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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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beisam men.
    Das Schluchzen, dachte Ayla, klang nun nicht mehr ganz so verzweifelt, sie schienen sich gegenseitig in ihrer Trauer zu trösten. Auf ein Signal der Ersten halfen die Zelandonia und einige andere, darunter Shevonars Bruder Ranokol, ihnen auf und führten sie vom Grab fort.
    Der Schmerz Ranokols, der seinen Bruder verloren hatte, war ebenso groß wie der Relonas, wenn er auch ganz anders mit ihm umging. Immer wieder zermarterte er sich den Kopf, wa rum Shevonar das Opfer war und nicht er selbst. Sein Bruder hatte eine Familie gehabt, er selbst nicht einmal eine Gefährtin. Ranokol konnte nicht aufhören zu grübeln, wollte aber nicht darüber sprechen. Am liebsten wäre er der Begräbniszeremonie ferngeblieben, und er wäre nie auf den Gedanken gekommen, sich auf das Grab zu werfen. Er wollte sich nur so rasch wie möglich davonmachen.
    »Wir haben Shevonar von der Neunten Höhle der Zelandonii an deine Brust zurückgelegt, Große Erdmutter«, verkündete Zelandoni feierlich.
    Ayla spürte, dass alle, die sich um das Grab Shevonars ver sammelt hatten, auf etwas warteten. Ihre Augen waren auf die große Donier gerichtet. Die Trommeln und Flöten hatten die ganze Zeit über weitergespielt, aber Ayla hatte sie nicht mehr bewusst wahrgenommen und hörte sie erst jetzt wieder, als die Grundstimmung der Musik sich veränderte und Zelandoni zu singen begann:
    Aus dem Chaos der Zeit, im Dunkel verloren
Ward aus wirbelndem Strahl die Mutter geboren, Wird gewahr ihres Seins, sieht des Lebens Wert,
Doch die Erdmutter trauert, denn eins ist ihr verwehrt. Alle anderen antworteten ihr, einige singend, andere rezitie
    rend:
     
    Sie ist allein. Will es nicht sein.
    Die Erste sang weiter:
Aus dem Staub erschafft Sie.
Und es erscheint
Der schimmernde Bruder, Gefährte, Freund.
In Liebe und Freundschaft vergeht Jahr um Jahr. Dann ist sie bereit. Sie werden ein Paar.
Die anderen antworteten wieder mit einem Zwischenvers: Er liebkost ihr Gesicht mit seinem schimmernden Licht. Ayla begriff, dass dies eine allen vertraute gesungene Erzäh
    lung war, auf die sie gewartet hatten. Gebannt lauschte sie, wie Zelandoni die Strophen sang und die anderen stets mit dem Zwischenvers antworteten.
    Der Freund und Gefährte beschert ihr Glück
Doch die Mutter ist rastlos, befragt ihr Geschick.
Sie liebt den Schönen, sie ist ihm gut,
Doch es fehlt die Frucht der Liebesglut.
Der Mutter Begehren ist sich vermehren.
Sie trotzt dem Dunkel, dem grausigen Nichts
Auf der eisigen Suche nach den Quellen des Lichts. Sie kämpft sich durch tosende Stürme und spürt,
Wie das Chaos nach dem Puls ihres Lebens giert. Die Mutter ist herrlich. Die Suche gefährlich.
Sie entreißt dem Chaos die Schöpfungskraft
Und flieht mit dem Funken, der Leben schafft.
Stolz trägt sie ihn im blühenden Schoß,
Sie teilt sein Wachstum, wird stark und groß.
Die Mutter will geben. Sie trägt neues Leben.
Das nachtschwarze Dunkel, die wüste Erde
Erwarten, dass etwas geboren werde.
Ihr Blut, ihr Atem nährt das neue Sein,
Bis drängendes Leben durchbricht ihr Gebein.
Die Mutter erschafft. Sie teilt die Kraft.
Die sprudelnden Wasser füllen Flüsse und Seen,
Lassen Bäume, Blätter und Gräser entstehen.
Das kostbare Nass, von der Mutter geweiht,
Hüllt die Erde in ein üppiges Pflanzenkleid.
Ihre Wasser fließen. Neues Grün darf sprießen.
Hoch lodern die Flammen, denn sie wälzt sich in Pein. Die lebende Frucht will erlitten sein.
Rot wie Ocker gerann in der Erde ihr Blut,
Doch das Kind, das helle, belohnt ihren Mut.
Der Mutter Lohn. Ein leuchtender Sohn.
Ayla stockte der Atem, als sie diese Strophen hörte. Das Lied
    schien die Geschichte von ihr und ihrem Sohn Durc zu erzäh len. In ihr wurde die Erinnerung daran wach, wie sie ihn unter Qualen zur Welt gebracht und erkannt hatte, dass dieses Kind alle Schmerzen wert war. Sie war so glücklich gewesen, dass es Durc gab.
    Mit ihrer prachtvollen Stimme fuhr Zelandoni fort: Das Gebirge stieg auf, spie Flammen vom Grat.
Der Mutter Milch schrieb am Himmel den Pfad.
Sie nährte den Sohn an der bergigen Brust,
Hoch stoben die Funken vor Saugens Lust.
Sein Leben beginnt. Sie nährt ihr Kind.
    Ayla fragte sich, warum ihr diese Geschichte so bekannt vor kam? Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie damit ihre Gedan ken klären. Ja, auf der Reise hierher habe ich von Jondalar et was in dieser Art gehört.
    Er lacht und spielt mit strahlenden Blicken,
Erhellt das Dunkel zu der Mutter Entzücken.
Im Schutz ihrer Liebe wird er

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