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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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kennen können, auch wenn der Künstler vielleicht den Körper einer Frau, die er kannte, zum Vorbild genommen hatte. Ihr Körper war nicht der einer schlanken, jungen Frau mit festen Brüsten wie am Beginn des Erwachsenenlebens und auch nicht sehnig wie der einer Frau, die Tag für Tag das Land nach Nah rung durchstreifte.
Die Donii zeigte eine Frau mit ausladenden Formen, die über einige Lebenserfahrung verfügte. Sie war nicht schwanger, aber sie war es gewesen. Ihr breites Gesäß passte zu den riesi gen Brüsten, die über den mächtigen, etwas schlaffen Bauch einer Mutter hingen, die mehrere Kinder geboren und gestillt hatte. Sie besaß die üppige Figur einer erfahrenen älteren Frau, einer Mutter, aber ihre Gestalt symbolisierte mehr als Frucht barkeit und Fortpflanzung. Damit die Frau so dick sein konnte, musste sie reichlich Nahrung haben und ein sesshaftes Leben führen. Die kleine, geschnitzte Figur sollte wie eine wohlge nährte, erfolgreiche Mutter aussehen, die gut für ihre Kinder sorgte; sie war ein Symbol für Fülle und Großzügigkeit.
Die Wirklichkeit war nicht weit davon entfernt. Manche Jah re waren karg, aber die meiste Zeit lebten die Zelandonii nicht schlecht. Es gab dicke Frauen in ihrer Gemeinschaft; um sie so naturgetreu darstellen zu können, musste der Bildschnitzer ge wusst haben, wie eine beleibte Frau aussah. Das späte Frühjahr, wenn die Wintervorräte beinahe aufgebraucht waren und noch kaum neue Pflanzen sprossen, war oft eine magere Zeit. Das galt auch für die Tiere; im Frühling waren sie knochig und dürr, und ihr Fleisch war zäh und trocken und fettarm, selbst das Knochenmark taugte nicht viel. Bestimmte Nahrungsmittel fehlten in dieser Zeit, aber niemand musste verhungern.
Für all jene, die von dem lebten, was die Natur ihnen bot, die für ihren Lebensunterhalt jagten und sammelten, war die Erde wie eine große Mutter, die ihre Kinder nährte. Sie gab ihnen, was sie brauchten. Sie säten nicht, sie bestellten keine Felder, sie bewässerten kein Land und hielten keine Tiere, die sie vor Raubtieren beschützen oder im Winter füttern mussten. Alles bot sich ihnen dar, wenn sie wussten, wo sie suchen und wie sie ernten mussten. Aber sie durften es nicht als selbstverständ lich betrachten, denn manchmal wurde es ihnen vorenthalten.
Jede Donii, die sie schnitzten, bewahrte den Geist der Großen Erdmutter und war sichtbarer Ausdruck für die Verbindung zu den unsichtbaren Mächten, die ihr Leben beherrschten sowie das, was sie zum Überleben brauchten. Sie war ein magischer Gegenstand und sollte der Mutter zeigen, was sie benötigten, und es ihr auf diese Weise entlocken. Die Donii war eine Dar stellung der Hoffnung, dass essbare Pflanzen im Überfluss vorhanden und leicht zu finden sein würden, dass ihnen gewal tige Tierherden begegnen mochten, die leicht zu jagen wären. Sie war das Symbol einer großzügigen Erde, einer reichen, nie versiegenden Natur und eines guten Lebens. Die Donii war eine idealisierte Gestalt, in ihr beschworen die Menschen die Lebensbedingungen, die sie sich von Herzen wünschten.
»Ich möchte Ayla danken ...«
Sie schreckte aus ihren Tagträumen auf, als sie ihren Namen hörte. Sie vergaß sogar, woran sie gerade gedacht hatte.
»... für ihre Bereitschaft, den versammelten Zelandonia diese neue Art des Feuermachens vorzuführen, und für ihre Geduld mit einigen von uns, die etwas länger brauchten«, sagte die Eine, Die Die Erste Ist.
Aus vielen Richtungen erklang Zustimmung, selbst die Ze landoni der Vierzehnten Höhle schien es ehrlich zu meinen. Dann setzte eine Diskussion um den Verlauf der restlichen Ze remonie und um andere bevorstehende Ereignisse ein, insbe sondere die Hochzeitsriten. Ayla wünschte sich, dass sie dar über ausführlicher sprechen würden, aber stattdessen vertagten sie das Thema. Danach richtete sich die allgemeine Aufmerk samkeit auf die Gehilfinnen und Gehilfen.
Zelandoni, Die Die Erste Ist, erhob sich. »Die Zelandonia bewahren die Geschichte der Menschen.« Ihren Blick hielt sie dabei auf die zukünftigen Zelandonia gerichtet, aber Ayla spür te, dass sie ebenfalls gemeint war.
»Zu der Ausbildung der Gehilfen gehört es, sich die Ge schichten und Legenden der Alten genau einzuprägen. Sie er klären, wer die Zelandonii sind und woher die Menschen kommen. Sie tief im Gedächtnis zu behalten hilft beim Lernen, und Gehilfen müssen vieles lernen. Beschließen wir unsere Zusammenkunft mit der Legende der Großen Mutter,

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