraus, wie sie nur konnten. Die Schaufeln, die sie dazu verwendeten, waren aus großen flachen Knochen, meist Schul terblättern oder Beckenknochen, von großen Tieren hergestellt. Die Knochen waren nach vorne hin zugespitzt und mit Steinen und Flusssand angeschliffen, damit die Arbeit leichter vonstat ten ging. Am anderen Ende des Knochens war ein langer Ast befestigt. Sie schaufelten die ausgehobene Erde auf Lederhäu te, damit man sie darauf vom Rand der Grube wegziehen und für die Menge, die um das Grab herumstehen würde, Platz schaffen konnte.
    Joharran nickte den anderen zu. Die Grube war nun tief ge nug. Sie sammelten die Werkzeuge ein und verließen eilig das Gräberfeld. Noch immer schweigend gingen sie zu einem sel ten von Menschen aufgesuchten Platz, der weit entfernt von den Wohnplätzen lag und den sie zuvor ausgewählt hatten.
    Joharran schlug seine Hacke in den Boden. Dann hoben sie eine Grube aus, die kleiner als die erste war. Sie nahmen die Kapuzen und Umhänge ab, warfen sie in das Loch und schau felten es wieder zu. Die Grabwerkzeuge würden sie an den besonderen Ort zurückbringen, an dem sie aufbewahrt wurden. Sie achteten sorgfältig darauf, dass die Werkzeuge nicht mit der bloßen Haut in Berührung kamen, außer mit den in Ocker getauchten Händen.
    Sie marschierten geradewegs zu einer der vielen kleinen Grotten, die in den Kalksteinwänden am Grund des Tales zu finden waren. Vor dem Grotteneingang steckte ein mit dem Abelan der Zelandonii und anderen Zeichen markierter Pflock in der Erde. Drinnen legten sie die Grabwerkzeuge ab und gin gen rasch wieder hinaus. Einer nach dem anderen packte den Pflock mit beiden Händen und bat die Große Mutter murmelnd um ihren Schutz. Dann folgten sie einem Pfad, der in Serpenti nen hinauf auf das Hochland und zu einer Grotte führte, die von den Zelandonia vor allem für Zeremonien mit Männern und Jungen genutzt wurde.
    Die sechs Zelandonia, die an der Jagd teilgenommen hatten, erwarteten sie bereits. Sie standen zusammen mit einigen Ge hilfen vor dem Eingang zur Grotte. Mit heißen Steinen hatten sie Wasser so weit erhitzt, dass es fast kochte, zudem hatten sie saponinhaltiges Seifenkraut gesammelt. Der Schaum färbte sich rot vom Ocker, der die vier Männer geschützt hatte. Man übergoss ihre Hände und Füße mit dem beinahe unerträglich heißen Wasser, das in ein kleines Erdloch abfloss. Die Wa schung wurde noch einmal wiederholt, um

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