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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ihrem Lied.«
Sie schwieg, und ihr Blick kehrte sich nach innen, während sie aus den Tiefen ihres Geistes eine Geschichte hervorholte, die sie vor langer Zeit gelernt hatte. Es war die wichtigste der Legenden der Alten, weil sie von den Anfängen berichtete. Damit die Legenden leichter zu lernen waren, hatte man sie in Reim und Versmaß gefasst. Manchmal erfanden Menschen, die eine musikalische Begabung besaßen, Melodien, die für andere eingängig waren. Einige Lieder waren so alt und vertraut, dass allein der Klang der Melodie ausreichte, um die Geschichte in Erinnerung zu rufen.
Zelandoni jedoch hatte eine eigene Melodie für das Lied von der Mutter geschaffen und sie hatte sich rasch verbreitet. Nun stimmte sie mit ihrer reinen, starken, klangvollen Stimme das alte Lied an:
Aus dem Chaos der Zeit, im Dunkel verloren
Ward aus wirbelndem Strahl die Mutter geboren,
Wird gewahr ihres Seins, sieht des Lebens Wert,
Doch die Erdmutter trauert, denn eins ist ihr verwehrt.
Sie ist allein. Will es nicht sein.
Ayla überlief ein Schauer, als sie das Lied wieder erkannte, und sie stimmte mit ein, als die Versammelten die letzte Zeile gemeinsam mit der Einen, Die Die Erste Ist, sprachen oder sangen.
Aus dem Staub erschafft sie.
Und es erscheint
Der schimmernde Bruder, Gefährte, Freund.
In Liebe und Freundschaft vergeht Jahr um Jahr,
Dann ist sie bereit. Sie werden ein Paar.
Er liebkost ihr Gesicht mit seinem schimmernden Licht.
Ayla erinnerte sich auch an die letzte Zeile des zweiten Ver ses und sprach sie mit den anderen mit, doch dann hörte sie einige Zeit nur aufmerksam zu und flüsterte die wenigen Worte mit, die sie bereits kannte. Sie wollte sie sich genau einprägen, weil sie die Geschichte liebte, und sie war überwältigt von der Art, wie die Erste sie vortrug. Allein schon beim Klang ihrer Stimme stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie würde das Lied wohl nie singen können, aber sie wollte die Worte lernen. Sie hatte die Version der Losadunai auswendig gelernt, als sie und Jondalar sie auf der Großen Reise besucht hatten, bevor sie das kleine östliche Gletscherplateau überquerten. Doch die Spra che, das Versmaß und ein Teil der Geschichte waren anders. Sie wollte die Geschichte auf Zelandonii lernen und hörte ge spannt zu.
Das nachtschwarze Dunkel, die wüste Erde
Erwarten, dass etwas geboren werde.
Ihr Blut, ihr Atem nährt das neue Sein,
Bis drängendes Leben durchbricht ihr Gebein.
Die Mutter erschafft. Sie teilt die Kraft.
Jondalar hatte ihr unterwegs einige Zeilen vorgesprochen, doch die dramatische Kraft und der klangvolle Vortrag der Ers ten waren unübertrefflich. Auch seine Worte waren nicht die selben gewesen.
Die sprudelnden Wasser füllen Flüsse und Seen.
Lassen Bäume, Blätter und Gräser entstehen.
Das kostbare Nass, von der Mutter geweiht,
Hüllt die Erde in ein üppiges Pflanzenkleid.
Ihre Wasser fließen. Neues Grün darf sprießen.
Hoch lodern die Flammen, denn sie wälzt sich in Pein.
Die lebende Frucht will erlitten sein.
Rot wie Ocker gerann in der Erde das Blut,
Doch das Kind, das helle, belohnt ihren Mut.
Der Mutter Lohn. Ein leuchtender Sohn.
Das Gebirge stieg auf, spie Flammen vom Grat
Der Mutter Milch schrieb am Himmel den Pfad
Sie nährte den Sohn an der bergigen Brust
Hoch stoben die Funken vor Saugens Lust.
Sein Leben beginnt. Sie nährt ihr Kind.
Das war eine der Strophen, die Ayla besonders liebte. Sie er innerte sie an ihre eigene Vergangenheit, besonders der Ab schnitt über ihren Lohn, den wunderbaren Sohn.
Aus dem wirbelnden Nichts schleicht das Chaos heran, Und während sie schläft,
Stürzt er voran und versinkt im wirbelnden Chaos des Nichts, Getäuscht vom Locken der Finsternis.
Ins Dunkel eilt davon. Ihr strahlender Sohn.
So wie Broud ihr ihren Sohn genommen hatte. Zelandoni er zählte die Geschichte so gut, dass Ayla sich ganz in das Schicksal von Mutter und Sohn einfühlen konnte und mit ihnen bangte. Sie beugte sich vor, um nur kein Wort zu zu verpassen.
Da greift in den Kampf ein erneut der Gefährte,
Zu retten den Sohn, den an der Brust sie einst nährte.
Sie werfen sich beide dem Chaos entgegen
Und ringen es nieder. Er beginnt sich zu regen.
Sein erneuertes Strahlen Ist der Lohn aller Qualen.
Ayla atmete seufzend aus und blickte sich um. Auch die an deren waren von der Geschichte völlig gefesselt. Alle Augen waren gebannt auf die mächtige Frau gerichtet.
Und weil die Mutter trauert und schmerzvoll erkennt,
Dass sie und ihr Sohn sind für immer

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